Iraschko-Stolz springt zu Silber

ÖSV-Springerin verpasst bei der Olympia-Premiere die Gold-Medaille nur knapp

Daniela Iraschko-Stolz muss sich bei der Olympia-Premiere im Skispringen der Damen nur der Deutschen Carina Vogt geschlagen geben. Die Bestweite im zweiten Durchgang ist am Ende zu wenig, die Halbzeitführende Vogt rettet 1,2 Punkte für die Gold-Medaille. Iraschko-Stolz war nach Durchgang eins nur auf Rang fünf gelegen. Bronze ging an die Französin Coline Mattel.

von
© Video: pro.media kommunikation/Christian Jost

In einer dramatischen Entscheidung hat Daniela Iraschko-Stolz am späten Dienstagabend Ortszeit die insgesamt vierte ÖOC-Medaille bei den XXII. Winterspielen in Sotschi geholt.

Nach dem ersten Durchgang war sie erstaunlich gut gelaunt zu ihrem Trainer Harald Rodlauer gegangen und gemeint "dann muss ich jetzt einen richtigen Supersprung machen". Gesagt, getan. Ein Jahr nach ihrer schlimmen Knieverletzung, wegen der sie die WM in Val di Fiemme versäumt hatte, knallte sie im Finale als fünftletzte Springerin dieser Olympia-Premiere der Damen mit 104,5 m die Bestweite in den Auslauf.

Favoritin Takanashi geht leer aus

"Es war sehr, sehr eng an der Spitze und der Sprung war wirklich hammer-gut", freute sich die Eisenerzerin im Auslauf. Eine verwackelte Landung kostete ihr Gold, doch sie überholte der Reihe nach Evelyn Insam, Coline Mattel und Weltcup-Dominatorin Sara Takanashi, die sogar leer ausging

Iraschko-Stolz, die auch nur einen Punkt Vorsprung auf die "bronzene" Mattel aufwies, wollte keinesfalls der nur um 1,2 Zähler verpassten Goldmedaille nachtrauern. Zumal sie 2009, bei der WM-Premiere in Liberec ebenfalls als Favoritin nur "Blech" geholt hatte. "Ich war schon froh, als ich die Bronzemedaille gehabt habe. Mir tut es auch wirklich leid für die Takanashi Sara, die war ein gleiches Nervenpaket wie ich heute", dachte sie in der Stunde der Freude an die 17-jährige Japanerin.

Karriere-Ende? Von wegen!

"Gerade bei so einem Event ist es so schwierig, eine Medaille zu machen, weil eben nur zwei Sprünge zählen", weiß Iraschko-Stolz, die nun keineswegs daran denkt, ihre Karriere zu beenden. "Da wäre ich doch schön blöd, ich kann jetzt davon leben."

Auch ihr Trainer Harald Rodlauer, der die ehrgeizige Steirerin seit 20 Jahren kennt, war überglücklich. "Es war heute ein interessanter Tag. Wir haben gewusst, wir sind sehr gut aufgestellt. Im ersten Durchgang war sie vielleicht übermotiviert, war zu aggressiv im ersten Drittel. Sie hat dann gesagt nach dem ersten, 'jetzt klopfe ich einen runter'. Und das hat sie fantastisch gemacht", freute er sich. Dem Gold wollte auch er nicht nachtrauern. "Man muss dankbar sein für diese Medaille. Vor einem Jahr hat man nicht gewusst, ob sie noch einmal Skispringen kann."

Chiara Hölzl - Versprechen für die Zukunft

Die erst 16-jährige Salzburgerin Chiara Hölzl beendete den Wettkampf auf Rang 25. "Ich habe mich irrsinnig für die Dani gefreut und habe auch noch nach dem ersten Durchgang noch an sie geglaubt. Es war zwar irrsinnig knapp auf Gold, aber mit Silber muss man sich auch zufriedengeben", sagte Hölzl.

Gratulationen gab es auch aus dem Skisprunglager der Herren: Michi Hayböck, Thomas Diethart sowie die Trainer waren wie auch ÖOC-Präsident Karl Stoss im Stadion. "Wir haben voll mitgefiebert und freuen uns alle sehr darüber, jetzt haben wir Springer einmal die erste Medaille. Jetzt tun wir uns hoffentlich auch leichter nachher", sagte etwa Hayböck, der ebenfalls als Favorit ins Normalschanzen-Springen gegangen war und dann "nur" Platz fünf erreichte.

Lob von Herren-Cheftrainer Pointner

ÖSV-Herren-Cheftrainer Alexander Pointner war ebenfalls happy. "Es freut mich total für die Damen, dass die Dani beim ersten olympischen Antreten eine Medaille gemacht hat. Der zweite Sprung war richtig gut. Es ist Richtung 'Hillsize' schwer, einen Telemark zu machen und man darf nicht vergessen, dass sie letztes Jahr schwer verletzt war", erinnerte Pointner. "Sie hat heute aber Silber gewonnen, und nicht Gold verloren. Wenn in der eigenen Sparte eine Medaille gemacht ist, ist es großartig."

Ganz oben stand eine nicht überraschende Olympiasiegerin, die aber nach acht Weltcup-Podestplätzen in dieser Saison keine Unbekannte ist. Vogt holte das erste Skisprung-Gold für Deutschland in einem Einzelbewerb seit Jens Weißflog 1994. "Ich kann es überhaupt nicht fassen. Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden. Es hat im Weltcup noch nicht für ganz oben gereicht. Dass es dann ausgerechnet hier reicht, ist unfassbar."

Das Ergebnis im Detail

1. Carina Vogt (GER) 247,4 Punkte (103,0 Meter/97,5)
2. Daniela Iraschko-Stolz (AUT) 246,2 (98,5/104,5)
3. Coline Mattel (FRA) 245,2 (99,5/97,5)

4. Sara Takanashi (JPN) 243,0 (100,0/98,5)
5. Evelyn Insam (ITA) 242,2 (98,5/99,0)
6. Maja Vtic (SLO) 241,9 (100,5/100,5)
7. Yuki Ito (JPN) 241,8 (97,5/101,0)
8. Maren Lundby (NOR) 235,5 (97,0/100,0)
9. Line Jahr (NOR) 234,6 (97,5/98,5)
10. Jessica Jerome (USA) 234,1 (97,0/99,0)
Weiter:
25. Chiara Hölzl (AUT) 207,1 (92,0/96,0)

Alle Ergebnisse, Termine und die Medaillenentscheidungen LIVE im Olympia-Center von NEWS.AT!

Und hier geht's zur mobilen Version des NEWS.AT-Olympia-Centers!

Kommentare

Seite 1 von 1