Warum fällt das uns Menschen eigentlich so schwer, Abstand zueinander zu halten? Warum empfinden wir es offensichtlich als wohltuend, wenn wir uns nah sein können als Menschen, uns umarmen und herzlich miteinander umgehen? Unsere Beziehungen pflegen? Ist das eine Art Instinkt in uns, der weiß, was gut für uns ist? Ist Nähe gut für uns und gibt es dazu wissenschaftliche Forschungen?
Ich habe Prof. Dr. Dr. Christian Schubert zu meinen Gedanken und Überlegungen befragt. Er ist Psychoneuroimmunologe an der Medizinischen Universität Innsbruck und beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit der Wechselwirkung der Psyche, des Nervensystems und des Immunsystems. Was macht uns also krank und warum fällt es Menschen er schwer, Abstand zu halten?
Prof. Dr. Dr. Schubert: Ich bin ja nicht nur Arzt, sondern auch Psychologe und Psychotherapeut. Ich vertrete eine Richtung der Psychotherapie, die mit unbewussten Aspekten arbeitet. Und da wurde im Laufe der Jahre immer klarer, dass letzten Endes der chronische Stress das ist, was uns krankmacht. Mit dem chronischen Stress meine ich in der Regel nicht „ich schaffe es nicht, dass ich meine Arbeiten heute rechtzeitig erledigt bekomme“. Ich meine das, was wirklich gefährlich ist.
Ich bezeichne das häufig auch als toxisch. Das sind Stressoren, die unsere persönlichen, emotional bedeutsamen Beziehungen betreffen, also das was uns wirklich zutiefst nahe geht. Und je näher die Person uns ist, von der ich hier rede, also die Eltern und die Geschwister zunächst, später die eigenen Kinder oder der Ehepartner, also die Menschen, die wir lieben und die uns wirklich bedeutungsvoll sind. Wenn dort die Beziehungen gestört sind, wenn dort böse Konflikte im Spiel sind, dann ist das richtig gefährlich. Das ist meiner Meinung nach der Hauptfaktor, der uns wirklich krankmachen kann.
Was macht oder hält uns im Gegenzug gesund? Ich sage auch hier, gute soziale Beziehungen sind das Lebenselixier. Die Vorstellung beispielsweise, man sitzt im Sommer an einer großen Tafel mit seiner Großfamilie oder engen Freunden und schaut auf ein schönes Leben, die Beziehungen sind gut und es gibt keine tiefen, boshaften Streitereien - das ist, davon bin ich überzeugt, das ist der Boden für unsere Gesundheit. Wir Menschen sind keine Maschinen und können nicht einfach ab- und wieder angestellt werden. Wir sind soziale Wesen und Körper und Seele sind nicht voneinander zu trennen.
Schönes Wochenende liebe Leute.
Und jetzt seid ihr dran liebe Leserinnen und Leser! Was tut eurer Gesundheit gut? Schreibt mir eine E-Mail an info@corinnabusch.com
