Schretzmayer leuchtet von innen

Sie tauschte Rampenlicht gegen Mutterrolle. Nun tanzt Doris zurück auf die Bühne.

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Dancing Stars Doris Schretzmayer und Gerhard Egger © Bild: APA/Pfarrhofer

NEWS: Aus dem Rampenlicht zu Heim, Herd, Baby - wie haben Sie die Umstellung erlebt?
Schretzmayer: Jeder Tag war eine Herausforderung. Ich habe mich gefragt: "Was will ich?“ Die Antwort war: "Eine schöne Beziehung zu meinem Kind entwickeln und alle Facetten dieses Mutterseins spüren, auch die unangenehmen.“ Etwa die Isolation, ans Haus gebunden zu sein. Das war der größte Gegensatz zu meinem Leben davor. Dieses Eingeständnis, zuhause sein zu wollen und mir zu erlauben, dem Karrieredruck nicht Folge zu leisten, war das Schwierigste. Ich habe auch gelernt, Ja zur Einsamkeit zu sagen.

NEWS: Klingt sehr spirituell.
Schretzmayer: Religion und Spiritualität haben mich schon immer beschäftigt. Darum geht es doch im Leben: Unsere Aufgabe ist, mit Schmerz, mit Kummer, mit Leere umzugehen, nicht immer nur Erfolg herbeizusehnen. Beides gehört untrennbar zusammen, aber wir sind so konditioniert, immer nach dem Positiven zu streben.

NEWS: Mit "Dancing Stars“ stellen Sie sich einem Millionenpublikum. Wie begegnen Sie Kritik?
Schretzmayer: In erster Linie freue ich mich sehr, tanzen zu lernen und etwas völlig Neues mit großer Intensität zu betreiben. Und ich habe in den letzten Jahren eigene Parameter gefunden, mein Tun zu bewerten. Frauen wird suggeriert, dass sich alles super ausgeht, vier Kinder, glückliche Beziehung, Karriere … Für mich stimmt das nicht. Ich kann nicht alles gleichzeitig bringen und gestehe mir zu, es nicht zu müssen. Ich nehme mich aus diesem Leistungsdruck heraus. Ob "Dancing Stars“ oder Alltag - man wird immer bewertet. Das kann ich nicht ändern. Ich kann aber meinen Umgang damit ändern, mich nicht abhängig davon machen. Ich kann mir ein inneres Zuhause geben, wo ich sage: "Ich habe mein Bestes gegeben. Gut!“

NEWS: Hat Ihnen der Glaube auf diesem Weg geholfen?
Schretzmayer: Ich war bis zu meinem 15. Lebensjahr jeden Sonntag in der Messe, bin mit 22 Jahren aus der Kirche ausgetreten und habe dann einen eigenen Weg gefunden, mit meinen katholischen Wurzeln umzugehen. "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ war etwa der Kernsatz meiner Hochzeit. Zu verstehen, dass es nicht darum geht, den anderen zufriedenzustellen, sondern dass man zuerst sich selbst annehmen muss, damit es auch mit den anderen gut geht, ist eine wichtige Erkenntnis.

NEWS: Haben Sie Glaubenssätze, die Sie begleiten?
Schretzmayer: Mein Weg ist: Vertrauen zu haben, dass es gut so ist, wie es ist, auch wenn es gerade schlecht ist.

NEWS: Begleitet Sie dabei eine gewisse Angstfreiheit?
Schretzmayer: Nein, ich habe viele Ängste. Angst ist auch ein Wegweiser. Wenn ich dieser Angstfratze ins Gesicht schaue und mich frage: Was will sie mir sagen?, kann ich in den Dialog treten und handeln.

NEWS: Sie sind mit Ihrem Mann seit 13 Jahren zusammen. Was brachte Sie gut durch die Zeit?
Schretzmayer: Der Dialog und die Klärung der eigenen Gefühle. Nicht sofort den Partner verantwortlich zu machen, sondern selbst Verantwortung für seine Gefühle zu übernehmen. Manches muss man einfordern, vieles muss man auch sein lassen, sonst wird es uncool, miteinander zu leben.

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