Wer kann Wahlkampf?

Ein Politikberater analysiert für News die Stärken und Schwächen der Kandidaten

von
Fakten - Wer kann Wahlkampf?

Irmgard Griss, unabhängig

Was ist das beste Argument für ihn oder sie?

Irmgard Griss erfüllt die Sehnsucht der Wähler nach etwas ganz Neuem, ohne dass diese dabei ein großes Risiko eingehen müssten. Sie ist eine erfahrene Juristin, die noch dazu das erste weibliche Staatsoberhaupt unseres Landes wäre.

Wo liegt sein oder ihr wunder Punkt?

Ein sehr ausgeprägtes Selbstbewusstsein, kombiniert mit politischer Unerfahrenheit. Das kann gut gehen -oder auch nicht. Dazu hat sie wenig Budget und kein erfahrenes Team hinter sich. Ihre Umfragewerte sinken.

Womit kann er oder sie im Wahlkampf punkten?

Irmgard Griss inszeniert sich als die einzige wirklich glaubhaft unabhängige Kandidatin, die niemandem verpflichtet ist. Sie ist eine kluge, eloquente und gebildete Frau, die sich kein Blatt vor den Mund nimmt.

Wer oder was ist sein/ihr größtes Risiko?

Ihr Hang, oftmals zu sehr allein auf die eigene Meinung zu achten. Noch mehr Fehler wie bei der Haltung zur Neutralität, dem "Rücktritt bei falscher Regierung" oder dem Hymnen-Song-Contest verzeiht der Wähler nicht.

Norbert Hofer, FPÖ-Kandidat

Was ist das beste Argument für ihn oder sie?

Hofer ist der blaue Benjamin unter den Methusalems, der wahltechnisch auf einer Welle der Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der rot-schwarzen Regierung surfen kann. Ein Profi, aber trotzdem unverbraucht.

Wo liegt sein oder ihr wunder Punkt?

Er hat reale Chancen auf die Stichwahl, aber ob ein FPÖ-Kandidat dort die Mehrheit erreichen kann, ist fraglich. Hofer muss hier primär auf ein Duell mit dem ebenfalls polarisierenden Alexander Van der Bellen hoffen.

Womit kann er oder sie im Wahlkampf punkten?

Als jüngster Kandidat, der seinen schweren Unfall bravourös gemeistert hat. Hofer ist das "nette Gesicht" der FPÖ und dort stark verankert. Eine Angstkampagne wie gegen Strache wird bei ihm nicht funktionieren.

Wer oder was ist sein/ihr größtes Risiko?

Wenn die FPÖ ihre eigene EU-und zuwanderungskritische Kampagne wider Erwarten überdreht und extreme Ausfälle passieren. Hofer muss es schaffen, für eine noch breitere Bevölkerungsgruppe wählbar zu sein.

Rudolf Hundstorfer, SPÖ-Kandidat

Was ist das beste Argument für ihn oder sie?

Hundstorfer ist ein klassischer Sozialdemokrat alter Schule, der Bevölkerungsgruppen ansprechen kann, welche die SPÖ längst an die FPÖ verloren hat. Die Positionierung als "einer von uns" ist klug gemacht.

Wo liegt sein oder ihr wunder Punkt?

Als ehemaliges Mitglied wird er nicht als Gegengewicht zur derzeitigen Bundesregierung wahrgenommen. Hundstorfer wirkt oft bei der geringsten Kritik wie ein miesepetriger Apparatschik der alten Schule.

Womit kann er oder sie im Wahlkampf punkten?

Seine tiefe Verankerung in der Gewerkschaft und speziell der Wiener Sozialdemokratie ist ein unschätzbarer Vorteil. Er kann auf die roten Kader wie auf die Pensionisten bauen und ist in TV-Konfrontationen stark.

Wer oder was ist sein/ihr größtes Risiko?

Die mehr als 470.000 Arbeitslosen und die Ostöffnung des Arbeitsmarkts machen den Ex-Sozialminister speziell für FPÖ-Kandidaten Hofer in Diskussionen angreifbar. In den Medien kommt er bis jetzt kaum vor.

