Wie geht es Tante Helli?

Tante Helli ist 95 Jahre alt und an Demenz erkrankt. Sie wohnt in einem Pensionisten-Wohnhaus der Stadt Wien. Fast acht Wochen lang wird sie durch ein Besuchsverbot vor dem Coronavirus geschützt. Ihre Großnichten versuchen, Kontakt zu halten und eine drohende Bettlägrigkeit zu verhindern.

von
THEMEN:
Alltag im Altersheim - Wie geht es Tante Helli? © Bild: Nina Strasser

"Was soll das für ein Virus sein?", fragt Tante Helli. Sie sitzt im rosaroten Frottee-Pyjama auf dem Bett, es ist der 11. März, 19 Uhr vorbei, nur die Nachttischlampe brennt. Neben ihr steht ein Teller mit einem Wurstweckerl, es ist in Cellophan verpackt. Auf dem Tisch vertrocknet das Mittagessen. Bis vor einigen Wochen ist Tante Helli um diese Zeit noch durch das Pensionistenhaus gewandert. Wenn ihre Nichten sie besuchten, ging sie mit ihnen zum Essen aus. Anfang Jänner, nach einer Flasche Sekt, stürzte sie und brach sich zwei Rippen. Seitdem hütet sie am liebsten untertags das Bett. Die Gratiszeitungen stapeln sich auf der Blümchendecke und im Körberl des Rollators. Jedes Mal am Zeitungsständer im Foyer nimmt sie sich ein Exemplar, weil sie glaubt, das fehlt ihr noch. Nur: Sie liest es nicht.

Das Coronavirus ist ihr daher ein Begriff, nicht aber seine Folgen. 245 Menschen sind bislang in Österreich positiv getestet worden. Veranstaltungen in der Halle dürfen nicht mehr als 100 Menschen zählen. Das Pensionisten-Wohnhaus, in dem Tante Helli mit 379 Menschen lebt, wird bald die Pforten unangekündigt schließen und einen Wachmann davor postieren. Noch huschen Angehörige durch Gänge, manch einer hat Proviant dabei. Auch ich plane, meine Großtante auf die Krise einzuschwören. Den Zweiten Weltkrieg hat Tante Helli überstanden. Zweimal hat sie den Krebs besiegt. An das Virus glaubt sie nicht. Sie weint noch eine Träne und bietet mir ihr Bett zum Schlafen an. Ich verkneife mir das letzte Bussi. Das war ihr ohnehin nie wichtig.

© Nina Strasser Die Euro Pride, früher Regenbogenparade genannt, ist Tante Hellis liebste Veranstaltung.

Tante Helli heißt laut Reisepass Helene Proksch. Sie ist 95 Jahre alt und die Schwester meiner Großmutter. Vor dreieinhalb Jahren zog sie nach 65 Jahren in ihrer Wohnung in eines der "Häuser zum Leben" der Stadt Wien. Sie lebt im betreuten Wohnen in einer kleinen Wohnung mit Balkon und besucht im Haus die "Tagfamilie", eine Gruppe für mit Demenz erkrankte Menschen. Pflegerinnen holen sie zum Essen ab, tragen ihr die Kaffeejause hinterher. Ihren Seniorenwecker mit Datum und extragroßen Ziffern hat Tante Helli inzwischen abgedeckt.

Einmal in der Woche haben meine Schwester Eve und ich Tante-Helli-Zeit reserviert. Wir versuchen, sie selbstständig zu halten, damit sie nicht in ein Pflege-Doppelzimmer muss, sondern bis zum Ende vom Gewohnten umgeben bleibt. Denn wechseln, sagt Tante Helli, "will ich nicht!" Seit sie wegen der Schmerzen beim Aufstehen Probleme hat, schauen wir fast jeden Tag nach ihr, ziehen am späten Vormittag die Vorhänge zur Seite, stellen sie auf ihre Beine und geben uns die folgende Keppelei. "Das ist Gewalt am Privatleben", sagt sie dann. "Ich zahle Miete und mache, was ich will." Wer nicht aufsteht, wird verlegt. Einmal im Jahr schicken wir sie darum zur Physiotherapie. Doch die ist wegen Corona erst mal abgesagt. Wie die nächsten Wochen werden, liegt in den Händen der Regierung und der Heimbetreiber.

