Eilmeldung! Wenn Männer
keine ganzen Tiere essen!

Endlich! Meine Gebete wurden erhört! ENDLICH wurde ich von einem Mann, der WIRKLICH Single ist, zum Dinner eingeladen! Wen stört da schon, dass er sich nur für Männer interessiert.

von "Die Buschtrommel" - Eilmeldung! Wenn Männer
keine ganzen Tiere essen! © Bild: iStockPhoto.com

Ich sprang also voller Vorfreude in mein Auto und fuhr beschwingt in Richtung Restaurant. Ich fahre gerne mit meiner Karre. Also, wenn man mal fahren kann. Auf unseren Straßen steht man ja regelmäßig gefühlte 5.000 Kilometer im Stau. Wisst ihr neulich, da suchte ein Radiosender ein anderes, neues Wort für ‚Stau‘, um das Vorlesen der endlos dauernden Verkehrsnachrichten etwas abwechslungsreicher zu gestalten. Die Hörer sollten Vorschläge machen. Es kamen unter anderem Wortkreationen wie zum Beispiel ‚Stoßstangen-Tango‘ oder ‚Blechboxen-Schieben‘ dabei heraus. Wisst ihr, was mein Lieblings-Hörervorschlag als Alternative zum Wort ‚Stau‘ war? Zeit für mich! Ist das nicht GROSSARTIG?! Auf der Strecke München Richtung Salzburg, 15 Kilometer ‚Zeit für mich‘. Also ich sitze jetzt nur noch im Auto – weil ich da ENDLICH einmal Zeit für mich habe! Ein völlig neues Lebensgefühl. Aber ich schweife schon wieder vom eigentlichen Thema ab.

Ich hatte mir dummerweise eine falsche Uhrzeit notiert und war eine halbe Stunde zu früh im Restaurant. Also suchte ich mir ein nettes Plätzchen, bestellte etwas zu trinken und las ein wenig in den Memoiren des von mir sehr geschätzten Psychoanalytikers und Schriftstellers Irvin Yalom.

Nach kurzer Zeit betrat ein dunkelhaariger, mittelalter Mann das Restaurant und setzte sich an den Tisch mir gegenüber. Als der Kellner ihn fragte, was er trinken wolle, erwiderte der Gast, er würde noch auf jemanden warten.
Wenige Minuten später erschien eine zirka 35 Jahre alte Frau mit einem Blumenstrauß in der Hand. Sie war von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet. Ich konnte einfach nicht anders – ich musste mich kurzzeitig von Irvin trennen und der Konversation am Nebentisch lauschen.

Er stand mit einem verzagten Lächeln auf und ging auf sie zu.
„Oh, bin ich ein Mädchen?“

Sie: „Hä?“

Er: „Ja, wegen der Blumen.“

Sie reichte ihm die Blumen und umarmte ihn.
„Ja, die sind dein Geburtstagsgeschenk.“

Er, etwas irritiert, nahm die Blumen und schaute sie an.
„Oh, danke. Ja. Blumen. Für mich.“

Beide setzten sich und bestellten eine Flasche Wasser.

Sie: „Ja, weißt du. Eigentlich hatte ich eine Topfpflanze für dich gekauft, für deine Dachterrasse. Und dann habe ich die gestern Abend umgetopft, in einen meiner Tontöpfe. Und das sah einfach so schön aus – da habe ich sie behalten und dir eben noch den Blumenstrauß gekauft.“

Er schaute irritiert. Sie trank Wasser.

Er: „Ja, möchtest du denn einen Aperitif trinken? Einen Sekt vielleicht?“

Sie: „Ja, einen Sekt gerne. Aber ich hätte lieber etwas mit Farbe. Also so einen Spritz oder wie das heißt, hätte ich gerne.“

Er: „Du meinst Aperol? Ja, der hat eine ganz schöne Farbe.“

Sie: „Ja, genau. Wie alt wirst du eigentlich?“

Er: „50“

Sie: „Oh je“

Er schaute irritiert.

Sie: „Na ja, vielleicht wirst du ja alt.“

Er: „Ja, ich werde mich heute Abend hier gesund ernähren. Ich esse einen Salat, damit ich 100 Jahre alt werde. Dann habe ich heute erst die Hälfte meines Lebens hinter mir. Das ist doch sehr positiv.“

Sie nahm einen großen Schluck Aperol Spritz.

Er: „Ich denke jetzt viel über das Leben nach. Ich bin ja christlich getauft, aber Buddhismus zum Beispiel finde ich auch spannend. Ich bin Teil der Natur und Teil von irgendwas.“

Sie: „Ich verstehe kein Wort. Was meinst du?“

Er: „Das ist doch spannend. Unsere Materie und der ganze Atommüll. Gehen wir in ein großes, schwarzes Loch?“

Sie trank weiter Aperol Spritz (und verstand wahrscheinlich immer noch kein Wort).

Er: „Was wollen wir denn nun essen? Ich esse wohl wirklich Salat. Aber der mit Gambas geht nicht. Weißt du, ich kann keine ganzen Tiere essen – da habe ich große Hemmungen.“

Sie: „Ich brauche einen zweiten Aperol.“
Kurz bevor ich vor unterdrücktem Lachen in die Tischkante beißen wollte, kam mein Dinner Date herein und es wurde in vielerlei Hinsicht ein sehr vergnüglicher Abend.

Und jetzt seid ihr dran liebe Leserinnen und Leser! Esst ihr ganze Tiere? Schreibt mir! info@corinnabusch.com

© Corinna Busch Corinna Busch. Journalistin, Autorin, Coach und News.at-Kolumnistin

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In Afrika, Neuguinea und den amerikanischen Tropen verwendeten die Einheimischen jahrhundertelang eine Art Trommeltelegraphie, um sich miteinander über ferne Distanzen zu verständigen. Eine Buschtrommel. Genauso wie unsere Kolumnistin, die Deutsch-Österreicherin Corinna Busch. Mit ihren Kolumnen möchte sie sich mit ihren Leserinnen und Lesern über weite Distanzen verbinden, austauschen und zu Diskussionen anregen. Die Buschtrommel wird sich hauptsächlich mit den Themen Partnerschaft, Beziehungen und unserem gesellschaftlichen Wandel beschäftigen.