CSI-Vienna: Auf Spurensuche

So real sind TV-Serien wie "CSI" - NEWS.AT zu Gast bei den Tatortermittlern der Polizei

von
© Video: NEWS.AT

In einem von außen unscheinbaren Gebäude in Wien-Alsergrund versteckt sich eine der wichtigsten Einheiten der Polizei - die Zentralstelle für Tatortermittler. Sie sammelt DNA-Material, untersucht Blutspuren und Patronenhülsen und macht Fingerabdrücke sichtbar. Ihre Beweise führen häufig auch zur Lösung des Falles. "Der Sachbeweis zählt immer mehr. Die meisten Fälle werden aufgrund unseres Spurenmaterials geklärt", sagt Chefinspektor Friedrich Unger, Leiter der Tatortgruppe in der Wiener Kriminaldirektion.

Die Zentralstelle für Tatortermittlung in Wien umfasst derzeit 20 Beamte. Sie beschäftigt sich mit Kapitalverbrechen wie Mord oder Totschlag. Seit 1991 gibt es die "CSI Vienna" in ihrer jetzigen Form. In vier- bis fünfköpfigen Teams rücken die Ermittler zum Tatort aus - bewaffnet und in speziellen Fahrzeugen. Insgesamt drei Kleinbusse, ausgerüstet mit allen nötigen technischen Gerätschaften, stehen zur Verfügung. Von Gummihandschuhen und Sicherheitsanzügen über Spurensicherungskoffer und Absperrbänder bis hin zu den durchnummerierten Spurenkarten: Die wichtigste Ausrüstung fährt im Einsatzfahrzeug mit.

Realität und Fiktion

"Würde man die Wirklichkeit zeigen, wäre das äußert langweilig. Ein Großteil unserer Arbeit besteht aus Schreibtisch- und Laborarbeit - wenig Spannung, wenig Spektakuläres", teilt Unger mit. Parallelen zu den TV-Serien seien aber durchaus vorhanden. Gewisse technische Mittel, die bei "CSI" gezeigt werden, kommen auch bei "CSI Vienna" zum Einsatz. Der Blutschnelltest, die Dampfkammer und auch das Sichtbarmachen von Spuren durch unterschiedliche Lichtquellen sind reale Hilfsmittel der österreichischen Tatortermittler, so der Chefinspektor. "Blutspuren können durch chemische Mittel teilweise noch nach Monaten oder Jahren sichtbar gemacht werden", sagt Unger. Und er gesteht: Die Serie "CSI Las Vegas" hat er selbst gerne verfolgt. "Beeindruckt hat mich Gil Grissom, der die CSI-Abteilung sehr ruhig und besonnen führt. So versuche ich auch meine Abteilung zu leiten, denn Stress ist bei uns völlig fehl am Platz", teilt der Chefinspektor mit.

"'CSI Las Vegas' hat eine Traum-Dienststelle"

Im Fernsehen werde aber doch einiges beschönigt. Die optimale Dienststelle, bei der Tatortermittler, Gerichtsmediziner und Laboranten Tür an Tür sitzen und nur darauf warten die Spuren zu analysieren, existiere in der Wirklichkeit nicht. "Das wäre eine Traum-Dienststelle", sagt der Experte. Und tatsächlich führen uns die Tatortermittler quer durch das verwinkelte Gebäude. Um von den Räumen der Ermittler zur Ballistik oder ins Labor zu gelangen, muss man einige Treppen und Meter zurücklegen, verlässt das Gebäude auf der einen Seite und geht auf der anderen wieder hinein - ein kleiner Spaziergang. Auch seien die Ergebnisse nicht wie in "CSI" binnen weniger Stunden verfügbar, teilt Unger mit. Und praktisch 24 Stunden am Tag würden seine Ermittler sicher nicht arbeiten. "Manche Fälle sind innerhalb einer Woche spurenmäßig abgeschlossen, an anderen arbeiten wir zwei bis drei Wochen oder länger", sagt der Chefinspektor.

Ausgewertet werden die Spuren wieder wo anders. Wird beispielsweise Blut gesichert, verpacken es die Ermittler und schicken die Spur dann je nach Auftrag ins entsprechende gerichtsmedizinische Institut. Schusswaffenspuren werden an das Bundeskriminalamt weitergegeben. Das passiert, damit die Objektivität gewährleistet ist. Einem Tatortermittler könne man daher nicht vorwerfen, die Auswertung manipuliert zu haben, so Unger. Lediglich daktyloskopische Spuren (Daktyloskopie bedeutet Fingerabdruckanalyse; Anm. der Red.) werden im Gebäude untersucht.

Spurensuche im Fall Jack Unterweger

Friedrich Unger ist seit 1991 Mitglied der Tatortabteilung. Er hat unter anderem bei der Spurensuche im Fall Jack Unterweger und der verschwundenen Saliera mitgeholfen. In der Causa Unterweger hat Unger in dem ehemaligen Auto des Verdächtigen ein Haar einer Frau gefunden. Wie sich später herausstellte, handelte es sich dabei um das Haar eines Mordopfers.

Abgestumpft sei er durch seine Arbeit noch nicht, erklärt der Chefinspektor. "Ein schweres Verbrechen, eine Bluttat ist immer erschütternd, wenn man an einen Tatort kommt". Bei der Arbeit seien die Ermittler sehr professionell, man blende alles Schockierende aus. Erst später spreche man mit seinen Kollegen über den Fall. Routine sei ein Verbrechen für ihn aber nie, so Unger.