Wenn Sie das Wort Butler hören, welches Bild haben Sie dann vor Augen? Die meisten denken sofort an einen älteren Herrn im Frack und weißen Handschuhen.
„Dieses Bild ist überholt. Längst hat der Beruf sein verstaubtes Image abgelegt und die Aufgabengebiete des Butlers haben sich der Zeit angepasst“, weiß Claudia Schlegel. Seit Jahren leitet sie das Butler Bureau in Wien, bildet hoch qualifiziertes Hauspersonal aus und vermittelt es an Arbeitgeber in der ganzen Welt.
Die grauen Haare, die oftmals mit Lebenserfahrung verbunden werden, sind heutzutage kein notwendiges Kriterium mehr. „Wir haben eine große Bandbreite; auch bei den Dienstgebern. Ein 32-Jähriger mit großem Vermögen und mehreren Residenzen weltweit, fühlt sich vielleicht nicht wohl mit einem älteren Herrn im Frack“, erklärt Schlegel. Da sei es sogar ab und an erwünscht, dass der Butler gar nicht als solcher erkennbar ist. Der Frack wurde gegen einen Anzug eingetauscht und die Jobbezeichnung hat sich auch geändert: Resident Manager, Estate Manager, Housemanager, Personal oder Private Assistent heißt das heute.

Eintauchen in die Luxuswelt
Doch das Arbeitsumwelt bleibt dasselbe. Als Butler arbeitet man in der Luxuswelt.
In eben solch eine tauchen wir für kurze Zeit ein, als wir Claudia Schlegel zum Gespräch treffen. Im Looshaus, im ersten Wiener Gemeindebezirk. „Es ist mir wichtig, dass unsere Auszubildenden verstehen, warum ein Kristallglas bis zu 600 Euro kostet, welche Arbeit dahintersteckt“, sagt die Unternehmerin. Man möchte den angehenden Butlern und Butleressen eine Tür öffnen, die Tür in eine Welt, in der sie sich auch wohlfühlen sollen. „Wir hatten auch Bewerber, die gesagt haben, ich komme damit nicht zurecht, dass hier mit so viel Geld umgegangen wird. Das ist dann nicht der passende Job.“
Butler sind Vertrauenspersonen, sie üben Diskretion und Loyalität, beherrschen Diplomatie und repräsentative Auftreten – „Im Butler Bureau lernen die Kursbesucher, den Haushalt in einem exklusiven Anwesen zu führen“, so Schlegel.
Vielfältiger Aufgabenbereich
Wer aus der Gastronomie oder der Hotellerie kommt, der kann den Lehrgang in vier Wochen absolvieren, alle anderen müssen sechs Wochen lang lernen, wie man einen großen Haushalt organisiert. „Und ein großer Haushalt fängt bei 800-1000qm an.“
Das Hauspersonal in den verschiedenen Residenzen muss geführt und koordiniert werden, Dienstpläne aufgestellt und das Haushaltsbudget überwacht werden, auch das ist die Aufgabe des Butlers. „Ein Butler organisiert aber auch Dinners, Geburtstagsfeste, plant die Reisen, chauffiert die Kinder in die Schule. Das Aufgabengebiet ist vielfältig.“

Inzwischen gibt es auch einige Frauen, die diesen Beruf ausüben. Die Hälfte der BewerberInnen seien Frauen, so Schlegel. „Viele, die als Haushälterinnen tätig sind, wollen den nächsten Schritt auf der Karriereleiter erklimmen“, weiß die Butler Bureau-Leiterin. Über die Jahre seien es immer mehr Frauen geworden, der Begriff „Butleresse“ kommt ihr leicht über die Lippen.
80-100 Butler soll es nach Schätzung Schlegels in ganz Österreich geben. In Wien sei die „Butler-Dichte“ in den Bezirken 13,18,19 und 1 am höchsten. „Die klassischen Bezirke eben.“
Neben Diskretion ist „die Freude am Dienen“ die wichtigste Eigenschaft eines Butlers. „Dienen ist im deutschsprachigen Raum eher negativ behaftet“, ergänzt Schlegel, „aber es geht darum, meinem Dienstgeber den Rücken freizuhalten.“

Eine Anforderung, die nicht jeder erfüllen kann. Wer ein großes Ego hat, für den ist der Beruf nichts. „Die Lorbeeren kriegt immer der Dienstgeber, auch wenn der Butler im Hintergrund die Arbeit geleistet hat.“
Dienen, aber nicht unterwürfig sein
Dienen, aber nicht unterwürfig sein. Das würde die Ausbildung in Wien auch von jener in den Niederlanden unterscheiden. „Neben der Bandbreite unterscheidet uns auch, dass wir moderne Butler ausbilden und uns von der alten Schule verabschieden“, erklärt Schlegel.
Eine Arbeit, die sich auch monetär auszahlt. Das Einstiegsgehalt läge bei 3.500 Euro brutto im Monat. „Für Headbutler in den USA gibt es bis zu 300.000 Euro Jahresgehalt. In Österreich kann man bis zu 6.000 Euro netto im Monat verdienen“. Die Arbeitsverträge richten sich nach dem Hausangestelltengesetz.
Wer engagiert einen Butler?
Doch wer sind die Menschen, die einen Butler engagieren? „Größtenteils sind das Industrielle und Unternehmer, die Hauspersonal engagiert haben, das es zu koordinieren gilt. Sie müssen sich das vorstellen wie ein Unternehmen“, erklärt Schlegel, „da braucht es Abteilungsleiter. Und bei solch einem Haushalt braucht es eben einen Butler, der diese Aufgabe übernimmt.“
Angesprochen auf extravagante Wünsche, hält sich Schlegel bedeckt. Diskretion eben. Selbstverständlich. „Natürlich kann es mal sein, dass das Evian Wasser um 3 Uhr nachts leer ist, oder die Heidelbeeren nicht alle dieselbe Größe haben. Damit muss man lernen umzugehen.“
Der Umgang mit solchen Besonderheiten wird einem in der Ausbildung näher gebracht. „Da arbeiten wir dran“, so Schlegel. „Wenn für jemanden 100 Euro viel Geld ist, dann lebt der- oder diejenige in einer anderen Dimension. Für diese Menschen sind 100.000 Euro nicht viel Geld. Das darf man ihnen aber auch nicht vorwerfen. Da steht meistens sehr viel Arbeit und Leistung dahinter.“
Das verbietet die Diskretion
Apropos Diskretion. Nicht selten packen Ex-Butler über das Privatleben der britischen Royals aus. Wie realistisch sind solche Berichte? „Sie müssen bedenken, dass ein Butler in ihrem Privatbereich, in ihren eigenen vier Wänden arbeitet. Der sieht und hört alles.“
Doch wer einmal getratscht hat, der wird nie wieder als Butler arbeiten.
Informationen zum Lehrgang
Der nächste Lehrgang des Butler Bureau startet am 15. April 2019. Anmeldungen werden ab sofort entgegengenommen. Zehn Teilnehmer werden in den Lehrgang aufgenommen. Die Kosten für den sechswöchigen Lehrgang belaufen sich auf 7.200 Euro. Weitere Informationen: www.butlerbureau.eu.
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