"Cordoba reloaded":
Österreich besiegt Deutschland

Den letzten Sieg gegen Deutschland feierte Österreich im Jahr 1986. Heute war es endlich wieder soweit. Die Foda-Elf feierte nach dem 1:0 gegen Russland gegen den amtierenden Weltmeister einen 2:1-Sieg.

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Fussball - "Cordoba reloaded":
Österreich besiegt Deutschland

Österreichs Fußball-Nationalteam hat einen historischen Erfolg gefeiert. Die ÖFB-Auswahl setzte sich gegen Fußball-WM-Teilnehmer und Titelverteidiger Deutschland im ausverkauften Klagenfurter Wörthersee-Stadion durchaus verdient mit 2:1 (0:1) durch und gewann damit auch das fünfte Spiel unter der Leitung von Teamchef Franco Foda. Es war der insgesamt siebente Länderspiel-Triumph Österreichs nacheinander.

ÖFB-Team stellte längste Siegesserie ein

So eine Serie hatte Österreich bisher erst einmal hingelegt, von 1933 bis zur WM 1934 unter "Wunderteam-Coach" Hugo Meisl. Auch mit den fünf Siegen zum Amtszeitstart wurde eine bisherige ÖFB-Bestmarke egalisiert. Nur Georg Schmidt/Felix Latzke (1982) hatten dieses Kunststück bisher geschafft. Nach einem frühen Treffer von Mesut Özil nach einem Patzer von ÖFB-Tormann Jörg Siebenhandl (11.) sorgten Martin Hinteregger (53.) und Alessandro Schöpf (69.) in einer extrem starken zweiten Hälfte vor 29.200 Zuschauern für die Wende.

Spiel startete aufgrund starker Regenfälle verspätet

Österreich, das am Sonntag in einer Woche in Wien Rekordweltmeister Brasilien empfängt, feierte im prestigeträchtigen Duell damit nach neun Niederlagen en suite wieder einmal einen Sieg. Es war der erste seit einem 4:1 in Wien am 29. Oktober 1986 sowie der neunte im 40. direkten Duell. Die Partie war aufgrund starker Regenfälle, die den Platz in Mitleidenschaft gezogen hatten, fast 1:45 Stunden nach dem ursprünglichen Beginn angepfiffen worden.

Franco Foda änderte sein Team gegenüber dem 1:0-Sieg gegen Russland am Mittwoch an drei Positionen. Siebenhandl hütete anstelle von Heinz Lindner das Tor, zudem begannen David Alaba und Florian Grillitisch. Für sie mussten Louis Schaub und Florian Kainz auf die Bank. In der Abwehr schenkte er wieder der beim 1:0-Erfolg gegen Russland bewährten Dreierkette mit Aleksandar Dragovic, Sebastian Prödl und Hinteregger das Vertrauen. Bei den Deutschen gab Manuel Neuer nach langer Verletzungspause sein lang ersehntes Comeback. Sie traten keinesfalls in Bestbesetzung an, Stars wie Thomas Müller, Mats Hummels, Jerome Boateng oder Toni Kroos hatten die Reise nach Klagenfurt erst gar nicht angetreten, waren im WM-Vorbereitungs-Teamquartier in Südtirol geblieben.

Deutschland in der ersten halben Stunde klar überlegen

Trotzdem war die DFB-Elf nach einer dreimaligen Aufwärmphase in der ersten halben Stunde klar überlegen, ließ den Ball geschickt laufen. Österreich bekam kaum Zugriff auf die Partie und geriet schnell in Rückstand. Ein missglückter Abschlag von Siebenhandl landete genau bei Özil, der überlegt einschoss. Siebenhandl war zwar noch dran, der Ball fand aber via Innenstange den Weg ins Tor. Ein denkbar schlechter Start für den 28-Jährigen in seinem erst zweiten Länderspiel. Wenig später unterlief auf der Gegnerseite Neuer ein ähnlicher Fehler, der Abschluss von Alessandro Schöpf fiel aber zu schwach aus (14.).

In der Folge lag das 0:2 in der Luft, Siebenhandl konnte einen Brandt-Abschluss aber gerade noch in den Corner lenken (20.). Die Österreicher hatten den Schock des frühen Gegentores nach rund 30 Minuten verdaut, wurden mutiger, kamen besser rein und hatten auch deutlich längere Ballbesitzphasen als zuvor. Hinzu kamen erste Abschlüsse. Ein Zulj-Schuss ging genau auf Neuer (31.). Bei einem Grillitsch-Abschluss ins kurze Eck ließ sich der Bayern-Goalie beinahe überraschen, konnte den Ball aber gerade noch abwehren (32.). Zudem setzte Prödl den Ball nach einer Standardsituation aus schwieriger Position drüber (37.).

Nach dem Seitenwechsel präsentierten sich die Foda-Schützlinge noch deutlich besser, starteten wie aus der Pistole geschossen mit viel Druck nach vorne. Alaba verfehlte das Tor noch knapp (51.). Zwei Minuten später leitete der Bayern-Star den Ausgleich mit einem Corner ein. Hinteregger nahm den Ball aus spitzem Winkel direkt und traf am chancenlosen Neuer vorbei genau ins lange Eck. Für den Augsburg-Legionär war es Treffer Nummer drei im 30. Länderspiel.

Gleich darauf reagierte Neuer bei einem Arnautovic-Schuss glänzend (54.). Zulj verfehlte nur knapp das Gehäuse (66.). Das 2:1 lag in der Luft und fiel auch prompt: Eine tolle Kombination über Julian Baumgartlinger und Stefan Lainer schloss Schöpf mustergültig ab. Foda hatte zu dem Zeitpunkt noch nicht gewechselt, das zeigte, dass die ÖFB-Auswahl die Partie deutlich ernster nahm, als der prominente Gegner.

Klagenfurt bleibt ein guter Boden

Die Deutschen versuchten zwar im Finish noch einmal zuzusetzen, kamen aber nicht gefährlich zum Abschluss. Somit war die Überraschung gegen den Weltranglistenersten perfekt. Klagenfurt bleibt damit in jüngster Zeit ein guter ÖFB-Boden, dort konnten zuletzt vier Länderspiele in Folge gewonnen werden. Für Deutschland war es der vorletzte WM-Test, sie starten am 17. Juni gegen Mexiko in die Endrunde.