Chronologie: Innenpolitisch motivierte Anschläge in Österreich der letzten Jahre

Attentate auf Kommunal- und Landespolitiker häufig

24. März 1965
Bei einer Protestdemonstration gegen antisemitische Äußerungen des an der Hochschule für Welthandel lehrenden Professors Taras Borodajkiewicz wurde in der Wiener Innenstadt der Pensionist Ernst Kirchweger attackiert. Wenige Tage später starb er an den tödlichen Verletzungen, die ihm ein Neo-Nazi zugefügt hat. Kirchweger ist das erste politische Opfer der Zweiten Republik.

1. Mai 1981
Der Wiener Stadtrat Heinz Nittel wird von einem Angehörigen der von Abu Nidal geführten radikalen Palästinenserorganisation in Wien-Hitzing erschossen. Nittel war auch Präsident der österreichisch-israelischen Gesellschaft. Zwei führende Mitglieder der Terror-Organisation "Abu Nidal", die nach dem blutigen Anschlag auf die Wiener Synagoge im August 1981 verhaftet wurden, werden verdächtigt. Den Mord an Nittel kann man ihnen allerdings nicht nachweisen. Beim Anschlag auf die Synagoge wurden zwei Menschen getötet.

6. Oktober 1987
Der Kärntner Landeshauptmann Leopold Wagner wird bei einer Maturafeier in einem Klagenfurter Restaurant von dem Lehrer Franz Rieser, einem ehemaligen Schulkameraden, durch zwei Schüsse schwer verletzt. Rieser wurde 1988 zu drei Jahren Haft verurteilt. Der Exzentriker verantwortete sich damit, dass er Wagner nicht töten, sondern lediglich mit der Waffe in der Hand auf Missstände im Schulwesen aufmerksam machen wollte. Die lebensgefährliche Verletzung konnte Wagner zwar fast vollständig auskurieren, seelisch dürfte er das Attentat aber nicht überwunden haben - ein Jahr später trat Wagner zurück.

1993 bis 1996
Der österreichische "Briefbomber" Franz Fuchs versetzt das Land in Angst und Schrecken. Der schwerwiegendste Anschlag indes ist keiner Briefbombe geschuldet. Eine am Rande einer Roma-Siedlung in der burgenländischen Stadt Oberwart angebrachte Sprengfalle kostet 1995 vier Roma das Leben. Weitere Ziele von Fuchs sind neben Zilk die TV-Moderatorinnen Silvana Meixner und Arabella Kiesbauer, die Schriftstellerin Lotte Ingrisch und Flüchtlingshelferin Ute Bock.

6. November 2003
Im Gemeindeamt von Fohnsdorf in der Obersteiermark wird Bürgermeister Johann Straner angeschossen und bricht schwer verletzt zusammen. Der Attentäter richtet sich anschließend selbst. Auslöser war die behördliche Untersagung für dessen Imbissstand. Der 50-jährige Straner ist heute körperlich wiederhergestellt und voll im Amt. Das Gemeindeoberhaupt war von zwei Kugeln in Bauch und Brust getroffen worden. Sein Leben verdankt er dem Umstand, dass ein Projektil vom Uhrband abgelenkt worden war.

9. Februar 2008
Der Bürgermeister der niederösterreichischen Gemeinde Spitz, Hannes Hirtzberger, bricht nach dem Verzehr einer mit Strychnin präparierten Praline zusammen. Diese hatte er gemeinsam mit einer Grußkarte auf seinem parkenden Auto gefunden. Drei Wochen später nehmen die Ermittler einen 56-jährigen Gastronomen aus der Gegend fest. Vermutetes Tatmotiv: Der Unternehmer soll die Umwidmung seines Grundstückes für ein Thermalhotel nicht bewilligt bekommen haben. Der Verdächtige bestreitet bis heute die tat, es gilt die Unschuldsvermutung. Hirtzbergers Zustand ist nach wie vor kritisch.

7. März 2008
Der oberösterreichische SPÖ-Landtagsabgeordnete Rudolf Prinz wird Opfer eines Säure-Attentats. Nach ersten Informationen öffnete er ein Päckchen, in dem sich ein Rohr mit einer ätzenden Flüssigkeit befand. Der Politiker erleidet eine oberflächliche Handverletzung. Zwei weitere Pakete, die offenbar für ÖVP-Mandatare der Gemeinde Weißkirchen (Bezirk Wels-Land) bestimmt gewesen waren, können von der Polizei rechtzeitig abgefangen werden.

(apa/red)