Bye Bye Videorekorder

Der weltweit letzte Hersteller von Videorekordern hat die Produktion eingestellt

Der Videorekorder verabschiedet sich nun endgültig. Der weltweit letzte Hersteller Funai Electric stellt die Produktion ein. Im vergangenen Jahr stellten sie nur mehr 750.000 Videorekorder zum Abspielen von VHS-Kassetten her. Im Vergleich dazu waren es Anfang des Jahrtausends noch 15 Millionen.

von Leben - Bye Bye Videorekorder © Bild: shutterstock.com/Oleg Krugliak

"Wir waren die einzigen Hersteller von Videorekordern nach dem Rückzug von Panasonic 2012", sagte der Funai-Sprecher. Die letzte VHS-Kassette wurde bereits 2002 hergestellt. Die Videorekorder wurden meist nur mehr von Leuten gekauft, die ihre alten Aufnahmen auf Magnetband noch abspielen wollten.

Der gute alte Videorekorder

Anfang der 1960er kamen die ersten Videorekorder für den Heimgebrauch auf dem Markt. Eines der ersten Modelle war der Loewe Optacord 500, den sich bekannte Musiker wie John Lennon und Paul McCartney sehr rasch nach der Markteinführung zulegten. Dieses Gerät war allerdings ziemlich groß und musste daher auf einem fahrbaren Wagen stehen. Bald darauf wurden handlichere Modelle entwickelt.

Format-Krieg

In den späten 1970ern, als sich die Videorekorder schon langsam am Markt etablierten, gab es mehrere nicht miteinander kombinierbare Videosysteme. Die europäischen Anbieter Philipps und Grundig wurden mit ihrem VCR-Format von den technischen Neuerungen der japanischen Konkurrenz heftig unter Druck gesetzt. Um mithalten zu können, wurde VCR rasch durch die Neueinführung Video 2000 ersetzt. Zu dieser Zeit konkurrierten hauptsächlich das japanische Format VHS, das europäische Format Video 2000 und das von Sony angebotene Format Betamax.

VHS setzte sich durch

Nach einem harten Konkurrenzkampf setzte sich schließlich die VHS-Kassette durch. Ausschlaggebend dafür waren zum einen das umfassende Angebot an Kauf- und Mietkassetten, an dem sich die Videotheken orientierten. Zum anderen spielte damals wie heute die Pornoindustrie eine große Rolle. Es wird vermutet, dass das Verbot von Pornoinhalten einer der Gründe für das Versagen von VCR und Video 2000 war.

Ähnliche Format-Kriege werden auch heute noch geführt. Erst vor kurzem hat sich das Video-Format Blue-Ray gegenüber anderen Konkurrenten durchgesetzt.

Was machen mit alten Kassetten?

Alte VHS-Kassetten verstauben meist auf dem Dachboden. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, was man mit alten Kassetten tun kann.

Aufnahmen retten

Wichtige Videoinhalte, die man unbedingt behalten möchte, sollten digitalisiert werden. Denn eine VHS-Kassette hält nicht ewig und ist mittlerweile ein sehr unsicheres Speichermedium. Die Qualität der Aufnahmen wird bei lagernder Kassette von Tag zu Tag schlechter. Es gibt mehrere Verfahren zur Digitalisierung wertvoller Aufnahmen. Die am häufigsten verwendete Methode ist die Umwandlung mit Hilfe eines Analog-Digital-Wandlers (kurz: AD-Wandler) mit passender Software. Dieser kostet zwischen 30 und 80 Euro. Man muss sich freilich keinen eigenen AD-Wandler zulegen. Längst gibt es Firmen, die diesen Service anbieten.

Kassetten verkaufen oder spenden

Je nach Film kann man sogar noch Bares aus seinen alten Kassetten herausholen. Besonders für alte Horror- oder Sciencefiction Filme, die noch nicht digitalisiert wurden, sind Sammler gerne bereit etwas Geld liegen zu lassen.
Falls man keinen Käufer für seine Filme findet, gibt es auch noch einige Wohltätigkeitseinrichtungen, die sich über VHS-Kassetten Spenden sehr freuen würden.

Kassetten entsorgen

Sind die Kassetten allerdings nur noch reif für die Mülltonne, sollte man bei der Entsorgung folgendes beachten: Kleinere Mengen können im Restmüll entsorgt werden. Größere Mengen sollten allerdings zum Wertstoffsammelzentrum gebracht werden. Da man sich bei der Entsorgung privater Dateien nie absolut sicher sein kann, wer diese später in die Hände bekommt, ist es ratsam, die Kassetten zunächst unbrauchbar zu machen. Das macht man am besten, indem man das Band aus der Kassette zieht und abschneidet.

Kassetten für andere Zwecke verwenden

Für kreative Köpfe ist Wegschmeißen natürlich keine Option. Aus den Kassetten kann man tolle Sachen basteln. Ob ein Vogelhaus, ein Nachttisch oder ein Adventkranz - beim sogenannten „Upcycling“ sind den gestalterischen Fähigkeiten keine Grenzen gesetzt.

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