Gekonnt geklont?
Matebook statt Macbook

Dass Huawei eine echte Alternative sein kann, hat der chinesische Hersteller schon mit Smartphones bewiesen, zuletzt mit seinem iPhone-Killer P20 Pro. Jetzt überrascht Huawei auch mit einem Notebook, das optisch und namentlich ein Klon des MacBook Pro ist. Aber kann das MateBook X Pro tatsächlich überzeugen? Wir haben es uns angesehen.

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Matebook statt Macbook © Bild: Huawei

Dass man sich von Apple-Designs "inspirieren" lässt, ist noch gewissermaßen in Ordnung. Die Grenzen oder gegebenfalls deren Überschreitung ist ohnehin Sache von Anwälten und nicht Konsumenten. Aber muss auch der Name so eine offensichtliche Kopie sein? "MateBook X Pro" gegenüber "MacBook Pro"? Echt jetzt?

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Es mag vielleicht eine Kleinigkeit für viele sein, aber dieses übertriebene Klonen verstärkt lediglich das Klischee gegenüber China, alles nur kopieren zu können. Und noch wichtiger: In diesem fall drückt es einem Gerät den Klonstempel auf, das als Premium-Notebook eigentlich hervorragend auf eigenen Beinen stehen könnte, ohne sich irgendwo "anlehnen" zu müssen.

Kostspieliger Nobelhobel

Eine Kopie des MacBook Pro ist das MateBook X Pro auch hinsichtlich Preisgestaltung. Das Notebook ist in drei Versionen erhältlich und beginnt bei stattlichen 1.499 Euro. Für die teuerste Version (Schnellerer Prozessor und mehr Speicher) sind es gar 1.799 Euro.

Dafür bekommt man aber auch Einiges geboten: Herausragend ist zunächst die Verarbeitung des Notebooks aus mattem Aluminium. Passgenau, minimalistisch und handschmeichelnd ordnet sich das MateBook X Pro im Alltag seines Nutzers ein.

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Die Tastatur ist dank knackiger Hübe eine wahre Freude für die Finger, nervt nicht mit Klackern und verbirgt sogar ein technisches Highlight. Zwischen den F-Tasten in der obersten Reihe ist eine ausklappbare Kamera versteckt, die statt der Kamera über dem Display verbaut ist. Per Tastendruck kann sie aus- und eingeklappt werden und gibt dem Nutzer die Sicherheit, die Kamera komplett verschwinden zu lassen, wenn er sie nicht benötigt. Clever. Ein weiteres Highlight per Knopfdruck: Im Powerbutton des MateBook X Pro ist ein Fingerabdrucksensor integriert, der mit der biometrischen "Hello"-Anmeldung von Windows 10 funktioniert. Problemlos.

Leistung passt...

Die verbaute Technik ist beim MateBook X Pro in Ordnung. Sie ist nicht überragend, stemmt aber selbst in der kleinsten Ausführung fast alle Alltagsaufgaben. Egal ob 8 oder 16 GB Arbeitsspeicher verbaut sind: Den Intel-Prozessoren fällt es lediglich in Kombination mit der GeForce MX 150 Grafikkarte schwer, die neuesten Spiele flüssig darzustellen. Alles stellte im Test kein Problem dar.

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Ein drittes Highlight ist die Touchscreen-Funktion des hellen Bildschirms, die ideal zu Windows 10 passt. Auffallend auch der hauchdünne Rahmen, der den 13,9 Zoll großen Bildschirm umfasst. Entgegen dem Trend des 16:9-Formats setzt Huawei ähnlich wie Microsoft auf das 3:2-Format. Das Plus an Vertikalfläche macht das MateBook X Pro zum Arbeiten und Surfen wesentlich angenehmer, beim Schauen von Filmen, YouTube, etc. muss man sich dafür mit größeren schwarzen Balken zufrieden geben.

...und läuft

Wenig Anlass zur Kritik gibt die Laufzeit des Geräts. Ohne Zwischenstopp an der Steckdose wird ein Arbeitstag leider auch nicht drin sein, das schafft aber noch kein Notebook. Wenn es nur Film-Streaming sein soll, hält das Gerät schon deutlich über 10 Stunden am Stück durch. Es reicht also für einen Platz im Spitzenfeld.

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Ein wenig Kopfzerbrechen bereitet die Nachrüstbarkeit des Geräts: Gerade mal ein USB-Port ist am MateBook X Pro verbaut, SD-Kartenslot sucht man vergeblich. Und mit dem Entfernen der Schrauben am Gerät ist man noch nicht dort angekommen, wo man einfach mal eine Festplatte austauschen könnte. Ein wenig mehr Anschlüsse als USB-Port, Kopfhörer-Klinke und Ladestecker hätten es schon sein können. Zumal es ja auch keine Version mit integriertem LTE-Modul gibt und somit der USB-Port ohnehin flach fällt, wenn man unterwegs nicht von WLAN abhängig sein will.

Fazit

Huawei ist mit dem MateBook X Pro ein beeindruckender Wurf gelungen. Gerade einmal zwei Modellserien hat das Unternehmen benötigt, um sich als ebenbürtiger Konkurrent zu Dell (XPS 13) und Apple (MacBook Pro) aufs breite Siegertreppchen dieser Gerätekategorie stellen zu können. Wofür man sich als Kunde letztendlich entscheidet bleibt weitgehend Geschmackssache, einen "Fehler" macht man mit keiner der Optionen.

Jetzt wäre Huawei noch gut beraten, den Klonstempel wegzustecken, den Produkte wie dieses absolut nicht notwendig haben. Hier spricht die Qualität für sich und das Erkennen derselben sollte Interessenten allemal zuzutrauen sein. Spätestens jetzt.