Burgschauspielerin Judith Holzmeister tot: Sie verstarb 88-jährig in Baden bei Wien

Galt als Inbegriff der "alten Schule des Burgtheaters" Ein Termin für die Trauerfeier steht noch nicht fest

Die deutschsprachige Theaterwelt trauert um die Kammerschauspielerin Judith Holzmeister. Die in Innsbruck geborene Tochter des Architekten Clemens Holzmeister galt als Inbegriff der "alten Schule des Burgtheaters", auf dessen Bühne sie nahezu alle großen Frauenfiguren verkörperte und dessen Ehrenmitglied sie seit dem Jahr 2000 war. Sie verstarb im Alter von 88 Jahren in Baden bei Wien.

Burgschauspielerin Judith Holzmeister tot: Sie verstarb 88-jährig in Baden bei Wien

Sie wollte "immer Schauspielerin sein, immer, immer, immer...", hatte Holzmeister vor acht Jahren in einem Interview mit der APA bekannt. Mit der Ausbildung am Reinhardt-Seminar in Wien hatte sich die am 14.2.1920 geborene Tirolerin diesen Traum erfüllt, nach ersten Erfahrungen am Linzer Landestheater, am Deutschen Volkstheater in Wien und am legendären Wiener Theater wurde sie 1947 von Direktor Raoul Aslan an die "Burg" engagiert, der sie bis zu ihrer Pensionierung 1985 ununterbrochen angehörte. Holzmeister, u.a. Trägerin der Kainz-Medaille, galt dort als Inbegriff von Erhabenheit, Schönheit und hoher Sprechkultur.

Von Maria Stuart bis Johanna von Orleans
Als "die Tragödin unserer Zeit, die klassisches Maß im Adel der Sprache den Menschen der Gegenwart verständlich zu machen" verstehe, bezeichnete sie einmal ein Kritiker. Die große Bandbreite ihrer Figurengestaltung reichte von den klassischen Heldinnen wie Schillers "Maria Stuart" bis zu mädchenhaften Hosenrollen wie Shakespeares Olivia in "Was ihr wollt", von der Minna bis zur Johanna von Orleans. Sie begeisterte in Grillparzer-Stücken, brillierte in Hofmannsthals typisierten Frauenrollen und spielte die großen Frauengestalten der Antike, etwa die Agaue in "Die Bakchen" nach Euripides oder die Klytaimnestra in Aischylos' "Orestie".

Kulturministerin Claudia Schmied würdigte Holzmeisters "glanzvolle und beeindruckende Karriere als Schauspielerin" und ihren "bedingungslosen Einsatz für Gerechtigkeit". "Sie zählte zu jenen, die ihre Ablehnung gegenüber dem Nationalsozialismus nie verhehlten", so Schmied. "Es war für sie innere Verpflichtung zu helfen, wo sie konnte." Durch ihren Tod verliere Österreich eine "große Künstlerin und ein Vorbild für alle". Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny nannte Holzmeister die "große, weise und bis zum Schluss so vielfältige Grande Dame des Wiener Theaters". Für ÖVP-Kultursprecher Franz Morak hat Holzmeister "Theatergeschichte geschrieben" und die "Tradition des Burgtheaters maßgeblich mitgeprägt".

Zur Wiedereröffnung der "Burg" stand Holzmeister 1955 als Kunigunde an der Seite von Ewald Balser in Grillparzers "König Ottokars Glück und Ende" auf der Bühne des Hauses. 1992, sieben Jahre nach ihrer Pensionierung, feierte sie in Joyce Carol Oates' "Die Mondfinsternis" am Akademietheater in in der Rolle einer altersparanoiden ehemaligen College-Lehrerin, die ihre Tochter tyrannisiert, noch einmal ein Comeback. In Klaus Maria Brandauers Inszenierung von Franz Lehars "Land des Lächelns" war sie 1996 auf der Bühne der Wiener Volksoper zu sehen.

Im Kino war sie in Filmen wie "Wiener Mädeln" und "Musik bei Nacht" an der Seite ihres späteren ersten Ehemanns Curd Jürgens zu sehen, in "Triumph der Liebe" spielte sie mit O.W. Fischer, in "Eroica" mit Ewald Balser. Mit Jürgens, Hilde Krahl und Josef Meinrad drehte Holzmeister Anfang der 50er Jahre den Science-Fiction-Film "1. April 2000". Im Fernsehen war sie unter anderem in Dieter Berners "Alpensaga" (1980) oder in Xaver Schwarzenberger TV-Komödie "Lovers" (1995) präsent. Seit 1959 war Judith Holzmeister mit dem Schauspieler Bruno Dallansky verheiratet.

(apa/red)