Heinz Fischer:
Das Gewissen Österreichs

Er hat Jahrzehnte österreichischer Politik miterlebt und geprägt. Nun wird Altbundespräsident Heinz Fischer 80 und ist noch immer hellhörig für gefährliche Tendenzen. Er will kein Mahner sein, doch er redet Regierenden und den Menschen im Land ins Gewissen -und bleibt stets Optimist.

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Das Gewissen Österreichs

Sie waren 65 Ihrer fast 80 Lebensjahre politisch aktiv und immer ein Mann des Ausgleichs. Heute herrscht in der Politik ein viel rauerer Ton. Warum ist das so?
Ja, der Ton ist rauer geworden, das Bemühen um Konsens deutlich schwächer. Jene, die derzeit an der Regierung sind, meinen: "Wir haben zu hundert Prozent recht, die anderen haben zu null Prozent recht." Daher gibt es auch nicht viel zu verhandeln. Vor ein paar Tagen drehe ich den Fernseher auf und sehe den Innenminister im Parlament auf der Regierungsbank, bei einer Sondersitzung zur BVT-Affäre. Der Minister ist dem Nationalrat verantwortlich, soll Rede und Antwort stehen und sagt wörtlich: "Ich habe recht, und Sie haben unrecht." Da hab ich mir gedacht: Da fehlt etwas. Nämlich das Gefühl, dass wir in einer pluralistischen und liberalen Demokratie leben, wo diese Einstellung eines Ministers gegenüber einem Parlamentarier extrem deplatziert ist.

Wo führt das hin?
Natürlich gibt es viele, die in die Vergangenheit blicken und sagen: Das ist eine gefährliche Entwicklung. Wir haben schon einmal erlebt, dass die Gegensätze immer größer werden und dann die Entwicklung unkontrollierbar wird. Aber ich bin Optimist und hoffe, dass sich die Geschichte nicht wiederholt. Die alte Koalition hat offenbar zu lange gedauert und auch Fehler gemacht, sodass jetzt das Pendel in die andere Richtung ausschlägt, nämlich alle Tugenden einer großen Koalition und einer Sozialpartnerschaft über Bord zu werfen. Ich hoffe, dass sich das nicht ins Extreme steigert, sondern sich zeitgerecht die Vernunft durchsetzt.

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