© Nina Strasser Auch das Oktoberfest im Wiener Prater besucht Tante Helli gern

Woche eins: Der letzte Besuch

"Ich habe gehört, ihr dürft nicht mehr herein, was ich nicht verstehen kann", sagt Tante Helli am ersten Tag von Woche eins. Das Besuchsverbot am 13. März ist quasi über Nacht vom Altersheim-Träger verhängt worden, eine Empfehlung der Regierung gibt es zwar, eine Verordnung aber nicht. Am Tag darauf werden wir telefonisch informiert. "Zuwiderhandeln haben wir zu ahnden", wird dann in einem Schreiben stehen, das wir im April erhalten. Meine Schwester hat sich im Schließungs-Chaos ein letztes Mal den Zutritt zu Tante Hellis Zimmer im sechsten Stock erbettelt und sie auf den Balkon in die frische Luft gesetzt. Eve verleiht den Pflanzen letzte Lebenskraft, einige sind ohnehin aus Plastik. Sie wirft hinter Tante Hellis Rücken Angegammeltes in den Mist und lässt Hosen im Wäschekorb verschwinden.

Dann dreht sie noch ein Video für die Fangemeinde. Tante Helli besitzt schließlich eine Facebook-Seite. Wir Großnichten wollen damit zeigen, was noch geht trotz müder Knochen und Demenz. Wir haben gemeinsam die Donau mit dem Schiff bereist und sind mit der Geisterbahn gefahren. Im Haus des Meeres interessierten Tante Helli die vielen Kinder, viel Bier trank sie am Oktoberfest. Im vergangenen Winter stiegen wir vom Taxi wieder auf die U-Bahn um und besuchten insgesamt drei Weihnachtsmärkte. Zu Silvester ließen wir am Praterstern die Korken knallen. All das hat Tante Helli binnen Tagen vergessen, nur die Regenbogenparade nicht.

Die Routinen hinter den Kulissen dauern Stunden. In die Schuhe passt sie kaum, denn die Knöchel sind geschwollen. Hat sie die Sonnenbrille dabei? "Ja, die Jacke brauchst du schon." Achtung: Tante Helli muss aufs Klo! Die Follower kennen diese Szenen nicht. Die Videos und Fotos, die ich ab jetzt poste, bekommen nicht mehr viele Likes.

Woche zwei und drei: Die Fenstertreffen

"Ist euch nicht kalt?", fragt Tante Helli in Woche zwei. "Wieso kommt ihr nicht zu mir herein?" Ihr Gesicht ist bleich und eingefallen, sie trägt eine Jacke, obwohl sie im Inneren des Hauses steht. Wir haben uns bei der Übergangs-Direktorin die das Haus während der Krise leitet, ein Treffen am Fenster im Erdgeschoß erbeten. Telefonieren hat nicht funktioniert. "Komm besser her", hat Tante Helli nur gesagt und nach wenigen Sekunden den Hörer an die Pflegekräfte abgegeben. Meinen Vater, mit dem sie sonst gerne plaudert, hat sie an der Stimme nicht erkannt. Jetzt hält sie in der einen Hand ein Handy, in das sie spricht. Fragen hat sie viele, sie wiederholt sie immer wieder. Unsere Antworten schreiben wir auf Zettel, die wir gegen die Fensterscheibe drücken. "Wegen dem Virus", steht auf jenem drauf, den wir am häufigsten verwenden. "Niemand", steht auf einem anderen, "soll jetzt noch das Haus verlassen." Denn die Ausgangsbeschränkungen gelten längst für alle.