Andreas Khol, ÖVP-Kandidat

Was ist das beste Argument für ihn oder sie?

Der ÖVP-Kandidat kann in seiner Kampagne auf seine jahrzehntelange politische Erfahrung bauen. Khol steht für Zuverlässigkeit, steht nicht für Experimente und hat den ÖVP-Seniorenbund hinter sich.

Wo liegt sein oder ihr wunder Punkt?

Der Fehlstart als zweite Wahl einer Partei, deren Anhänger zuletzt in Scharen zu FPÖ und Neos übergelaufen sind. Auch sein fortgeschrittenes Alter ist sicherlich kein Vorteil bei den Wählern. Dazu kommt, dass er oft zu "hart" wirkt.

Womit kann er oder sie im Wahlkampf punkten?

Khol ist humorvoll, gebildet und eloquent. Er verfügt über internationale Kompetenz und ist ein erfahrener TV-Profi. Falls er es doch in die Stichwahl schafft, kann er auf eine realistische Siegeschance verweisen.

Wer oder was ist sein/ihr größtes Risiko?

Khol wird als tief konservativer Blockierer und Relikt der schwarz-blauen Ära gesehen und ist damit wählertechnisch limitiert. Rechtsaffine Wähler werden wohl den Schmied Hofer dem Schmiedl Khol vorziehen.

Alexander Van der Bellen, unabhängig

Was ist das beste Argument für ihn oder sie?

Van der Bellen geht als derzeit klarer Favorit ins Rennen um die Stichwahl. Er punktet durch sein professorales Auftreten weit über die grüne Kernwählerschaft hinweg in bürgerlichen und roten Schichten.

Wo liegt sein oder ihr wunder Punkt?

Die völlige Parteiunabhängigkeit glauben die Wähler dem ehemaligen Parteichef wohl ebenso wenig wie den Eiertanz in der Flüchtlingsfrage. Der Ausschluss der FPÖ könnte ihn die Mehrheit in der Stichwahl kosten.

Womit kann er oder sie im Wahlkampf punkten?

Als "Liebling der Medien" wird Van der Bellen oft weniger kritisch hinterfragt als seine Konkurrenten. Er punktet mit Humor, Bildung und seinem unverwechselbaren Stil. Außerdem hat er ein exzellentes Wahlkampfteam hinter sich.

Wer oder was ist sein/ihr größtes Risiko?

Die Wählermobilisierung. Grüne sind schwach bei den entscheidenden älteren Wählern. Auch bei seiner letzten Nationalratswahl hat Van der Bellen überraschend verloren. Anders als bei Khol war sein Alter bisher kein Thema.

Heimo Lepuschitz war Pressesprecher der FPÖ, des BZÖ und im Sozialministerium. Heute ist er selbstständiger Politikberater, in den aktuellen Wahlkampf ist er aber nicht involviert.

Kommentare

Griss: von wem ist sie unabhängig?
Hofer: wer außerhalb der FPÖ soll ihn wählen?
Hundstorfer: ein klassischer Sozialdemokrat, nur weil er den ÖGB beinahe in die Pleite geführt hätte?
Khol: mit dem Seniorenbund hinter sich, wird er kein Leiberl reißen - und nicht einmal dort mag man ihn.
Vielleicht setzen auf Lugner. Schlechter als Gauck, der Gaukler, ist der auch nicht. Aber zumindest lustig.


Diese hochbezahlte und angeblich überflüssige Funktion reizt aber trotzdem die FPÖ-Parteischleimer. Auf Steuerzahlers Kosten vergisst man leicht eine konsequente Haltung samt Moral.

Die Politik verwaltet diesen Staat wie vor 100 Jahren!
(Unsere Verfassung stammt aus 1920). Damals gab es weder Handys, Internet, EU, oder in fast jedem Haushalt ein Auto..... Trotzdem beharren ALLE auf diese längst überflüssige, aber hochbezahlte Funktion.
Niemand braucht in dem kleinen Land auch noch neben der EU (wo bekanntlich schon 80% der Vorschriften stammen) noch weitere10 Gesetzgeber...

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