WK-Wien-Gastro-Obmann: "18.00 Uhr war nur Gerücht"

In der Gastronomie, die wie viele andere Wirtschaftszweige unter den Maßnahmen der Bundesregierung gegen die Coronavirus-Pandemie leidet, brodelt es seit Wochen

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Corona - WK-Wien-Gastro-Obmann: "18.00 Uhr war nur Gerücht"

Mit Aufrufen, schwarze Fahnen vor den Gasthäusern zu hissen, fängt Stefan Ratzenberger als Initiator eines Gastro-Personenkomitees aber nichts an. Gemeinsam mit der Wirtschaftskammer und der Regierung soll Know-how transportiert werden.

Zur aktuellen Corona-Situation in Österreich

Ratzenberger, nunmehr PR-Experte und vormals auch als Minister-Sprecher tätig, bietet einigen Spitzen-Gastronomen die Plattform, den Dialog mit den zuständigen Stellen zu suchen. "Wenn, dann kann man das nur auf Augenhöhe machen und nicht auf Revolution", bestätigte Ratzenberger einen Bericht der Tageszeitung "Österreich" (Montag). Mit im Boot sind u.a. die Familie Prousek als Inhaberin der Aida-Kaffeehaus-Kette, Haubenkoch Juan Amador oder Karl Kolarik vom Schweizerhaus.

»Ziel ist es, nicht mit dem erhobenen Zeigefinger in die Öffentlichkeit zu gehen«

"Ziel ist es, nicht mit dem erhobenen Zeigefinger in die Öffentlichkeit zu gehen, sondern die Möglichkeiten aufzuzeigen", sagte Ratzenberger am Montag im APA-Gespräch. Man suche eine gemeinsame Lösung und ein Gespräch mit Finanzminister Gernot Blümel oder Margarete Schramböck (beide ÖVP). Keinesfalls, so Ratzenberger, wolle man eine Parallelveranstaltung zur Wirtschaftskammer werden.

Peter Dobcak, der Fachgruppenobmann für Gastronomie der Wiener Wirtschaftskammer begrüßt die Initiative auf APA-Nachfrage. "Ich schätze jegliches Engagement, wenn das mit uns gemeinsam gemacht wird. Wir alle können jegliches Know-how brauchen. Unsere Aufgabe ist es, das ans Ministerium über den Präsidenten weiterzuleiten", so Dobcak.

Vorschlagsliste für die Gastronomie

Es existiere im Hintergrund bereits ein Vorschlagsliste: "Diese gibt es schon seit weit über einer Woche und wir haben sie ans Ministerium geschickt. Mit Überlegungen wie Maskenpflicht, Abstand, time-slots usw. aber die letzte Entscheidung, das ist völlig klar, trifft in diesem Fall das Gesundheitsministerium natürlich unter möglichst großer Rücksichtnahme auf die Wirtschaftlichkeit des Ganzen."

»Das mit 18.00 Uhr war nur ein Gerücht«

Jedenfalls sei die Wirtschaftskammer keinesfalls untätig, Dobcak ersucht noch um etwas Geduld. "Ich ersuche die Kolleginnen und Kollegen, auch wenn es schwerfällt, die Emotion zurückzuschrauben. Es ist ja unglaublich, wie viele Gerüchte durch die Gegend schießen: ich komme gar nicht mehr mit dem Kalmieren nach." Ein Hauptpunkt ist die angebliche Beschränkung der Öffnungszeiten auf 18.00 Uhr: "Das mit 18.00 Uhr war nur ein Gerücht. In Wirklichkeit hatte das seitens des Ministeriums überhaupt keine Grundlage."

Für Dobcak gilt, ebenso wie auch für Ratzenberger, man solle lieber noch ein paar Tage zuwarten. "Und dafür können wir dann komplett oder mit größtmöglicher Freiheit aufsperren." Schließlich äußerte Dobcak auch Verständnis für die Bundesregierung, die die Entwicklung der Fallzahlen nach der Teilöffnung im Handel beobachten muss.

Öffnungen Mitte Mai?

"Wenn die Fallzahlen so weitergehen, dann wird es sich bis Mitte Mai hoffentlich sowieso so einpendeln, dass wir auch schon Mitte Mai unter größtmöglicher Freiheit aufsperren können", glaubt Dobcak. Grundsätzlich sei man auf Schiene, sei aber getrieben von der Ungeduld und der verständlichen wirtschaftlichen Herausforderung der Gastronomen.

Weiter diskutiert werden wird auch noch die Form der Umsetzung der Maskenpflicht. "Ein Vorschlag ist, dass man Plexiglasmasken anwendet. Da kann man auch Brillen druntertragen, es gibt etwas mehr Luft", sagte Dobcak.

Ratzenberger kritisiert auch in Vertretung der Gastronomen den "ewig langen Prozess der Banken". Man habe gesagt, es dauere 48 Stunden, bis die Kurzarbeit genehmigt ist. "Viele Gastronomen haben bis jetzt noch keine Bestätigung des AMS erhalten. Das heißt aber wiederum, wenn ich die AMS-Bestätigung nicht habe, bekomme ich die Zwischenfinanzierung seitens der Bank nicht. Die Banken wissen gar nichts davon. Da muss nachgeschärft werden", fordert Ratzenberger, der dies aber nicht als scharfe Kritik an der Regierung verstanden haben will.

»Mir ist es allemal lieber, es dauert ein wenig länger und wir finden dann eine Lösung«

Dobcaks Lösungsansatz für diese Problematik? "Indem man die Regularien ein wenig einfacher gestaltet. Die Gesetzgebung war mit so einer Situation noch nicht konfrontiert." Es klinge zwar wirtschaftlich nicht erfreulich, so der WK-Wien-Funktionär, aber: "Mir ist es allemal lieber, es dauert ein wenig länger und wir finden dann eine Lösung. Man will ja mit einer seriösen Maßnahme rüberkommen und nicht nur aus der Hüfte schießen."

Sehr wohl auch von der Wirtschaftskammer angedacht, sind teilweise auch in Österreich schon übliche "time-slots". Will heißen, dass die Gäste einen Tisch nur eine gewisse Zeit besetzen dürfen. Damit könnte man den Lokalen eine größere Rotation beschaffen bei ohnehin geringerer Kapazität.

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