Coronavirus: Erster
Fall nun auch in Italien

Während in Italien erstmals eine Person positiv auf das Coronavirus getestet wurde und die Zahl der bekannten Fälle in Deutschland gestiegen ist, wirft der Tod des Entdeckers des neuartigen Virus Fragen auf.

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Erstmals Italiener positiv getestet

Zum ersten Mal ist ein Italiener am Coronavirus erkrankt. Der am Montag mit einer Gruppe aus 56 italienischen Studenten und Unternehmern aus der chinesischen Krisenstadt Wuhan zurückgekehrte Mann wurde in Rom positiv auf den Coronavirus getestet, wie die Gesundheitsbehörden in Rom am späten Donnerstag berichteten.

Der Italiener wurde zunächst in einem Militärkomplex in Rom unter Quarantäne gestellt, danach in das auf Infektionskrankheiten spezialisierte römische Krankenhaus Spallanzani eingeliefert. Hier wurde er positiv auf den Coronavirus getestet. Der Patient sei leicht fiebrig, teilten die Gesundheitsbehörden mit.

Im Spallanzani-Spital liegt auch, weiterhin in stationärem Zustand, das chinesische Ehepaar, das vor acht Tagen positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Weitere Personen stehen im Krankenhaus unter Beobachtung.

35 Italiener befinden sich an Bord des Kreuzfahrtschiffes "Diamond Princess" der Reederei Carnival Japan, das in Japan unter Quarantäne gestellt wurde. 25 von ihnen sind Crewmitglieder. Kapitän des Schiffes ist der Neapolitaner Gennaro Arma.

In Bologna kam es unterdessen zu einem "rassistischen Angriff auf ein Kind chinesischer Abstammung", wie der Bürgermeister der Stadt, Virginio Merola, berichtete. Das Kind sei geschubst und beleidigt, aber nicht verletzt worden. Der Fall wurde der Polizei gemeldet.

Am Donnerstag hatte der italienische Staatschef Sergio Mattarella aus Solidarität mit der chinesischen Gemeinschaft in Italien die Volksschule Di Donato in Roms multikulturellem Stadtviertel Esquilin besucht, die viele chinesische Kindern zu ihren Schülern zählt. Mattarella warnte vor Diskriminierung gegenüber der in Italien lebenden chinesischen Gemeinschaft.

Zwei Verdachtsfälle in Wien

In Wien gibt es zwei weitere Verdachtsfälle auf eine Infektion mit dem Coronavirus. In der Nacht auf Freitag alarmierte ein in Wien lebendes, aus China stammendes Ehepaar die Berufsrettung. Die beiden waren, wie man vonseiten der Gesundheitsbehörden erklärte, nach einer China-Reise am 30. Jänner nach Wien zurückgekehrt. Sie entwickelten Symptome eines grippalen Infektes. Die beiden kamen ins Spital.

Neuer Verdachtsfall in Klagenfurt

In der Kärntner Landeshauptstadt Klagenfurt ist am Freitag ein neuer Coronavirus-Verdachtsfall gemeldet worden. Wie die Landessanitätsdirektion Kärnten mitteilte, wurde bei der betroffenen Person ein Abstrich gemacht und zur Analyse nach Wien geschickt. Das Ergebnis wird für Montag erwartet.

In diesem Zusammenhang wiesen die Behörden darauf hin, dass man bei einem Verdacht auf eine Erkrankung durch den Coronavirus nicht in die Ordination des Hausarztes oder die Ambulanz eines Krankenhauses kommen sollte. Stattdessen sollte man ausschließlich telefonisch Kontakt mit einem Arzt aufnehmen.

Neuer Verdachtsfall in Vorarlberg

Aus Vorarlberg ist am Freitag ein neuer Coronavirus-Verdachtsfall gemeldet worden. Betroffen ist ein Kind aus China, das sich mit einer internationalen Reisegruppe zum Skifahren in Vorarlberg aufhält, so der Vorarlberger Sanitätsdirektor Wolfgang Grabher. Blut- und Abstrichproben seien zur Untersuchung nach Innsbruck gesendet worden.

Die Gruppe, darunter sieben Personen aus Shanghai, hielten sich seit zwei Tagen im Land auf. Bei dem Kind seien Husten, Fieber und Halsschmerzen aufgetreten, darum gelte es wie alle Personen aus China mit entsprechenden Symptomen als Verdachtsfall, erklärte Grabher. Die Behörden hätten rasch reagiert: Das Kind und die Reisegruppe seien im Hotel isoliert worden und hätten die Anweisung, bis zur Abklärung einer Coronavirus-Infektion nicht in Kontakt mit der Außenwelt zu treten. Grabher rechnete mit einem Untersuchungsergebnis spätestens am Samstag. Seit kurzem könnten Proben auch an der Universitätsklinik Innsbruck untersucht werden, damit liege ein Ergebnis rascher vor als bisher. Man werde die Bevölkerung umgehend über das Resultat informieren.