© Nina Strasser Immer schon hat sich die Wienerin gerne verkleidet. Fasching ist der Höhepunkt im Jahr. Auch Veranstaltungen wie Halloween kann sie viel abgewinnen

In Altersheimen soll man in den Zimmern bleiben und untereinander Kontakt vermeiden. Das trifft Tante Helli erst Mal wenig. Im Haus hat sie nur eine Freundin, mit der sie früher Karten spielte, bis irgendwann die Motivation daran versiegte. Nur wenn sie im Heurigen 10er-Marie Geburtstag feiert, ist der Tisch mit alten Freunden voll. Manche haben sie hier und da im Altersheim besucht, wovon Blumensträuße zeugten. Doch wer es gewesen war, konnte sie hinterher nicht mehr berichten. Besonders gerne ist Tante Helli bislang im Foyer gesessen, stets die Eingangstüre fest im Blick. Und sie winkte triumphierend, wenn sie dank einer Begleitung an den anderen Wartenden vorbei das Haus verlassen konnte. Jetzt wäre dies ein Vergehen, auf das zwei Wochen Quarantäne stünden.

»Ich habe gehört, ihr dürft nicht mehr herein, was ich nicht verstehen kann«

Die Friseurinnen dürfen nicht mehr kommen, die Fußpflegerinnen nicht herein. Stattdessen kommen junge Männer, sechs Zivildiener helfen ab jetzt mit. Sie gehen mit Pensionisten, die das wollen, im Hausgarten spazieren. In Woche drei erbitten wir, auch Tante Helli auszuführen, während wir am Zaun zuschauen und winken.

Viele Menschen klatschen jetzt für diese sogenannten Corona-Helden. Nur wenige feiern Corona-Partys. Der Großteil der Bevölkerung befürwortet die Einschränkungen. Daher halten manche meiner Freunde meine Tante-Helli- Sorge für maßlos übertrieben.

Woche vier und fünf: Video-Telefonie

"Was geht die Regierung an, was ich will", schimpft Tante Helli. In Woche vier und fünf regt sie sich sehr auf. Sie möchte die Großnichten treffen und nicht, dass sie wie jetzt beim Skypen in einem flachen Kastl sitzen. Beim zweiten Gespräch via Computer hat ein Zivildiener das Tablett vor ihr abgestellt. "Was soll das", ruft sie und wedelt mit den Armen, denn sie glaubt, er spiele ihr ein Video von uns vor. Wir schreien in den Bildschirm: "Tu die Hörgeräte rein!" Es vergehen Minuten, bis eine Betreuerin uns hört und die Geräte in die Ohren steckt - leider ohne Batterien. Die Fenstertreffen wurden abgesagt, denn sie sind rechtlich nicht geklärt.

Wir sind auf die Betreuer angewiesen, um Tante Helli noch zu sehen. Andere rufen ihre Verwandten an und bestellen sie zur Eingangstür. So stehen am Ostersonntag vor dem Haus die Besucher und schreien den Senioren über die Entfernung zu. Und manch einer regt sich plötzlich sehr über die geltende Besuchersperre auf. Am 12. April, zwei Tage später, öffnen die Baumärkte im Land, dazu, so heißt es von der Regierung, sind "Begleitmaßnahmen" von Nöten. In Wien gilt nun per Verordnung "Kontaktverbot" für Altersheime. Ausnahmen können genehmigt werden, aber nur, wenn jemand nach Ansicht der Leitung im Sterben liegt. Einen Plan wie es für Altersheimbewohner weitergeht, gibt es nicht.

© Nina Strasser Ein Versuch, mit Skype zu telefonieren

Tante Helli darf sich etwas wünschen, wenn es ums Mittagsmenü geht. Sie kann nicht mehr in die Zukunft planen, doch was sie nicht will, verweigert sie. Duschen gehört seit Längerem dazu. Tabletten für das schwache Herz hustet sie ungeschluckt in Taschentücher. Mit fortschreitender Demenz steigt das Misstrauen anderen Menschen gegenüber. Vieles ist ihr unerklärlich, weil sie sich nicht daran erinnern kann. "Was tät ich ohne euch", sagt sie oft zu uns. Das Pflegepersonal gibt sich in der Krise alle Mühe, die Großnichten zu ersetzen. Eine will sie zum Spaziergang animieren, die andere im Rollstuhl schieben. Die Nachrichten, die ich bekomme, stecken voller Widersprüche: Auf einem Foto trinkt Tante Helli Bier und lacht. In einer Nachricht steht: "Sie will nicht mehr."

