Chanel-Modeschau in Salzburg: Huldigung an die Tracht

Lagerfeld ließ sich von Alpenfolklore und Rokoko inspirieren

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Fashion - Chanel-Modeschau in Salzburg: Huldigung an die Tracht

"Die Österreichische Mode ist wirklich etwas unsterbliches", huldigte der 81-jährige Chanel-Chefdesigner im Gespräch mit Journalisten dem alpenländischen Folklorestil. Schon als Kind habe er Tracht getragen, "meine Eltern kauften sie hier in Österreich. Ich habe als Kind nur solche Sachen angezogen". Seine Pre-Fall-Kollektion 2015 darf durchaus als Feier der Salzburger Kultur verstanden werden. Das im 18. Jahrhundert erbaute Rokoko-Schloss Leopoldskron bot ihm dafür die perfekte Kulisse. Hier wurde das Fachwissen der Spezialateliers wie des Schmuckdesigners Desrues, des Federschmuckmachers Lemarie, der Stickereiateliers Lesage und Montex, des Schuhmachers Massaro, des Modisten Michel und des Kaschmirexperten Barrie geehrt.

Mit Delevigne, Jenner und Co.

In der rund 30-minütigen Show, die am Dienstag noch zweimal wiederholt wurde, defilierten die Models durch die Prunkräume des Schlosses vor rund 200 geladenen Gästen. Mit dabei: Cara Delevingne, Kendall Jenner, Dressman Brad Kroenig und sein sechsjähriger Sohn Hudson - er ist das Patenkind von Karl Lagerfeld, Eleonore Toulin, Kremi Otashliyska, Audrey Marnay, Brogan Loftus und Jake Davies. Sie präsentierten Lagerfelds ideenreiche Kreationen: Federgeschmückte Loden-Hüte, mit Alpenblumen bestickte Capes, weiße Rüschenblusen, Trachtenminiröcke, elegante schwarze Seidenkleider verziert mit roter Blumenborte, Strickkleider und Kostüme mit Maschen und Brosche. Lagerfeld ließ für die Kollektion offenbar auch Kostümskizzen für die 1910 von Hugo von Hofmannsthal geschriebene Oper "Der Rosenkavalier" (Musik von Richard Strauss) einfließen. Vor 15 Jahren entwarf der Modedesigner für Hofmannsthals Komödie "Der Schwierige" bei den Salzburger Festspielen Seidenkleider und einen Frack für Karlheinz Hackl.

Das Publikum der heutigen Show zeigte sich begeistert. In das Schloss geladen waren rund 200 Künstler, Schauspieler, Modedesigner, Visagisten, Vertreter von Kosmetikkonzernen, Modejournalisten sowie Bekannte und Freunde des Hauses Chanel: Iris Berben, Rooney Mara, Alice Dellal, Lily Allen, Jasna Fritzi Bauer, Mavie Hörbiger, Nina Hoss, Geraldine Chaplin, Astrid Berges-Frisbey und Vogue-Stylistin Caroline Sieber.

Bescheidener Lagerfeld

Lagerfeld selbst kommentierte seine Paris-Salzburg Metiers d'Art bescheiden. Zahlreiche junge Leute hätten in den Werkstätten daran gearbeitet, "bis diese Kollektion technisch ausgeführt war, hat es zwei Monate gedauert. Ich bin selbst nicht besonders stolz darauf - das hängt auch davon ab, was die Mädchen daraus machen", verwies der Modezar auf seine Models. "Cara ist toll. Ich habe sie schon gekannt, als sie noch ein Kind war." In seinem Fashionfilm "Reincarnation", den Lagerfeld gestern am Abend in Salzburg präsentierte, habe Cara auch gesungen, sie wolle auch Platten machen, erzählte der Modezar. Das "Gesicht" der Paris-Salzburg-Kollektion sind Cara Delevingne und Pharrel Williams, die in dem Kurzfilm mit Geraldine Chaplin zu sehen sind. Der Film stellt eine Episode aus dem Leben Gabrielle Chanels dar: Die von Geraldine Chaplin verkörperte Chanel hält sich 1954 zur Sommerfrische in der Nähe von Salzburg auf. In dem Hotel, in dem sie wohnt, begegnet sie einem jungen Liftboy, gespielt von Williams, der eine Jacke trägt, die sie später zu der legendären Chanel-Jacke inspirierte. Lagerfeld inszenierte Delevingne und Williams in prachtvollen Kostümen alias Kaiserin Sisi und Kaiser Franz Joseph. "Reincarnation" ist auch eine Erinnerung an die österreichisch-ungarischen Monarchie, die der Designer noch einmal lebendig werden ließ.

Seit 2002 feiert die jährlich erscheinende Kollektion der Metiers d'Art von Chanel die Handwerkskunst, indem sie den Fokus auf Städte richtet, die mit der Geschichte von Chanel verbunden sind. Nach Bombay, Edinburgh und Dallas führte Lagerfelds Inspiration diesmal nach Salzburg. Das Schloss Leopoldskron wurde eigens für die Show möbliert, zahlreiche Kerzen sorgten für eine heimelige Atmosphäre. Die Möbel wurden aus Wien, London und München herbeigeschafft, wie Lagerfeld schilderte, und stammen aus der Zeit des österreichischen Theater- und Filmregisseurs Max Reinhardt, der die Salzburger Festspiele im August 1920 begründete.

Für Dienstagabend ist noch ein Dinner im Schloss geplant, zubereitet von Haubenkoch Andreas Döllerer aus Golling mit seinem Team, das auch die Buffet-Tische für den Brunch am Vormittag mit viel Obst und Gebäck kunstvoll dekorierte. Lagerfeld wird bereits morgen aus Salzburg abreisen. Im nächsten Jahr werde die "Metiers d'Art" in Rom stattfinden, verriet der Chefdesigner. Zeit für Sightseeing nimmt sich Lagerfeld nicht in Salzburg. "Ich bin kein Tourist. Ich will da sein, wenn etwas zu tun ist. Ferien sind etwas für Büroangestellte", sagte er lächelnd. "Zu Weihnachten arbeite ich an der Haute Couture."

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