Mentale Stärke
in Krisenzeiten

Die Einschränkung unserer Bewegungsfreiheit, der Shut-Down unseres Wirtschaftslebens und die Sorge um die Zukunft zeigen deutlich, wie es um unsere mentale Stärke steht. Ein Gastbeitrag von Thomas W. Albrecht.

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© Video: VGN

Meist ist nicht das Problem das eigentliche Problem, sondern der Umgang mit dem Problem das Problem. Immer wenn Ängste, Ärgernisse und eine gewisse Hilflosigkeit sich auftun, dann wird es schwierig. Sie sind der Nährboden für Konflikte und Streit. Verbale und körperliche Gewalt sind eben keine guten Ratgeber.

Kann man mentale Stärke lernen?

Als » mental stark « bezeichnen wir Menschen, die jederzeit in der Lage sind, ihre innere Emotion selbst zu bestimmen. Es sind Menschen, die, egal was um sie herum passiert, einen kühlen Kopf bewahren. Es sind diejenigen, die auch bei den größten Herausforderungen gute Ideen haben. Nicht, weil sie etwa gefühlskalt wären oder sie die Situation anderer nicht interessieren würde, sondern weil sie sich einfach unter Kontrolle haben. Sie wissen „wie sie sein müssen“, um für andere da sein zu können.

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Wir können das sehr gut mit den Sicherheitsanweisungen im Flugzeug vergleichen: „Setzen Sie zuerst Ihre Sauerstoffmaske auf, und helfen Sie erst dann anderen!“ Mental stark zu sein bedeutet also, zuerst auf sich zu schauen, um dann anschließenden andere unterstützen zu können. Nur wenn es mir gut geht, kann ich für andere da sein. Dies ist ein wesentlicher Leitgedanke. Gute Ideen können wir nur haben, wenn wir emotional gut drauf sind. Mental stark sind wir nur dann, wenn unsere Emotionen hauptsächlich positiv sind. Wir wissen aus der Gehirnphysiologie, dass unser Gehirn unter Stress viel schlechter denken kann, als bei positiven Emotionen.

Schau auf Dich, schau auf mich!

Wir sind also angehalten, gerade in schwierigen Zeiten zuerst auf uns zu schauen, um dann für andere da sein zu können. Wie geht das? Der Trick liegt darin, unsere Wahrnehmungen nicht gleich zu bewerten, sondern zu verzögern. Die meisten Menschen reagieren gleich sehr emotional, wenn sie etwas sehen oder hören, das ihnen nicht gefällt. Sie „vergleichen“ blitzschnell und vollkommen unbewusst mit früheren Erfahrungen und Überzeugungen. Widerspricht das Gesehene oder Gehörte einer ihrer Erfahrungen oder Überzeugungen, kommen Ärger, Ängstlichkeit oder andere negative Emotionen ganz automatisch auf. Es wird ein „Ärger-Programm“ gestartet. Diesen Automatismus wollen wir jedoch unterbrechen. Den Ärger, die Ängstlichkeit oder die Ungewissheit gewisser Maßen verzögern.

„Morgen gibt’s Freibier!“

Diesen Spruch kennen viele von uns. Freibier gibt es also de facto nie, wie wir wissen. Auch morgen lesen wir wieder, „morgen“ gibt es Freibier. Verzögern können die meisten von uns auch sehr gut. Denken Sie nur an eine Zeit, wo Sie eine unangenehme Aufgabe lieber auf morgen verschoben haben, anstelle sie gleich zu erledigen. Aus morgen wurde dann morgen, und oft wieder morgen usw. …

Interessant ist, wir können mit demselben Mechanismus auch Ärger, Ängstlichkeit und alle anderen negativen Emotionen auf „morgen“ verschieben. Definieren Sie Ärger als etwas, das Sie nicht haben wollen, als unangenehme „Aufgabe“. Verschieben Sie Ärger und Ängstlichkeit auf morgen, genauso wie Sie es bei unangenehmen Aufgaben jetzt schon perfekt können. Entscheiden Sie sich in diesem Moment bewusst für Kreativität und Innovation. Gerade das Unerfreuliche ist DIE Quelle für neue Erfindungen.

Gute positive Emotionen machen widerstandsfähig

Machen Sie sich bewusst, welche schwierigen Situationen Ihres Lebens Sie schon gemeistert haben. Schreiben Sie ein Erfolgstagebuch. Halten Sie fest, was Ihnen täglich gut gelingt. Notieren Sie Ihre Gedanken, die Ihnen geholfen haben, Herausforderungen zu meistern. Setzen Sie sich erreichbare Ziele, die Ihren Alltag strukturieren. Beginnen Sie eine Liste von möglichen Verbesserungen in Ihrem Leben, die Sie sich aufgrund der aktuellen Situation wünschen. Halten Sie fest an Ihren großen Träumen und genießen Sie das wohlige Gefühl dabei. Lesen Sie alle diese Punkte täglich und machen Sie sich bewusst, was alles in Ihnen steckt.

© Goldegg Verlag

Zur Person: Thomas W. Albrecht ist international renommierter Speaker, Coach und Mentor. Er entwickelte in Zusammenarbeit mit der Österr. Gesellschaft für Krisenvorsorge den Online-Crashkurs "In Krisenzeiten mental stark sein" um Menschen aktuell dabei zu unterstützen, mentale Stärke zu zeigen: Er wird gerne gebucht, um Menschen und Organisationen für die Lösung akuter Herausforderungen mental zu stärken. Mehr Infos unter https://twa.life/hello

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