Schutzanzüge werden knapp

Wegen der Coronavirus-Epidemie in China wird nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mittlerweile weltweit Schutzausrüstung knapp. "Die Welt ist mit einem chronischen Mangel an persönlicher Schutzausrüstung konfrontiert", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Freitag bei einem Treffen des WHO-Exekutivrats in Genf. Weltweit gehen seinen Angaben zufolge Schutzmasken und andere Schutzausrüstung aus.

13 bekannte Fälle in Deutschland

In Deutschland hat sich die Frau eines Infizierten mit dem Coronavirus angesteckt. Damit ist die Gesamtzahl der Virennachweise auf 13 gestiegen - 11 im Zusammenhang mit der bayerischen Firma Webasto und zwei bei Rückkehrern aus China. Die deutsche Bundesregierung plant, weitere Deutsche aus China zurückzuholen.

Der jüngste Virennachweis in Deutschland stammt von der 38-jährigen Frau eines der Patienten aus Bayern, wie das bayerische Gesundheitsministerium am Donnerstag mitteilte. In den vergangenen Tagen war bereits bekannt geworden, dass sich auch zwei Kinder des Paares angesteckt haben. Bei dem dritten Kind des Paares, einem Säugling, sei das Virus bisher nicht nachgewiesen worden, sagte der medizinische Direktor der Kliniken der Südostbayern AG, Stefan Paech.

Tod des Entdeckers wirft Fragen auf

Ein chinesischer Mediziner, der als einer der ersten vor dem neuartigen Coronavirus gewarnt hatte, ist nun selber an der Infektion gestorben. Der 34-jährige Li Wenliang habe sich im Kampf gegen das Virus selbst angesteckt, teilte das Zentralkrankenhaus der Millionenmetropole Wuhan am Freitag im Onlinedienst Weibo mit. Die "umfassenden Anstrengungen", sein Leben zu retten, seien vergeblich gewesen.

Li war als Augenarzt an dem Krankenhaus tätig gewesen. Er stellte Ende des vergangenen Jahres bei Patienten Symptome fest, die jenen des SARS-Erregers ähnelten. An dem SARS-Virus waren laut der offiziellen Bilanz in den Jahren 2002 und 2003 insgesamt 349 Menschen in Festlandchina gestorben.

In einer Botschaft an Kollegen vom 30. Dezember informierte Li über seine Erkenntnisse. Zusammen mit sieben Kollegen, die ebenfalls von der Existenz des neuartigen Virus berichtet hatten, wurde er daraufhin von der Polizei wegen der "Verbreitung von Gerüchten" ermahnt. Li steckte sich später bei der Behandlung eines Patienten an.

In den chinesischen Online-Netzwerken sorgte Lis Tod für Trauer und Wut. Von vielen Internetnutzern wurde Li gepriesen. Er sei "ein Held", der seinen Einsatz gegen das Virus mit dem Leben bezahlt habe, schrieb ein Nutzer, der sich als orthopädischer Chirurg bezeichnete, im Netzwerk Weibo.

Schon vor Lis Tod hatte es in China immer mehr Kritik am Umgang der chinesischen Behörden mit der Epidemie gegeben. Nun kündigten die chinesischen Korruptionsbehörden eine Untersuchung an. Die Disziplinarkommission der Kommunistischen Partei wird nach eigenen Angaben ein Ermittlerteam nach Wuhan schicken, das eine "umfassende Untersuchung" zu von der Bevölkerung aufgebrachten "Fragen" im Zusammenhang mit Lis Tod vornehmen soll.

Polizei ging gegen "Gerüchteverbreiter"

Im Jänner hatte bereits das oberste Gericht Chinas das Vorgehen der Polizei in Wuhan kritisiert. Die Polizei habe die ersten "Gerüchteverbreiter" bestraft, statt auf die Informationen zu reagieren, erklärte das Gericht. Die Ausbreitung des Erregers hätte demnach eingedämmt werden können, "wenn die Öffentlichkeit die 'Gerüchte' zu der Zeit geglaubt hätte".

Am Montag hatte auch Chinas Führung in einem ungewöhnlichen Schritt "Fehler" im Umgang mit der Epidemie eingeräumt. Der Ständige Ausschuss des Politbüros der regierenden Kommunistischen Partei erklärte, die Reaktion auf die Epidemie habe "Fehler und Schwierigkeiten" beim nationalen Notfallmanagement offengelegt.

Die Zahl der Todesfälle durch das neuartige Virus ist inzwischen in Festlandchina deutlich höher als während der SARS-Epidemie. Nach neuen Zahlen der chinesischen Regierung vom Freitag starben inzwischen 636 Menschen in Festlandchina an den Folgen der Infektion.