Tianjin: Tiere als
Testobjekte für Chemikalien

Wie die chinesischen Behörden mögliche Folgen für Mensch und Umwelt bestreiten

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Fakten - Tianjin: Tiere als
Testobjekte für Chemikalien

Der Druck auf die Behörden wächst, sie sollen Rede und Antwort für das Unglück in Tianjin stehen. Mittlerweile ist die Zahl der Todesopfer auf 129 angestiegen. Über 700 Tonnen der gefährlichen Chemikalie Natriumcyanid sind in Luft und Wasser gelangt. Welche längerfristigen Folgen das haben kann, ist noch ungewiss. In ihrer Not haben die chinesischen Behörden zu einer fragwürdigen Methode gegriffen: Statt Wasser- und Luftproben zu nehmen, müssen Tiere als Versuchsobjekte herhalten. In Käfige gesperrte Hasen, Hühner und Tauben sollen anzeigen, ob und wie giftig oder gesundheitsgefährdend der Aufenthalt in dem betroffenem Areal ist, wie die chinesische Zeitung "People's Daily" berichtete.

Tierversuch soll beruhigen

Die Bewohner sollen so wohl beruhigt werden. Tierschützer haben die Aktion naturgemäß kritisiert: Die britische Peta-Chefin Mimi Bekhechi erklärte gegenüber der Zeitung "The Independent": "Die Technologie hat Tierversuche wie "Kanarienvögel in Minen" vor langer Zeit unnötig gemacht. Diese Tiere jetzt den giftigen Chemikalien in der Gefahrenzone von Tianjin auszusetzen, indem man sie in winzige Käfige sperrt, ist grausam, primitiv und falsch." Die Tiere sollen Nachrichtenberichten zufolge auch mehrere Stunden nachdem sie ausgesetzt worden sind, noch am Leben gewesen sein. Ein Zeichen, das die Bürger von Tianjin in dem Glauben bestärken soll, dass alles in bester Ordnung ist. Die Menschen, die sich in die Zone um das Gefahrengutlager wagen, wollen dennoch nichts riskieren: Im Hintergrund eines der Bilder (siehe unten), auf denen die eingesperrten Tiere zu sehen sind, ist zu erkennen, dass ein Mann mit einer Gasmaske an den Tieren vorbeiläuft.

In den sozialen Netzwerken reagieren die chinesische User unterschiedlich auf den Einsatz der Tiere, wie der Sender "CNN" berichtete: Während viele Nutzer diese Methode als unmenschlich bezeichnen, zeigen sich andere besorgt darüber, dass das Überleben der Tiere nicht aussagekräftig ist. "Missbildungen und Krebs-Dörfer erscheinen nicht über Nacht", schrieb ein User. Ein anderer postete: "Man sollte die Verantwortlichen auch dorthin stellen." Die Tiere sitzen da, um der nervösen Öffentlichkeit zu versichern, dass es keine Gesundheitsrisiken gibt, heißt es in der "South China Morning Post".

Das große Fischsterben

Auslöser für die Tierversuche war, dass mehrere Tage nach dem Unglück massenweise Fische gestorben sind. Die toten Tiere sind an die Ufer des Haihe-Flusses gespült worden, rund 6 Kilometer von der Unglücksstelle entfernt. Die Behörden bestreiten einen Zusammenhang zwischen dem Massensterben und der Katastrophe. Messungen der Fischereibehörde haben ergeben, dass die Fische aufgrund von Sauerstoffmangel verendet sind, wie die Zeitung "China Daily" berichtete. Hohe Schadstoffbelastungen können unter anderem zu so einem Sauerstoffmangel führen.

Laut Testergebnissen von Greenpeace (21. August) konnte im Mündungsgebiet des Haihe-Flusses eine Cyanid-Konzentration von 0,01 mg/L gefunden werden. Das sind zwar relativ "geringe" Mengen, aber der Wert ist im Vergleich zur normalerweise vorhandenen Konzentration immer noch hoch, so Greenpeace.

Ein Teil der Testergebnisse von Greenpeace:

Tianjin: Testergebnisse von Greenpeace
© Greenpeace

Kommentare

News.at prangert den Versuch mit Tieren an, zeigt jedoch gleichzeitig ein Video eines Plumplori das vermeintlicher Weise gekitzelt wird! Schlecht recherchiert und unverantwortlich von NEWS, da man sehr genau weiß, dass genau diese Videos Hauptgrund für den langen Leidensweg der geschützen Tiere sind! Was News nicht alles für ein paar Klicks macht.......... http://www.ticklingistorture.org/

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Warum nimmt man nicht jene die dafür verantwortlich sind.
Die Tiere können nichts dafür was der Mensch anrichtet, immer werden Tiere misbraucht und das zu Millionen in unnötigen, grausamen Versuchen.

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Weil "man" nicht so menschenverachtend ist wie der von dir geäußerte Gedanke.

Diverse Tests gehen auf Cyanid, nicht explizit auf Natriumcyanid. Auch ist für die Toxizität lediglich das (freie) Cyanid relevant. Auf Natriumcyanid kann man bei realen Proben -vor Allem bei diesen Konzentrationen- höchstens zurückrechnen, aber nicht direkt analysieren.

higgs70

Naja, so wie sich das hier darstellt, werden die vorher verdurstet oder verhungert sein, bevor sich mögliche Chemie-Schäden bemerkbar machen.

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