Woche sechs: Fernsehen

Tante Helli sitzt uns im Bildschirm gegenüber und sagt kein Wort. In Woche sechs hat sie das Kommunizieren mit uns eingestellt. Eve und ich schauen ihr jetzt nur noch zu. Tante Helli fragt nicht mehr, wieso wir sie nicht besuchen kommen. Sie sagt zu sich: "Mir ist schlecht, ich geh ins Bett." In TV-Diskussionen geht es inzwischen um Freiheitsrechte. Geschützt gehörten nur manche Menschen. Doch nur was der Gesundheitsminister spricht, ist, was mich wirklich interessiert. Eineinhalb Monate nach der Schließung sollen jetzt alle Altersheimbewohner durchgetestet werden. Tante Hellis Haus wird allerdings bis Mitte Mai noch nicht an der Reihe sein. Den 150 Mitarbeitern hier misst man täglich morgens Fieber, und die Schutzmasken, die alle tragen, sind vom einfachen Modell. Dennoch hat es im Haus bislang nur drei Infektionen gegeben. Enorme Verantwortung tragen die Leiter: In einem Heim mit vielen positiven Fällen wird bald die Kriminalpolizei ermitteln.

© Nina Strasser Umgeben von Erinnerungen fühlt sich Tante Helli am wohlsten. Sie möchte in ihrem Zimmer sterben und nicht ins Krankenhaus oder auf die Pflegestation

Die Direktorin beruhigt Angehörige am Telefon. Die Klientel im Haus ist noch schwieriger zu betreuen. Manche Bewohner liegen im Sterben, andere können noch 30 fitte Jahre leben. Manche kriegen nie Besuch, andere sind vor der Schließung noch zum Tanzen ausgegangen. Die einen wollen Schutzmaßnahmen, die anderen wie Tante Helli haben vor fast nichts mehr Angst.

Meine Großtante ist organisch relativ gesund, nur ihr Herz ist etwas müde. Schlimm wird es, wenn sie stürzt. In einem Wiener Krankenhaus lag sie stundenlang unbehandelt am Gang. In einem anderen riet man trotz Demenz und Schwerhörigkeit von einer Vollnarkose ab. Nach dem Eingriff am ihrem Auge, das noch sieht, brachte man sie uns vorerst blind zurück. "Frau Proksch braucht keine Schlaftabletten", ist einer meiner Standardsätze. Rollstuhl und Katheter gilt es zu bekämpfen: "Nein, sie geht allein aufs Klo." Früher war Tante Helli sehr direkt. Doch mit Argumenten kann sie sich nicht mehr wehren. Vor dem Krankenhaus graut ihr am meisten. Darum soll sie in Corona-Zeiten keinesfalls dort landen. Wegen ihrer anhaltenden Übelkeit gebe ich der Hausärztin Bescheid. Ihr Bericht ist keine Überraschung: Tante Helli esse kaum, ihre Laune sei im Keller, sie stehe selten auf.

Woche sieben: Briefe schreiben

In Woche sieben schreiben wir: "Die Sonne scheint!" und "Guten Morgen!" Wir hoffen, dass sie die Briefe freuen und dass sie den Auftrag, sie möge "die Blumen gießen", nicht ignoriert. Unsere Schreiben stecken wir in Sackerl, dazu gibt es Chips, Himbeeren oder Bier. Am 27. April stellt die Regierung klar, Verwandte zu besuchen, sei nie verboten gewesen. Der Wachmann, dem wir die Gaben übergeben, tritt uns trotzdem gegenüber, als hätte er Einbrecher gestellt.

