"Wir sind ins offene Messer gelaufen"

Die meisten kamen aus Deutschland, die meisten waren in Ischgl: Der Verbraucherschutz sammelte die persönlichen Covid-Protokolle Tausender Tirol-Touristen - hier die prägnantesten Auszüge

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Corona in Tirol - "Wir sind ins offene Messer gelaufen" © Bild: Shutterstock/Difught

Rainer, Deutschland

Per amtlicher Anordnung isoliert seit 11.3.2020. Ich bin selbstständig -seit 10.3.2020 bis heute ist keine gewerbliche Tätigkeit möglich. Immenser Verdienstausfall -täglicher Verdienstausfall brutto 800 Euro. Nachweisbar!!!

Wir waren vier Freunde, die an dem genannten Wochenende in Ischgl waren. Alle vier wurden in der Folge positiv getestet. Einer von uns vier liegt seit zwei Wochen auf der Intensivstation im Krankenhaus in **** - wird beatmet - und ringt immer noch mit dem Tod.

Anna, Österreich

Finanziell habe ich einen Ausfall von 400 Euro in diesem Monat, und sobald ich wieder gesund bin, bin ich von meiner Firma ****, in der ich als ***** arbeite, auf Kurzarbeit gesetzt, was noch einen zusätzlichen Ausfall von 250 bis 300 Euro ausmachen wird. Für mich eine Katastrophe, da ich nicht weiß, wie ich so meine Fixkosten bezahlen soll. Ich zahle für meine Tochter Unterhalt, da sie noch studiert und nicht mehr daheim wohnt.

Zur aktuellen Corona-Situation in Österreich

Ludger, Deutschland

Ich habe am 13.3.2020 die Heimreise angetreten und habe mich sofort in häusliche Quarantäne begeben. Einen Test habe ich erst fünf Tage später machen lassen, jedoch wurde ich schon am Sonntag von dem hiesigen Gesundheitsamt in **** darauf hingewiesen, dass ein Freund von mir positiv getestet wurde und ich daher auch zu Hause bleiben muss. Montags fingen dann auch bei mir die ersten Beschwerden an (Gliederschmerzen, totale Erschöpfung und nach drei Tagen dann auch geschmacklos) Ich war noch bis zum 28.3.2020 in Quarantäne, meinen Imbiss musste ich bis dahin ebenfalls geschlossen halten. Mit dem Imbiss verdiene ich meinen täglichen Unterhalt, auch musste ich meine Aushilfen kündigen. Mein Verdienstausfall beträgt ca. 10.000 Euro.

Jürgen, Deutschland

Symptome seit 13.3.2020, seit 13.3.2020 in häuslicher Quarantäne, voraussichtlich noch bis 13.4.2020; finanzieller Komplettausfall, da selbstständig.

Martina, Deutschland

Seit dem 14.3.2020 in häuslicher Quarantäne. Seit 15.3.2020 schwere Symptome. Lungenschmerzen, trockener Husten, extreme Gliederschmerzen, schwach. Seit dem 19.3.2020 bis heute kompletter Verlust des Geruchssinns und des Geschmackssinns.

Christian, Deutschland

Seit dem 13.3.2020 hohes Fieber, Gliederschmerzen, Atemnot, Lungenschmerzen, Kopfschmerzen, Geruchsund Geschmackslosigkeit, kein Appetit, schlaflose Nächte und Tage, nicht fähig, auf eigenen Beinen zu stehen. Im Krankenhaus seit dem 20.3.2020; mit bleibenden Lungenschäden ist zu rechnen!

Thomas, Deutschland

Ab 12.3.2020 starkes Fieber. Seit 13.3. nach Heimreise Isolation bis einschließlich 25.3., 300 Euro Kosten für eine Wohnung, um isoliert sein zu können, da in der eigenen Wohnung meine Frau mit einem 13 Monate alten Kind lebt.

Mit mir waren noch vier weitere Personen zum angegebenen Zeitpunkt, von denen drei weitere positiv getestet wurden. Trotz aufgetretenen Corona- Falls waren zwar die großen Après-Ski-Bars geschlossen, alle anderen kleinen Bars blieben trotzdem offen, wo natürlich dann weitaus größere Menschenansammlungen waren. Auch bei den Gondeln versuchten sie, weniger Leute reinzulassen, aber auch das wurde mit einer mäßigen Konsequenz umgesetzt.

