Mozarts Liebesschule

Graham Vick und Speranza Scappucci zeigen "Così fan tutte" als dramaturgisches und musikalisches Pointenfeuerwerk an der Oper in Rom

Charme, Humor und Schmerz sind die Ingredienzien für Mozarts Oper "Cosi fan tutte". Nichts davon fehlt bei der Neuproduktion im Teatro dell’ Opera am Viminale in Rom. Der Brite Graham Vick, der anno 2005 mit seiner Interpretation von Mozarts "Zauberflöte" das Publikum gespalten hat, setzt auf die Wirkung von Reduktion und Einfachheit, Scappucci auf Präzision und entfaltet die Dramatik im Graben.

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Oper in Rom - Mozarts Liebesschule © Bild: Yasuko Kageyama-Opera di Roma

Ferrando und Guglielmo müssen nachsitzen. Ihr Lehrer Don Alfonso lehrt sie den richtigen Umgang mit Frauen. Fiordiligi und Dorabella, ebenso Schülerinnen wie die beiden Herren, werden von der Putzfrau Despina unterrichtet. Samal Blak hat dafür ein helles, klassisch eingerichtetes Klassenzimmer geschaffen, das keines Umbaus bedarf. Hafen und Kriegsschiff werden mit simplen Strichzeichnungen per Computeranimation an die weiße Tafel projiziert. Die Betrugs- Täuschungs- und Verwechslungsgeschichte wird schlüssig und flott gespielt.

© Yasuko Kageyama-Opera di Roma

Aufgrund der Aufführungsdichte – man gab 9 Aufführungen en suite, nur mit einem einzigen Tag Pause – spielte man zwei Ensembles. Aus dem Premieren-Ensemble, das die Verfasserin dieser Zeilen per Live-Übertragung verfolgt hat, überzeugten vor allem die Herren, allen voran Pietro Spagnoli (Don Alfonso) mit seinem ausdrucksstarken Bass-Bariton, aber auch Vito Priante (Guglielmo) und Juan Francisco Gates (Ferrando) brachten wunderbar lyrischen, klaren Mozartklang.

© Yasuko Kageyama-Opera di Roma

Im zweiten Ensemble waren die Damen vortrefflich. Frederica Lombardi gab eine (fast zu) stimmstarke Fiordiligi, überzeugte aber in den lyrischen Passagen. Paola Gardine hat sich bereits in Michael Hanekes “Cosi” als Dorabella bestens bewährt. Mit Freude am Schauspiel agiert sie mit stimmlich sicherem, wohlklingenden Mezzo. Francseco Poli verfügt über ein breites Spektrum an Klangfarben. Obwohl er indisponiert schien, konnte er den Zauber von Ferrandos Arien wie in „Un’ aura amorosa“ entfalten.

© Yasuko Kageyama-Opera di Roma

Mattia Olivieri bewegt sich sicher durch die Partie des Guglielmo. Daniela Pini zeigt eine resolute Despina, die auch über die Fähigkeit zur Komödiantin verfügt. Paolo Borgogna übt in der Partie des Alfonso die noble Bescheidenheit eines Lehrers, dessen größte Stärke in der Zurückhaltung liegt.

© Yasuko Kageyama-Opera di Roma

Für einen aufregend- aufwühlenden Mozartklang, wie man ihn heutzutage selten hört, sorgt Speranza Scappucci am Pult des römischen Opernorchesters. Dramatik und Schmerz kommen aus dem Graben. Dort wird verhandelt, worum es geht: nämlich um Leben und Zukunft von vier jungen Menschen. Dass vermeintliche Happy End findet auf der Bühne statt, die Musik jedoch weiß es besser, wie Scappucci zeigt.

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