Burnout: Diese Symptome sind Alarmzeichen

Wer läuft besonders Gefahr, an einem Burnout zu erkranken? Wie kann ich die Notbremse ziehen? Und gelingt der Weg aus dem Burnout auch ohne professionelle Hilfe? Die Psychotherapeutin Mag. Nicole Trummer steht Rede und Antwort.

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Ist Burnout eine psychische Erkrankung?

Ein Burnout beginnt dort, wo der Mensch seine Schwachstellen hat. "Und die liegen bei jedem Menschen woanders", erklärt Trummer. Daher gilt Burnout nicht als psychische Erkrankung. Faktisch handelt es sich um einen Erschöpfungszustand, der gleich mehrere Ebenen betrifft, nämlich die physische, die geistige, die emotionale und die soziale. Bis man in der vollkommenen Erschöpfung auf allen vier Ebenen ist, kann es Jahre dauern. "Weil man sich zwischendurch immer wieder erholt." Allerdings nicht ausreichend. Es wird mehr Energie verbraucht als getankt, was über kurz oder lang ins Burnout führt.

Wie zeigt sich ein Burnout?

Bis dato wurden 130 verschiedene Burnout-Symptome klassifiziert. "Die ersten Anzeichen sind für gewöhnlich Schlafstörungen", ebenso wie Kopf-, Verspannungs- oder Magenschmerzen, also körperliche Symptome, "wegen denen man auch öfters zum Arzt geht", so die Expertin. Die Symptome betreffen aber nicht nur die physische, sondern, wie eingangs erwähnt, auch die geistige, die emotionale und die soziale Ebene. Typische emotionale Symptome können Lustlosigkeit und Niedergeschlagenheit sein. Oft kommt es zu Konzentrations- und Aufmerksamkeitsschwierigkeiten (geistige Ebene) und zum sozialen Rückzug.

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Wer ist besonders Burnout-gefährdet?

"Aktive, pflichtbewusste Perfektionisten" sind Trummer zufolge besonders Burnout-gefährdet. "Die hohen Erwartungen an sich selbst verursachen über kurz oder lang Stress, der schließlich in die Erschöpfung führt." Soviel zur persönlichen Disposition. Auf der anderen Seite können auch bestimmte Arbeitsbedingungen ein Burnout begünstigen. Beispielsweise zunehmender Druck im Berufsleben, Unzufriedenheit mit dem Job oder Konflikte am Arbeitsplatz. Meist ist es ein Mix aus persönlichen und beruflichen Dispositionen, der schließlich zum Burnout führt.

Ist ein Jobwechsel empfehlenswert?

"Habe ich einen extrem hohen Leistungsanspruch an mich selbst, wird ein Jobwechsel nicht viel bringen. Denn meinen Leistungsanspruch nehme ich überall hin mit", erklärt Trummer. Sind es dagegen die Arbeitsbedingungen, die zur Erschöpfung führen, macht ein Jobwechsel durchaus Sinn. Etwa wenn der Arbeitsalltag von Kontrolle überschattet ist und die Beschäftigten lediglich negative, nie aber positive Rückmeldungen bekommen. "Wenn es das ist, worunter man leidet, dann kann ein Arbeitsplatzwechsel die Lösung sein."

Wie komme ich wieder aus dem Burnout heraus?

In erster Linie bedarf es der Einsicht, dass das bisherige Verhalten zur Erkrankung geführt hat. Dann ist Veränderung angesagt. Denn ohne Veränderung kein Weg aus dem Burnout. Verändert müsse etwa die persönliche Einstellung zur Leistung werden, der Umgang mit Konflikten und nicht zuletzt auch mit dem eigenen Körper. Schlafe ich genug? Esse ich gut? Hilfreich ist, sich zu überlegen, in welchem Lebensbereich eine Veränderung am leichtesten fällt, um hier ansetzen zu können. Weiß der Betroffene nicht, wo er ansetzen könnte, ist psychologische Hilfe gefragt.

Geht es auch ohne Therapie?

"Im Grunde kann jeder den Ausstieg aus eigener Kraft schaffen, sofern er rechtzeitig erkennt, dass er sich bereits in einer Erschöpfung befindet", erklärt Trummer. Hier gilt es, achtsam mit sich umzugehen, also Warnsignale wahrzunehmen und dementsprechend zu reagieren. Das Problem ist allerdings, dass bei den von Burnout betroffenen Personen meist Leistung und Perfektion im Vordergrund stehen. Erschöpfung dagegen "hat etwas mit Schwäche zu tun. Das möchte man sich nicht eingestehen." Dennoch gebe es viele Betroffene, die die Gefahr erkennen und ihr durch Veränderung erfolgreich entgegenwirken.

Warum dauert der Weg aus dem Burnout oft so lange?

Bei Stress produziert unser Körper das lebenswichtige Hormon Cortisol. Hält dieser Zustand jedoch über einen längeren Zeitraum an, wird derart viel Cortisol ausgeschüttet, dass unsere Hirnanhangdrüse in Mitleidenschaft gezogen wird. Sie wiederum spielt eine zentrale Rolle für die Regulation unseres Hormonsystems. Nun ist es so, dass ein Burnout erst dann vollständig überwunden ist, wenn sich auch die Hirnanhangdrüse wieder gänzlich regeneriert hat. Das kann allerdings bis zu zwei Jahre dauern. Daher ist der Weg aus dem Burnout oft ein langer.

Wie kann ich einem Burnout vorbeugen?

"Krisen, stressige Zeiten ... das kennt jeder. Weiß man, dass sie vorübergehen, dann geht es. Ist allerdings kein Ende in Sicht, kann das dauerhaft belasten", erklärt Trummer. In diesem Fall ist es wichtig, immer wieder ausreichend Energie zu tanken. "Das ist wie bei einem Akku. Wenn er permanent weniger als 30 Prozent hat, reicht es nicht aus, ihn kurz anzustecken, um ihn wieder ganz aufzuladen." Die Expertin empfiehlt, die für sich passende Form der Entspannung zu finden. Am besten durch Freizeitaktivitäten, die konträr zum (Arbeits-)Alltag stehen. Wer demnach einen sitzenden Beruf ausübt, sollte abends Bewegung machen, wer permanent auf den Beinen ist, sich am Ende des Tages Ruhe gönnen.

© Privat

MMag. Nicole Trummer ist Psychotherapeutin, Klinische Psychologin, Gesundheitspsychologin und Arbeitspsychologin mit Schwerpunkt unter anderem auf Stress, Burnout, Depression, Ängsten, Zwängen und Phobien. Hier geht es zu ihrer Homepage.