Wenn einem im Flugzeug die
Stinkesocken präsentiert werden

Letzte Woche sind mir zwei Dinge passiert, zu denen ich gerne Ihre Meinung hören würde.

von "Die Buschtrommel" - Wenn einem im Flugzeug die
Stinkesocken präsentiert werden © Bild: Shutterstock/Marko Aliaksandr

Liebe Männer! Ich mag euch! Wirklich! Und ich möchte auch nicht immer mit euch herummeckern. Aber letzte Woche sind mir wieder zwei Dinger passiert – also da würde ich jetzt wirklich einmal sehr gerne eure Meinung zu hören (und die meiner weiblichen Leserinnen natürlich auch!)

Vorfall 1:

Ich war zu einem festlichen Dinner eingeladen. Also habe ich mich aufgetufft bis zum Umfallen, meinen Hallux Valgus am rechten Fuß dazu verdonnert, einige Stunden die Klappe zu halten und einfach mal ohne großes Getöse in Form von infernalischen Schmerzen in den eleganten High Heels herum stolzieren zu können. Das hat zu meinem Erstaunen ganz prima geklappt. Vor dem eigentlichen Dinner traf sich die illustre Abend-Gesellschaft zum Aperitif Cocktail in der Eingangshalle der edlen Villa. Ich stolzierte also mit einem Glas Champagner in der Hand so herum und bestaunte die edlen Wandverzierungen. Und die anderen Gäste. Auf einmal landete ein Paar neben mir. Der Mann startete einen verzweifelten Versuch, ein Selfie mit seiner Begleitung zu machen. Dabei sah er etwas – sagen wir – albern aus. Denn nicht nur seine Frau, sondern auch die große Palme UND die prachtvolle Wandmalerei mussten mit aufs Bild. Multi-Tasking war gefragt. Nicht unbedingt die berühmteste männliche Eigenschaft. Also bat ich meine Hilfe an und machte einige Fotos von dem hübschen Paar. Anschließend plauderte man einige Minuten miteinander und dann trennten sich die Wege – das Dinner begann. Ich hatte den Vorfall fast schon wieder vergessen, als mich zirka 8 Tage später über ein berufliches Netzwerk die Kontaktanfrage eines mir unbekannten Herren erreichte. Beim Blick auf das Profilfoto erkannte ich den Selfie-Mann wieder, also bestätigte ich den Kontakt. Prompt schrieb er mir eine Nachricht und fragte, ob ich den Abend gut überlebt hätte (es war zugegebener Maßen eine etwas schräge Veranstaltung). Ich antwortete mit vielen lachenden Emotjis zurück, dass ich noch leben würde und alles sei gut. Keine zwei Minuten später erreichte mich die nächste Nachricht in der er fragte, ob er mich zu einem Dinner einladen dürfte. Ich antwortete, dass ich sehr gerne mit ihm und seiner Lebensgefährtin zum Dinner ausgehen würde. Postwendend kam die Antwort: Ähm, also nur mit mir alleine, nicht mit meiner Freundin...

MACHT MAN(N) so etwas?

Vorfall zwei:

Ich sitze in der von uns allen ja mehr oder weniger verehrten, wirklich duften Economy Class der Austrian Airlines. Also mir gefällt immer ganz besonders die Walzermusik, wenn man einsteigt. Egal, aus welchem hintersten Winkel der Erde man kommt – die Walzermusik beim Einsteigen vermittelt heimatliche Gefühle. Ich schwinge mich also Walzermusik beseelt auf meinen Fensterplatz in der 6. Reihe, beobachte durch das Fenster den Koffer-Beladevorgang und freue mich meines Lebens. Sehr lange bleiben die beiden Plätze neben mir frei und ich jubiliere innerlich bereits – endlich einmal Platz für meine zirka 1x1 Meter große Handtasche. Zu Handtaschen haben wir Frauen ja eine ganz besondere Beziehung. Ähnlich wie zu Schuhen. Möglicherweise gibt es keine dauerhaftere emotionale Bindung einer Frau als die zu ihrer Handtasche – abgesehen von Kindern. Gewagte These, aber ich kenne Frauen in meinem Umfeld, die das sofort bestätigen würden.

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Wie sagte bereits Heidi Klum’s ehemaliger Stelzen-Trainer Bruce Darnell vor Jahren:

„Die Handetasche läääbt!“

Dass es IN der Handtasche einer Frau tatsächlich Leben geben kann, möchte ich an dieser Stelle nicht weiter vertiefen. Aber ja, ich lebe mit meiner Handtasche. Vielleicht lebt meine Handtasche auch mit mir, wer weiß das schon so genau.
Ich schleppe mindestens meinen halben Hausrat in meiner Handtasche mit mir herum – man möchte als Frau schließlich auch für die unvorhergesehenen Momente des Lebens gerüstet sein: Kosmetik, einen Satz frischer Unterwäsche (für alle Fälle), Ersatzschuhe, Bücher, Kopfschmerztabletten, Katzenfutter, 1.000 Visitenkarten (von Menschen, an die man sich sowieso nicht mehr erinnert), alte Flugtickets, Restaurantquittungen, Zeitungsfetzen mit Restaurant- oder Hoteltipps (im Flieger gelesen), Parfumpröbchen (stinken in der Regel wie die Pest), Lutschbonbonproben aus der Apotheke (für Notfälle, als Essensersatz) und so weiter. Immer wenn ich meine Handtasche aufräume (einmal im Jahr), sieht sie nach einem Tag exakt so aus wie vorher. Wie macht die das bloß?

Aber ach, ich gerate schon wieder ins Plaudern. Kurz vor dem erlösenden Satz ‚Boarding completed’ bekomme ich doch noch Gesellschaft von einem sehr großen und ziemlich korpulenten Mann. Und kurz nach dem Start wird mir von ihm etwas ganz Besonderes kredenzt. Ungefragt. Ohne Vorwarnung. Und ohne vorher eine Gasmaske auszuteilen. Seine Stinkesocken!

© Corinna Busch

Und jetzt seid ihr dran liebe Leserinnen und Leser! Lädt ein gebundener Mann eine fremde Frau zum Dinner ein? Präsentiert man im Flieger ungebeten Stinkesocken? Schreibt mir! info@corinnabusch.com

© Corinna Busch Corinna Busch. Journalistin, Autorin, Coach und News.at-Kolumnistin

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In Afrika, Neuguinea und den amerikanischen Tropen verwendeten die Einheimischen jahrhundertelang eine Art Trommeltelegraphie, um sich miteinander über ferne Distanzen zu verständigen. Eine Buschtrommel. Genauso wie unsere Kolumnistin, die Deutsch-Österreicherin Corinna Busch. Mit ihren Kolumnen möchte sie sich mit ihren Leserinnen und Lesern über weite Distanzen verbinden, austauschen und zu Diskussionen anregen. Die Buschtrommel wird sich hauptsächlich mit den Themen Partnerschaft, Beziehungen und unserem gesellschaftlichen Wandel beschäftigen.

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