Burgtheater: Das Gutachten
zur Finanzaffäre

Das Papier belastet Ex-Finanzchefin Stantejsky und entlastet Ex-Direktor Hartmann

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Fakten - Burgtheater: Das Gutachten
zur Finanzaffäre

Zumindest ab dem Jahr 2004, womöglich schon zuvor, hat der Staatsbetrieb namens Burgtheater dem Staat Abgaben in Höhe von rund 2,4 Millionen Euro vorenthalten, indem er Dienstnehmer und Künstler schwarz beschäftigte. Im Detail verzichtete der kaufmännische Bereich des Kunstbetriebs darauf, 1,9 Millionen Euro an Lohn- und Einkommenssteuer, 119.000 Euro an Kommunalsteuer und 310.000 Euro an Beiträgen für die Gebietskrankenkasse zu überweisen.

Tatsächlich erinnert das System in seiner Dreistigkeit an längst vergangen geglaubte Zeiten aus den Niederungen des Fußballs, als mitunter munter und kreativ am Fiskus vorbei gedribbelt worden war. Wäre das Burgtheater, das künstlerisch zur Champions League der europäischen Bühnen zählt, ein Fußballclub a la FC Bayern München, er müsste trotz der vom Publikum bejubelten hohen Kunstfertigkeit seiner Darsteller zwangsabsteigen und würde in eine Amateurliga verbannt.

Mündliche Verträge, Handgelder, Barzahlungen

Bis zuletzt hatte Finanzchefin Silvia Stantejsky laut dem Gutachten in großer Zahl mündliche Verträge abgeschlossen, Handgelder verteilt und Barzahlungen in Höhe von jährlich hunderttausenden Euro an heimische Künstler und Bühnenbildner ausbezahlt – teilweise schwarz. Mehr noch: Gagen in Höhe von rund 4,5 Millionen Euro flossen via Burgtheater unversteuert an ausländische Künstler – geradewegs am österreichischen Fiskus vorbei. Der Gutachter stößt sich nicht nur an einer „unübersichtlichen Aktenablagesystematik“ der ehemaligen Geschäftsführerin Stantejsky, er moniert auch, dass den Künstlern – auch den im Burgtheater angestellten – „auf Wunsch ein erheblicher Teil der Gage in bar ausbezahlt wurde“. Häufig seien „Zahlungen von Teilbeträgen direkt aus der Kassa“ erfolgt – „ohne Niederschlag im Personalverrechnungssystem.“

Doch im Burgtheater waren nicht nur die Steuererklärungen ein Fantasieprodukt der kaufmännischen Geschäftsführung, auch die Bilanzen sollen von Silvia Stantejski über Jahre hinweg um Millionenbeträge auffrisiert worden sein. Mit verschiedensten Tricks, wie der Sachverständige aufzeigt.

Vergangene Millionenwerte

In jeder Bilanz des Burgtheaters schienen über all die Jahre Millionenwerte auf, die aus Theaterproduktionen stammten. Bislang wurde in der internen und öffentlichen Diskussion um die Burgtheateraffäre lediglich die Verlängerung dieser Abschreibungsdauer von drei auf fünf Jahre kritisch hinterfragt. Tatsächlich finden sich im Gutachten jedoch Beweise dafür, dass Silvia Stantejsky Theaterproduktionen als Werte in die Burg-Bilanz aufnahm, obwohl diese Stücke längst aus dem Spielplan verschwunden und deren Bühnenbilder und Requisiten bereits vernichtet waren.

Eine Mitwirkung des ehemaligen künstlerischen Direktors Matthias Hartmann konnte der Sachverständige "nicht feststellen". Das Gutachten wirft jedoch die Frage auf, ob es der Aufsichtsrat mit der Aufsicht sehr genau genommen hat.

Stantejsky und alle anderen Beschuldigten bestreiten die Vorwürfe vehement. Es gilt die Unschuldsvermutung.

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Kommentare

Dieses Finanzdesaster hat wiederum mit den Roten nichts zu tun, sondern der Strache war´s - gel.
Darum schweigt dazu der stattliche Rotfunk so beharrlich.

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