Kampf mit jeder Stimme

Präsidentschaftskandidaten im Check: Was Stimme, Wortwahl und Gestik verraten

von Austrian presidential candidates gather in Vienna © Bild: EPA/Christina Bruna

1. Irmgard Griss,unabhängig

Was verraten Stimme, Sprache und Rededuktus?
Irmgard Griss hat eine gute Alltagssprache, man hört ihr gerne zu. Allerdings ist ihre Stimme sehr dünn und hoch, was sie leicht weinerlich klingen lässt. Ihr Rededuktus ist zögerlich, ihre Modulation unaufgeregt. Sie bleibt gelassen, höflich und echauffiert sich nicht. Allerdings wirkt sie auch monoton. Phlegma ist nicht das gleiche wie Souveränität. Dazu kommt, dass sie sehr leise spricht und wenig nach außen sendet.

Welcher "Innere Sprecher" treibt die Kommunikation an?
Das aufgeklärte Erwachsenen-Ich. Irmgard Griss bemüht sich immer um Contenance, und hat eine kontrollierte Mimik. Das lässt sie elegant, aber manchmal auch tantenhaft wirken.

Wie setzt er oder sie die Körpersprache ein?
Irmgard Griss punktet mit einer schön geführten Gesichtsmimik. Sie ist sich stets bewusst, wie sie die Lippen hält oder die Züge verändert.

Was sagt das Bewerbungsvideo über ihn oder sie aus?
Sie erklärt via Videobotschaft eindringlich und betulich, was das Amt der Bundespräsidentin alles NICHT ist.

Welchen Eindruck vermittelt er oder sie ungewollt?
„Omi Irmi“: Sie wirkt wie eine Mischung aus Religionslehrerin und Bodenturntrainerin, der im lauten Turnsaal leicht die Stimme abreist.

Der Sager, den man sich merken wird:
„Mein wichtigstes Werkzeug ist die Sprache.“

2. Norbert Hofer, FPÖ-Kandidat

Was verraten Stimme, Sprache und Rededuktus?
Norbert Hofers „Hands on“-Mentalität hört man schon beim Sprechen. Er wirkt kompromissbereit, redet zügig und verwendet eine einfache Satzstruktur: Für Hauptgedanken formt er Hauptsätze, Nebengedanken packt er in Nebensätze – wie ihn der Schule. Das macht es für Zuhörer leichter, ihm zu folgen. Seine Sprechweise klingt amikal. Das lässt ihn sympathisch wirken, allerdings nicht staatsmännisch.

Welcher "Innere Sprecher" treibt die Kommunikation an?
Sein innerer Schweinehund, den er immer wieder überwand. Zu Entscheidungen musste er sich oft durchringen – die Kandidatur ist nur das jüngste Beispiel. Könnte der innere Schweinehund reden, wäre er sein Mentalcoach. Im internationalen Feld hat aber auch der keine Erfahrung.

Wie setzt er oder sie die Körpersprache ein?
Hofer ist gut darin, Atmosphäre herzustellen, in dem er sich seinem Dialogpartner körperlich zuwendet. Seine Ausstrahlung ist sportlich-leger aber nicht elegant und staatsmännisch.

Was sagt das Bewerbungsvideo über ihn oder sie aus?
Spät aber doch lieferte auch Hofer ein Video. Auf FPÖ-TV gibt er Nachhilfe beim Ausfüllen der Unterstützungserklärung. Mit den Händen unterm Tisch versucht er zu mobilisieren.

Welchen Eindruck vermittelt er oder sie ungewollt?
„Nur ein Doofer unterschätzt den Hofer“: Norbert Hofer startet von so weit außen, dass er viel Störpotenzial hat.

Der Sager, den man sich merken wird:
„Aber ich muss ja auch nicht unterzeichnen, dass die Erde rund ist.“

3. Rudolf Hundstorfer, SPÖ-Kandidat

Was verraten Stimme, Sprache und Rededuktus?
Rudolf Hundstorfers Stimme ist für ihn nicht von Nachteil, seine Sprache dafür umso mehr: Eleganz hört sich anders an. Seine Tonführung wirkt lieblos und gelangweilt – das ist keine Tugend. Authentizität erzeugt man nicht über Grammatikfehler. Hundstorfer erzählt in seinem Video allerdings davon „wie ich 11 war“ und ist so wenig artikuliert, dass Sätze wie „Im Team ist man am besten“ bei ihm klingt wie „Intim ist man am besten.“

Welcher "Innere Sprecher" treibt die Kommunikation an?
Der „kleine Mann“, der nicht im Mittelpunkt stehen möchte. Hundstorfer wirkt so, als würde er sich nicht exponieren wollen. Die Identifikationsikone, die ein Präsident sein sollte, will er nicht sein. Deshalb geizt er mit Persönlichem.

Wie setzt er oder sie die Körpersprache ein?
Rudolf Hundstorfer hält guten Blickkontakt und bewegt seinen Mund beim Sprechen schön. Allerdings hat er insgesamt wenig Dynamik: Er wirkt lasch und geräuschlos und somit älter, als er tatsächlich ist.

Was sagt das Bewerbungsvideo über ihn oder sie aus?
Er kommt aus kleinen Verhältnissen, das hat man nach seinem Video begriffen. Warum er sich allerdings zum Präsidenten eignen würde, verrät er nicht. Das Video ist gut gemacht, aber wenig wählerorientiert.

Welchen Eindruck vermittelt er oder sie ungewollt?
„Der Apparatschik“: Der vom Apparat Gestützte läuft Gefahr, dass er nur wenige erreicht, weil sich niemand mehr mit dem kleinen Mann identifizieren will.

