Neuer Super-Virus

IT-Experten entdecken hochkomplexen Virus. 5.000 Computer im Nahen Osten betroffen.

IT-Experten haben einen neuen Computerschädling entdeckt, der vor allem Rechner im Nahen Osten und dem Iran ausspionieren soll und ein Nachfolger der gegen das iranische Atomprogramm gerichteten Cyberwaffe Stuxnet sein dürfte. Die israelische Regierung bestätigte nicht, hinter dem Virus mit Namen Flame zu stehen, erklärte solche Cyberwaffen allerdings für vorteilhaft im Atomstreit mit dem Iran.

von Cyber-Attacke "Flame" - Neuer Super-Virus © Bild: Thinkstock

Der Virus wird derzeit in mehreren Ländern aktiv als Cyberwaffe eingesetzt, warnte das russische Antivirus-Unternehmen Kaspersky Lab. Die Komplexität und Funktionalität der neu entdeckten Schadsoftware übersteige die aller bisher bekannten Viren. Firmenchef Eugene Kaspersky setzte Flame in eine Reihe mit den Sabotageprogrammen Stuxnet und Duqu. Der Computerwurm Stuxnet, der eine Steuerungsanlage von Siemens manipulieren kann, hatte offenbar vor allem das Ziel, Atomanlagen im Iran zu sabotieren. Duqu ist eine Stuxnet-Variante, die zusätzlich die Aufgabe hat, Industrieanlagen auszuspionieren.

Der israelische Vize-Regierungschef Moshe Yaalon erklärte, der Einsatz eines Virus sei "sinnvoll" im Kampf gegen die Bestrebungen des Iran, eine Atomwaffe zu entwickeln. Die Regierung in Teheran bestreitet solche Absichten. "Israel ist gesegnet, ein technologisch reiches Land zu sein", sagte Yaalon am Dienstag im israelischen Armee-Rundfunk. Viren wie der kürzlich entdeckte "eröffnen uns alle Möglichkeiten".

Iran ist sauer
Die Regierung im Iran reagierte auf die Berichte über Flame mit einer scharfen Attacke auf Israel. Der iranische Außenamtssprecher Ramin Mehmanparast sagte auf einer Pressekonferenz in Teheran, Flame sei "nichts Wichtiges". "Es gibt nun mal illegitime Regime, die nur eines im Sinn haben: Verbreitung von Viren, um anderen Ländern zu schaden. Man sollte daher versuchen, nicht nur diese Viren, sondern auch die Ursache dieser Viren auszutrocknen."

Die Experten von Kaspersky stehen bei der Entschlüsselung des Virus nach eigenen Angaben noch am Anfang. Flame habe 20 Mal mehr Quellcode als Stuxnet, mit dem iranische Anlagen zur Urananreicherung angegriffen und Zentrifugen zerstört wurden, hieß es. Er soll 20 Megabyte umfassen. Eine iranische Agentur für Datensicherheit teilte über ihre Webseite mit, Flame habe eine "enge Verbindung" zu Stuxnet und sei möglicherweise für Cyberangriffe verantwortlich, die nach iranischen Angaben jüngst kürzlich für umfangreiche Datenverluste in einigen Computersystemen des Landes gesorgt hatten. Flame könne laut Kaspersky Daten sammeln, die Einstellungen des befallenen Computers verändern, das Mikrofon einschalten, um Gespräche mitzuschneiden, Screen-Shots machen und Chat-Konversationen aufzeichnen.

Vielfältige Verbreitung
Das Programm, das für Windows-PCs entwickelt wurde, verbreitet sich demnach über infizierte USB-Sticks, manipulierte E-Mails und Websites sowie über lokale Netzwerke (LAN). Flame wird durch externe Computer über das Internet gesteuert. Erste Infektionen konnten bis zum August 2010 zurückverfolgt werden. Betroffen sind rund 5.000 Computer weltweit. Die meisten Infektionen seien im Iran entdeckt worden (189 Fälle), danach folgen Israel/Palästina (98), der Sudan (32), Syrien (30) der Libanon (18) und Saudi-Arabien (10). Eugene Kaspersky sagte, Flame sehe wie eine neue Phase im Cyberkrieg aus. "Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Cyberwaffen einfach gegen jedes Land eingesetzt werden können. Und im Gegensatz zur konventionellen Kriegsführung sind vor allen die weiter entwickelten Länder am meisten anfällig."

Kommentare

Sehr gut! Insbesondere der kriegslüsterne Iran muss mit allen Mittel in die Schranken gewiesen werden bis er sämtliche Auflagen der UN erfüllt hat. Daher sind auch die Sanktionen weiter zu verschärfen.

Seite 1 von 1