Ein Drittel der Hoteliers und Wirte akut von Pleite bedroht

Das vorzeitige Ende der Wintersaison kostete Hoteliers und Gastronomen rund 1,6 Milliarden Euro. Laut Studie im Auftrag der Wirtschaftskammer drohen beiden Branchen im Gesamtjahr bis zu 7,5 Milliarden Euro Verlust.

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Corona-Krise - Ein Drittel der Hoteliers und Wirte akut von Pleite bedroht

Trotz dem Comeback von Gastronomie und Hotels mit 15. bzw. 29. Mai, staatlichen Hilfspakten und angekündigten Grenzöffnungen ab Mitte Juni ist die wirtschaftliche Lage beider Branchen so angespannt, dass zahlreiche Betriebe akut insolvenzgefährdet sind. Laut einer Studie der Beratungsgruppe Prodinger, die im Auftrag des Fachverbands Hotellerie der Wirtschaftskammer Österreich erfolgte und die als Basis für Verhandlungen mit der Regierung diente, drohen ihnen heuer bis zu 7,5 Milliarden Euro Verlust im Vergleich zum Vorjahr. Allein die vorzeitige Ende der Wintersaison mit 15. März 2020 hat sich mit einem Minus von rund 1,6 Milliarden Euro zu Buche geschlagen.

Auf Basis der Vorjahreszahlen sind die Übernachtungen in der Wintersaison 2019/20 von 72,7 Millionen auf 61,5 Millionen zurückgegangen, so die Studie. Für die Umsätze bedeutet das ein Minus von 900 Millionen Euro – von geplanten 5,5 Milliarden Euro auf 4,6 Milliarden. Parallel dazu haben Wirte und Restaurantbetreiber im Winterhalbjahr rund 700 Millionen Euro eingebüßt, so Studienautor und Prodinger-Partner Thomas Reisenzahn: "Die Monate Dezember 2019 bis Februar 2020 haben sich für die Betriebe sehr erfreulich entwickelt. Doch mit Mitte März sind Nächtigungen und Geschäft völlig zusammengebrochen." Auch die wichtigen Osterumsätze haben sich in Luft aufgelöst.

Aussichten auf Sommersaison wenig optimistisch

Die Aussichten die kommende Sommersaison ist ebenfalls wenig optimistisch: Nach drei Szenarien (Best Case, Bad Case und Worst Case) mit unterschiedlichen Öffnungen von Hotels, Freizeiteinrichtungen, Dienstleistern sowie Grenzöffnungen müssen etwa die Beherbergungsbetriebe im Schnitt mit einem Nächtigungsrückgang zwischen 43,4 bis 54,8 Prozent rechnen. Das bedeutet (zusätzlich zu den 900 Million Verlust aus dem Winter) einen Umsatzrückgang von 2,8 bis 3,3 Milliarden Euro. Erschwerend kommt dazu, dass auf Grund der geringeren Auslastung auch die Preise unter Druck geraten. Je nach Szenario komme es zu einem Preisverfall von zwölf bis 18 Prozent im Sommer. Bei den Gastronomen sollten die Preise zwar stabil bleiben, für das gesamte Tourismusjahr, geht die Studie von Einbußen von insgesamt 3,3 Milliarden Euro aus.

Die jüngst angekündigte Grenzöffnung zwischen Deutschland und Österreich dürfte die Situation insgesamt etwas entspannen, wodurch sich das Worst-Case-Szenario wohl vermeiden lassen. Letztlich werde aber viel davon abhängen, in welchem Ausmaß Konsum und Ausgabefreudigkeit insgesamt wieder anspringen. Eine Ansicht, die auch Manfred Katzenschlager, Tourismus-Spartengeschäftsführer in der Wirtschaftskammer, vertritt: Er sieht "sehr schwierige Perspektiven" für die Tourismusunternehmen: "Die Grenzöffnungen sind das Um und Auf. Für die Gesamtsituation der Branche sind aber auch noch andere Faktoren wie Events, Konzerte und die Wiedereröffnung von Freizeitbetrieben wichtig, die den Konsum stimulieren."

»Die Grenzöffnungen sind das Um und Auf«

Nach Erhebungen der Kammer wird heuer rund ein Viertel der Hotels gar nicht aufsperren, weil es sich für sie wirtschaftlich nicht rechnet. Und 40 Prozent bräuchten um 70 Prozent mehr Umsatz, damit sie über die Runden kommen. Laut Prodinger-Studie werden heuer 85 Prozent der Betriebe in die Verlustzone rutschen. Dazu Reisenzahn: "Ein Drittel der Betriebe hat auf Grund der coronabedingten Schließungen so massive Probleme, dass sie von der Pleite bedroht sind."

Exklusiv: News berichtet in seiner Ausgabe vom Freitag vom 15.5.2020