Der Sager, den man sich merken wird:
„Brücken bauen, einfach anpacken. Darum wird es mir immer gehen.“

4. Andreas Khol, ÖVP-Kandidat

Was verraten Stimme, Sprache und Rededuktus?
Andreas Khol ist ein routinierter Redner, der Gegenwehr wittert, und nicht mutlos ist. Er ist allerdings auch detailverliebt und unternimmt in seiner Rhetorik gerne Spaziergänge zu historischen Nebenschauplätze. Sein Vorteil: Er klingt jünger, als er ist. Er hat ein ausgeprägtes, bisweilen übertriebenes Sendebewusstsein hat. Khols Herkunft hört man doppelt in seiner Sprache: Das Bildungsbürgertum klingt genauso durch wie seine Jugend in Tirol.

Welcher "Innere Sprecher" treibt die Kommunikation an?
Das kritische Eltern-Ich. Er erklärt gerne die Welt und deckt am liebsten Fehler in der Fragestellung auf. Dadurch verkompliziert er Situationen aber, wirkt bevormundend und nicht unbedingt umgänglich.

Wie setzt er oder sie die Körpersprache ein?
Andreas Khol präsentiert sich als Dynamiker: Er gestikuliert viel, bewegt seinen Kopf fahrig, wirft sich von einer Seite auf die andere. Oft ist das zu viel des Guten.

Was sagt das Bewerbungsvideo über ihn oder sie aus?
Da sind die Filmemacher wohl bei den Close-Ups zu dicht herangefahren. Viel Hohn hat das ausgelöst: Vom Ö3-Wecker bis zur Comedy-Abteilung waren schnelle Lacher verdient.

Welchen Eindruck vermittelt er oder sie ungewollt?
„Der Seniorenversteher“: Obwohl er die Welt gesehen hat, trieft sein provinzielles Weltbild aus allen Poren. Er mag Profipolitiker sein, ein Weltmann ist er aber nicht.

Der Sager, den man sich merken wird:
„Ich war völlig sprachlos. Ich soll für das Amt des Bundespräsident kandidieren“

5. Alexander Van der Bellen, unabhängig

Was verraten Stimme, Sprache und Rededuktus?
Alexander Van der Bellen hat eine dunkle, wohlklingende Stimme. Der Tiroler Lokalkolorit wirkt sympathisch und eher witzig – wenn er nicht gerade grantelt und das Gefühl vermittelt, gar keine Lust auf dieses Gespräch zu haben. Rhetorisch arbeitet er viel mit „Airbag-Wörtern“. Mit einer Killerfrage konfrontiert, bremst er den Fragesteller gerne mit einem „Soso?“ oder „Geh wirklich?“ aus. Problematisch: In seinen Gedankenpausen könnte man Werbespots abspielen.

Welcher "Innere Sprecher" treibt die Kommunikation an?
Das rebellische Kinder-Ich. Alexander Van der Bellen wirkt gelegentlich trotzig, geht in die Gegenrede und verwendet Killerphrasen wie „Na und?“ In seiner Mimik kann man lesen wie in einem offenen Buch.

Wie setzt er oder sie die Körpersprache ein?
Alexander Van der Bellen gibt sich betont überlegt und, nun ja, langsam. Seine Bewegungen wirken dadurch manchmal sogar schwerfällig.

Was sagt das Bewerbungsvideo über ihn oder sie aus?
Van der Bellen geht in seiner Wahlwerbung die Auffahrt zum Parlament hoch, und nicht auf die Hofburg zu. Ist die Bildaussage, dass er sich in erster Linie als Parlamentarier sieht?

Welchen Eindruck vermittelt er oder sie ungewollt?
„Fescha-Sascha-Pascha“: Der eitle Tiroler, der sich als Frauenversteher gibt, und gerade bei ihnen gelegentlich aneckt.

Der Sager, den man sich merken wird:
„Lassen Sie uns ein Stück des Weges gemeinsam gehen“


Tatjana Lackner, Schule des Sprechens
© Schule des Sprechens Tatjana Lackner

Zur Person: Tatjana Lackner ist Kommunikations- und Verhaltensprofilerin. Vor 22 Jahren gründete sie "Die Schule des Sprechens" und trainiert seitdem Führungskräfte, Karriereorientierte und Politiker. Die fünf Kandidaten haben sich allerdings nicht mit ihr auf den Wahlkampf vorbereitet. www.sprechen.com

Kommentare

Es wird, wie immer sein. Es wird wieder ein Roter oder ein Schwarzer werden (ich wähle eine parteiunabhängige Kandidatin). wie sagt es doch "christian95" so schön? "Wir verdienen nichts anderes!" Da gebe ich ihm einmal ausnahmsweise recht!

Ins Amt wird man als Bundespräsident gewählt.
Die Anrede ist Frau oder Herr Bundespräsident. Ist man weiblich, ist man Bundespräsidentin.
Alles andere, besonders die Anrede Frau Bundespräsidentin, ist nicht nur grob unkorrekt sondern ein Verbrechen gegen die Sprache.
Und Verbrecher gehören für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen.


Cyrus110 melden

also zur körpersprache vom titelbild! der ganz linke-mir ist alles wurscht! der in der mitte: mir ist alles recht! der ganz rechts: dats weida i muas pipi! soviel zur körpersprache dieser "kandidaten"!

neusiedlersee melden

Was meinen Sie mit pipi?
Meinen Sie wischerln, ludeln, brunzen oder urinieren?
Dann sollte Sie es sagen.
Lächerliche Wortspielereien einer uns fremden Infantilsprache sollten Sie öffentlich nicht verwenden. Sie machen sich lächerlich und Ihre Denkweise wird pipi-pipi werden. Das heißt Sie werden verblöden und werden dann schreibi-schreibi oder redi-redi.



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