Die Tochter eines
Terroropfers klagt an

Nach dem Attentat von Wien hat sich der Staat aus der Verantwortung verabschiedet -nun klagt die Tochter eines Terroropfers an: Ihre Familie steht vor dem Nichts, doch die Politik kümmert das wenig.

von Cover-Story - Die Tochter eines
Terroropfers klagt an © Bild: News/Herrgott

Der Attentäter hatte sein Zastava-Sturmgewehr auf Dauerfeuer gestellt und blindwütig auf den Schatten geschossen, der sich da hinter der durchsichtigen Türe bewegte. Sechs Projektile des Kalibers 7,62 x 39 mm durchsiebten die Hartglastüre -der Mann dahinter hatte keine Chance: Qiang, 40, Betreiber eines China-Lokals an den Ausläufern des Schwedenplatzes, hatte sich nur kurz aus der Deckung gewagt, um die Türe zu verriegeln, um so zumindest seine Mitarbeiter in Sicherheit zu bringen. Ein paar Minuten später war er tot.

Vier Menschen hatte der vorbestrafte Terrorist Kujtim F., 20, an diesem 2. November 2020 auf seinem Amoklauf durch das Wiener Bermudadreieck erschossen, 23 weitere wurden teils schwer verletzt. Stunden danach sollte Innenminister Nehammer "vom schwersten Tag für Österreich seit vielen Jahren" sprechen und Bundeskanzler Kurz sogar von einem "Kampf zwischen Barbarei und Zivilisation".

Kein Zeichen der Zivilisation

Nun, knapp vier Monate später, sitzt die 20-jährige Austrochinesin Kewen, genannt Wendy, in der Kanzlei ihres Anwalts Karl Newole und wartet noch immer auf so etwas wie ein erstes Zeichen aus dieser Zivilisation. "Der Mann hinter der Glastüre war mein Vater", sagt sie, "und sein Tod hat unsere ganze Familie zerstört. Aber dem Staat scheint das völlig egal zu sein."

Was umso schwerer wiegt, als die Behörden zwar keine unmittelbare Schuld an dem Blutbad trifft, das der Wiener Islamist da am Allerseelentag anrichtete. Wohl aber daran, das legt der Bericht einer Untersuchungskommission nahe, dass er an diesem lauen Spätherbstabend überhaupt in Besitz von Waffe und Munition war. Newole meint, dass der Attentäter wieder in Haft zu nehmen und das Attentat damit zu verhindern gewesen wäre. "Die Republik darf sich jetzt nicht aus der Verantwortung stehlen", sagt er.

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