© Nina Strasser Großnichte Eve schmückt Tante Hellis Rollator je nach Anlass neu. Zu Weihnachten zierten ihn Lichterketten, im Sommer Blumenschmuck

"Man muss faul sein können", lautet einer von Tante Hellis Sprüchen. Darum hat sie vor drei Jahren meiner Schwester Eve und mir für allerlei Entscheidungen die Verantwortung übertragen. Darum erhalte auch ich Post an Tante Helli. Weil sie nach dem Krieg in Holland in einer Schokoladefabrik gearbeitet hat, bezieht sie von dort 88,77 Euro Euro zusätzlich zu ihren Mindestpension. Jedes Jahr muss aus diesem Grund ein Beamter der Stadt Wien nach Tante Helli sehen und eine Lebensbestätigung ausstellen. Das gelte es jetzt für mich zu organisieren, allein: Ins Alterheim darf niemand rein. Für Tante Helli geht es um jeden Cent. 3.520 Euro kostet das Zimmer, den Großteil zahlt der Fonds Soziales Wien. Tante Helli bleiben nach Abzug ihrer Kosten nur 200 Euro übrig.

Indes gründet man in Wien einen Pflege-Krisenstab. Mehr Neues gibt es erst mal nicht.

Woche acht: Das Wiedersehen

"Alles geht vorüber, alles geht einmal vorbei", trällert Tante Helli in Woche acht. Eine von einem Facebook-Fan selbstgenähte Maske verdeckt ihre Nase, eine zweite hängt unter ihrem Kinn. An das Virus glaubt sie immer noch nicht. Einer von zwei Garten-Schattenplätzen ist für sie und ihre Großnichten eine halbe Stunde reserviert. Zu dritt können wir uns im Freien treffen, Schlechtwetter würde für eine von uns heißen: bitte vor der Türe warten. Mancherorts telefoniert man in Besucherboxen, doch im Haus, in dem Tante Helli lebt, darf man drinnen einen Mensch am Tisch empfangen. Der Wachmann an der Türe misst Besuchern Fieber und trägt ihre Namen in ein Verzeichnis ein. Am Muttertag wird er 38 Menschen zählen -so viele kamen vor der Krise in einer durchschnittlichen Woche.

© Nina Strasser Eve und Tante Helli beim Wiedersehen vor dem Eingang des Altersheims

Die Kontaktverbot-Verordnung ist mit 1. Mai ausgelaufen, für die Rechte der Bewohner innerhalb der Heime ist wie zu Beginn die jeweilige Hausverwaltung zuständig. Masken tragen, Besuchseinschränkung: Das könne auf die Psyche schlagen, warnt die Regierung und empfielt diese Maßnahmen dennoch "ausdrücklich". Weil aber für alle Menschen Hinauszugehen wieder erlaubt ist, schmieden wir erste Pläne. In den Prater will Tante Helli und auf ein Bier ins Wirtshaus gehen. Doch die Beine tragen sie nur noch wenige Schritte, dann muss sie sich zum Rasten niedersetzen. Vier Kilo hat sie abgenommen, auch eines der Hörgeräte ist verschwunden. Im Zimmer danach zu suchen, ist uns weiterhin verboten.

Drei Mal kommen wir in dieser Woche, sie verlässt für uns das Bett. Tante Helli holt sogar die Post, denn der Kasten quillt schon über. Nebst Briefen ihrer Follower sind Nachrichten von uns an sie dabei. Im Rollator vertrocknet eine Himbeere: manches scheint doch angekommen. Nach Ablauf der Besucherzeit gehen wir mit ihr vor die Eingangstüre und pflücken eine Blume, die vielleicht dem Altersheim gehört. Denn was ein bisschen verboten scheint, hat Tante Helli schon immer motiviert. "Fast acht Wochen lang hab ich mich gefragt, wie es dir geht", sage ich zu Tante Helli. Sie hebt ihre Augenbrauen und sagt: "So lange war ich eingesperrt? Das kann ich gar nicht glauben."

Dieser Beitrag erschien ursprünglich im News 20/2020.