Daisy Ridley: Wie man seinen
inneren Jedi finden kann

Die Britin Daisy Ridley ist mit einer einzigen Rolle schlagartig bekannt geworden: Als toughe Schrottsammlerin und Kämpferin Rey im "Star Wars"-Universum. "Der Aufstieg Skywalkers", der am Mittwoch (18. Dezember) ins Kino kommt, zeigt Ridley noch einmal mit Lichtschwert. Im Interview verrät die 27-Jährige nichts über die Handlung, aber eine "ziemlich monumentale" Geschichte.

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Nachgefragt - Daisy Ridley: Wie man seinen
inneren Jedi finden kann

Ihr erster großer Film war 2015 "Episode VII: Das Erwachen der Macht" von Regisseur J.J. Abrams. Nun übernimmt Abrams auch im neuen Film wieder die Regie. Waren Sie froh, dass er zurückgekommen ist?
Ridley: Ja. Ich habe zu dem Zeitpunkt gerade in Kanada gedreht und wir waren mitten im Nirgendwo. Dann läutete mein Handy (...). Es war Produzentin Michelle Rejwine. Und sie sagte: "Hey, ich wollte dich nur wissen lassen: J.J. ist zurück." Und ich fing sofort an zu weinen. Denn zum einen hat er mit mir diese Reise begonnen, er hat mich gecastet. Und zum anderen ist er ein fantastischer Mensch.

Wie haben Sie sich als Mensch in der Zeit verändert?
Bei meinen ersten Erfahrungen am Set habe ich öfter gesagt: "Oh sorry, ich habe da noch eine Frage." Und die Leute meinten: "Oh klar, welche?" Und dann hörten sie einem wirklich zu. Das hat mir mehr Selbstvertrauen gegeben. Wahrscheinlich bin ich auch etwas mutiger geworden. Bei dem Film habe ich Sachen gemacht, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich das schaffen würde.

»Bleib dir selbst treu. Umgib dich mit guten Menschen«

Was denn zum Beispiel?
Den großen Sprung im Trailer, den viele gesehen haben. Wenn du in neun Metern Höhe an Seilen hängst, zwei Männer dich halten und du weißt, wenn die dich fallen lassen, wärst du hinüber. Du hängst da kopfüber und sagst: "Hey Leute, ich brauche mal ein wenig Hilfe." Ich hätte mir nicht vorstellen können, so etwas zu machen. Man lernt wirklich, anderen Menschen zu vertrauen.

In den Filmen sieht man, wie aus Ihnen ein Jedi wird. Glauben Sie, dass man seinen inneren Jedi finden kann? Und wie macht man das?
Bleib dir selbst treu. Umgib dich mit guten Menschen. Und kämpfe für die gute Sache, auch wenn es schwierig ist. Auch wenn es für einen Opfer bedeutet, muss man versuchen, das zu tun, was für alle richtig ist, nicht nur für einen selbst.

Gibt es einen Kampf, den Sie noch führen wollen?
Ich habe das Gefühl, dass es momentan wirklich eine ziemlich düstere Zeit ist. Aber gleichzeitig auch eine großartige Zeit. Denn viele Leute dachten lange, sie hätten keine Stimme. Aber nehmen wir Greta Thunberg: Sie ist 16 Jahre alt und kann sich klarer ausdrücken als viele andere. (...) Es geht nicht immer nur darum, große Dinge zu ändern, man kann kleine Dinge versuchen, die wichtig sind.

»Es ist ein Film - aber bedeutet vielen Leuten etwas«

Gibt es eine Wohltätigkeitsorganisation, die Sie unterstützen?
Ja, es gibt verschiedene Dinge. Ich unterstütze David Oyelowo, er hat ein großartiges Projekt in Nigeria für Opfer von Boko Haram. Sie unterrichten Mädchen und versuchen, Menschen einen Weg zur Bildung zu verschaffen. Sie organisieren auch den Ersatz von Hüft- und Kniegelenken, weil Kinder häufig mit der Schule aufhören müssen, weil ihre Eltern nicht mehr arbeiten können. Das ist cool.

Von Ihnen gibt es inzwischen Spielfiguren und andere Merchandiseartikel. Finden Sie, dass die Ihnen ähnlich sehen?
Manche von denen sind sehr gut. Aber neulich hat mich jemand gefragt, warum ich da oft so wütend aussehe. Das hat auch meine Mutter gesagt: "Warum machst du so ein böses Gesicht?" Ich kann dann nur sagen: "Ich treffe die Entscheidung nicht, keine Ahnung."

Manche Mädchen verkleiden sich wie Rey. Wie fühlt es sich an, für manche eine Heldin zu sein?
Ein Erlebnis war großartig: Meine Mutter hat von einem Kollegen erzählt. Er habe über seine Tochter gesprochen, sie sei immer ein bisschen ängstlich gewesen. Und dann habe sie den Film gesehen und jetzt wolle sie herumrennen und Sachen machen. Das ist toll. Das zeigt auch die Kraft des Kinos. Es ist ein Film - aber bedeutet vielen Leuten etwas.

»Ich habe keine Idee, was ich noch machen will«

Haben Sie mal "Star Wars"-Schöpfer George Lucas getroffen?
Ich habe ihm mal kurz auf dem roten Teppich getroffen. Ich meinte nur: "Hey George, Danke irgendwie. Du hast das ja alles erschaffen". Aber das war es dann im Grunde auch.

Carrie Fisher hat Prinzessin Leia gespielt, ist aber 2016 gestorben. Im Trailer gibt es eine Szene, in der man Sie zusammen mit ihr sieht. Dafür wurden ältere Aufnahmen verwendet. Wie fühlt es sich an, das zu sehen?
Das Ganze ist sehr emotional. Und ich denke, für die Leute, die das Ganze geschnitten haben, die das ganze Material aus den Episoden fünf, sechs, sieben durchgegangen sind, um etwas für Episode neun rauszuziehen, muss es noch komischer gewesen sein. Denn die sehen ja nicht nur die Aufnahmen von Carrie, sondern auch die ganzen Momente dazwischen, die den Menschen zeigen, nicht die Rolle. (...) Leia ist ein zentraler Punkt im Film. Sie ist nicht nur ein bisschen dabei, sondern es geht um Leias Entwicklung und der Film gibt einem ein größeres Verständnis für ihre Person.

Welche Projekte wollen Sie unbedingt noch machen?
Ich habe einen brillanten Agenten, der mir großartige Dinge schickt. Ich habe keine Idee, was ich noch machen will. Aber ich denke, wenn ich etwas lese und das gut finde, kann ich mir jetzt vertrauen und auch meinem Agenten. Ich habe da noch keinen Plan.

Zur Person: Als der erste "Star Wars"-Film in den 1970ern entstand, war Daisy Ridley noch nicht geboren. Ihre Figur Rey ist heute eine der wichtigsten der Weltraumsaga. Die 27-Jährige ist nach "Episode VII: Das Erwachen der Macht" und "Episode VIII: Die letzten Jedi" nun im letzten Film der Trilogie zu sehen. Als sie ihrer Familie damals erzählte, dass sie in "Star Wars" mitspielen wird, seien die schon im Pyjama gewesen, erinnert sich Ridley in Berlin. Von anderen Bekannten habe sie später liebe E-Mails, Briefe und Karten bekommen.