Katrin, Deutschland

Hallo, ich bin nun bereits seit 15 Tagen in Isolation bzw. Quarantäne, weil ich Symptome habe. Ich habe zudem meinen Lebenspartner angesteckt, der mit in Isolation ist. Wir sind nun auf die Hilfe der Nachbarn angewiesen, für uns einzukaufen. Wir müssen jeden Tag kochen und uns versorgen, was sonst nicht der Fall ist, wenn wir arbeiten sind. Wir hätten gerne für die schlechte, kranke und zehrende Zeit sowie verlorene Lebensqualität Schadensersatz. Ebenso für meinen Partner. Mit freundlichen Grüßen, K.

Meine drei Freundinnen, die mit mir in Ischgl waren, sind auch positiv getestet worden.

Martin, Deutschland

Wir mussten zwei Tage eher abreisen, da die Tiroler uns aus dem Land geworfen haben. Wir haben die Übernachtung Halbpension bereits komplett bezahlt. Wir wären nie nach Ischgl gekommen, hätten wir das mit den Corona-Fällen gewusst. Die letzten zwei Wochen waren die Hölle.

Thorsten, Deutschland

Symptome traten erstmals in Form von Fieber am 12.3.2020 auf. Symptome wie Fieber, Husten, Kopfschmerzen waren vom 12.3. bis 19.3.2020 vorhanden. Seit dem 12.3.2020 kann ich, Leiter einer Immobilienmaklergesellschaft, nicht arbeiten. Allein an Arztkosten (Test, Labor, Untersuchungen) sind bisher knapp 600 Euro aufgelaufen. Einnahmen/Erträge können derzeit durch die amtlich angeordnete Isolation bedingt nicht erzielt werden, die monatlichen Fixkosten wie Kreditraten, Versicherungsprämien etc. laufen natürlich weiter. Darüber hinaus ist meine Frau ebenfalls an Corona erkrankt (Ansteckung durch mich) und ist ebenfalls seit 16.3.2020 in amtlich angeordneter häuslicher Isolation.

Ansteckung meiner Frau zu Hause, die nicht mit im Urlaub war.

Susanne, Deutschland

Ich bin seit unserer Rückkehr aus Ischgl am 13.3.2020 in häuslicher Quarantäne. Ich hatte zu Beginn ganz leicht Symptome, leichtes Halskratzen, Kopfschmerzen, Druck auf der Brust. Am 18.3. habe ich den Test gemacht, da waren die Symptome schon stärker, am 19.3.bekam ich das Testergebnis: Corvid-19 positiv! Seit dem 19.3. habe ich starke Kopf-und Gliederschmerzen, Kopfscherzen, Brustenge, Durchfall und Übelkeit und starke Müdigkeit. Am 23.3. ging es mir besser, am 24.3. dann wieder deutlich schlechter. Am 25.3. geht es etwas besser, der Reizhusten ist noch sehr stark, ich bin immer noch sehr schlapp. Ich arbeite in einem Großhandelsbetrieb, für mich ist Homeoffice nicht möglich.

Das Hotel hat die Corona-Krise vertuscht und runtergespielt. Uns wurde immer wieder gesagt, dass wir sicher sind und nichts zu befürchten haben. Mein Lebensgefährte ist nicht infiziert. Wir waren zusammen mit einem befreundeten Paar im ****hof. Sie ist negativ, er ist positiv und schwer krank im Krankenhaus (Lungenentzündung). Ob er an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden muss, bleibt abzuwarten. Im Nachhinein haben wir mitbekommen, dass Ischgl z. B. in Island zu Beginn unserer Reise bereits als Risikogebiet, genau wie Wuhan, angesehen war. Man hat uns Deutsche nicht gewarnt, und wir sind ins offene Messer gelaufen.

* Namen und Orte sind der Redaktion bekannt

Dieser Artikel erschien ursprünglich in der News Ausgabe Nr. 15/20

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