Ewig Dein!

Buchtipp der Woche: Was kann der neue Roman des "Gut gegen Nordwind"-Autors?

Daniel Glattauer hat mit "Gut gegen Nordwind" und dem Nachfolgeroman "Alle sieben Wellen" die Österreicher begeistert und auf den Bestsellerlisten voll abgeräumt. Mit Spannung wurde daher das neueste Werk des Autors erwartet. "Ewig Dein" - wieder ein toller, zeitgerechter Liebesroman? NEWS.AT hat reingelesen - und war überrascht.

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Daniel Glattauer - Ewig Dein!

Yippie, endlich wieder ein Glattauer-Roman zum In-einer-Nacht-Verschlingen! Das dachten sich mit Sicherheit nicht nur wir, als wir "Ewig Dein" in den Händen hielten. Schließlich lässt das Äußere des Buchs auf ein "Gut gegen Nordwind"-Revival hoffen und auch die ersten Seiten stimmten uns positiv. Wie die herrlich normale Judith im Supermarkt den strahlenden Hannes kennenlernt - das ist doch eindeutig was für Glattauer-Fans. Wie sich die Wiener Lampenverkäuferin von der Aufmerksamkeit des charmanten Architekten einwickeln lässt - einfach schön und so Glattauer-mäßig.

Anders als man denkt
Doch dann schleicht sich nach und nach ein anderer Unterton ein. Als Leser merkt man: Judith ist doch gar nicht wirklich verliebt. Und dieser Hannes? Der ist in seiner omnipräsenten Vergötterung doch eindeutig zu viel des Guten... Und warum merken das Freunde und Familie von Judith nicht? Spätestens als Hannes anfängt, seine große Liebe zu terrorisieren und Judith nach und nach an ihrem Verstand zweifelt, ist auch dem letzten "Gut gegen Nordwind"-Fan klar: Mit der erwarteten, ja erhofften, typischen Glattauer-Lovestory hat "Ewig Dein" nichts zu tun. Viel mehr spielt der Autor mit nervenaufreibenden Szenarien, zwischenmenschlichen Abgründen und tiefen Ängsten und bewegt sich damit auf der hauchdünnen Grenze zwischen Beziehungsdrama und Psychothriller.

NEWS.AT-Fazit
Bei "Ewig Dein" hat sich Glattauer etwas getraut. Dem Autor war mit Sicherheit klar, dass große Teile seiner Fanbase auf eine große, moderne Liebesgeschichte im "Gut gegen Nordwind"-Stil wartet. Trotzdem hat er sich an ein anderes Genre herangewagt. Und das mit Erfolg, wie wir finden. Mit der Glattauer eigenen Leichtigkeit und Genauigkeit führt er den Leser durch die unterschiedlichen Phasen des Beziehungsdramas. Man leidet mit Judith. Ärgert sich über ihre Unfähigkeit, sich mitzuteilen. Ist verstimmt auf Freunde und Familie, die nicht überreißen, was wirklich abgeht. "Ewig Dein" hat für den Leser einige durchaus anstrengende Stellen, die aber wichtig für den dramaturgischen Aufbau der Geschichte sind. Umso mehr freut man sich schließlich mit Judith, als sie sich endlich gegen ihr Schicksal wehrt. Eines unserer Lese-Highlights: Die Entwicklung der Beziehung von Judith und Bianca. Das leicht prollige Lehrlingsmädchen wird zur großen Stütze und sorgt für den einen oder anderen Schmunzler in dunklen Phasen der Geschichte. Unser Tipp: "Ewig Dein" sollten Sie lesen. Ganz klar. Aber bitte ohne jegliche Erwartungen auf "Gut gegen Nordwind"-Momente. Und mit dem ehrlichen Versprechen, sich auch auf die andere, etwas dünklere Seite von Daniel Glattauer einzulassen.

Info:
Daniel Glattauer: "Ewig Dein"
Deuticke Verlag, 205 Seiten
18,40 Euro
ISBN 978-3-552-06181-1

Weiterführende Links
Daniel Glattauer
Deuticke Verlag