Bruno Ganz ist tot

Der Schweizer starb im Alter von 77 Jahren

Bruno Ganz ist tot. Der Schweizer Schauspieler starb im Alter von 77 Jahren in Zürich, wie sein Management am Samstag mitteilte.

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Trauer - Bruno Ganz ist tot

Den Tod hat Bruno Ganz oft gespielt. Auf der Bühne in klassischen Dramen ebenso wie vor der Filmkamera. "In Sterberollen lernt man, dass es einem nicht hilft, sich auf den eigenen Tod vorzubereiten", sagte er einst der "Zeit". Am Samstag ist der Schauspieler, der mit seinem gespenstischen Auftritt als Adolf Hitler weltweit Aufsehen erregt hat, mit 77 Jahren in seiner Heimatstadt Zürich gestorben.

Ganz erlag in den frühen Morgenstunden im Kreise seiner engsten Familie seiner Krebserkrankung, wie seine Agentin Patricia Baumbauer mitteilte. Bis zuletzt habe er "intensiv und voller Freude an Projekten gearbeitet".

Einer der Großen seines Fachs

Ganz war auf der Bühne und im Film einer der Großen seines Fachs. Von der Kritik in höchsten Tönen gelobt und nach seinen eigenen Worten ein Einschnitt in seinem künstlerischen Wirken war seine Verkörperung des Diktators Adolf Hitler in "Der Untergang" (2004). Noch 2017 spielte Ganz in "Der Trafikant" den Psychoanalytiker Sigmund Freud.

Schon als Schüler auf der Bühne

Als Sohn eines Schweizer Fabrikarbeiters und einer italienischen Mutter wuchs Ganz in Zürich auf. Schon als Schüler entdeckte er die Bühne für sich. Nach ersten Engagements traf er in Bremen mit Peter Stein einen Regisseur, mit dem er lange zusammenarbeitete. Die von Ganz mitbegründete Berliner Schaubühne wurde in den 1970er Jahren zum Dreh- und Angelpunkt des europäischen Theaterlebens. Dort spielte Ganz unter anderem die Titelrolle in Ibsens "Peer Gynt" und in "Kleists Traum vom Prinzen Homburg".

Mitte der 1970er Jahre wurde der Film zu seinem Metier. Zu den ersten Streifen zählten die Literaturverfilmung "Die Marquise von O." (1976), in der Ganz den Grafen spielte, und Peter Steins Verfilmung der "Sommergäste". Später folgten Werner Herzogs "Nosferatu" (1978) und Volker Schlöndorffs "Die Fälschung" (1981). Unter der Regie von Wim Wenders spielte er 1977 die Hauptrolle in "Der amerikanische Freund" und drehte 1987 "Der Himmel über Berlin".

»Ich habe die Zeit gut verbracht.«

Ganz blickte 2017 zufrieden auf seine Karriere zurück: "Wenn man so eine Arbeit gefunden hat, dann ist das schon ein Geschenk", sagte der Schweizer der "NZZ". "Ich habe die Zeit gut verbracht." Er bereue seine Alkoholexzesse. Mit Anfang 60 habe er aufgehört zu trinken. "Ich bin froh, dass sich die Menschen, die mir nahestehen, nicht mehr mit dem betrunkenen Bruno Ganz quälen müssen."

Verpasste Hauptrollen

In zwei späteren Welterfolgen hat er die Hauptrollen verpasst: Steven Spielberg habe ihn für "Schindlers Liste" (1993) nicht genommen, weil er ihm ein "furchtbar schlechtes Video" geschickt hatte, wie in 2017 in einem Interview sagte. Bei "Pretty Woman" (1990) sei er für die Rolle im Gespräch gewesen, mit der Richard Gere an der Seite von Julia Roberts zum Weltstar aufstieg.

Wählerisch bei Rollenauswahl

Seit "Der Untergang" hatte sich Ganz vor Rollenangeboten aus aller Welt kaum retten können. Doch er blieb wählerisch, spielte, worauf er wirklich Lust hatte - darunter mit Liam Neeson den Hollywood-Thriller "Unknown Identity" (2011). Auch wenn Ganz abwechselnd in Berlin, Venedig und Zürich lebte, blieb er seiner Heimat immer treu. Auch als Schauspieler: 2014 gab er mit Bravour für eine Neuverfilmung die Schweizer Altherren-Paraderolle - den Großvater des Alpenmädels Heidi. "Den Alpöhi zu spielen", sagte er augenzwinkernd Reportern des Schweizer Fernsehens, "ist doch eine patriotische Pflicht." Noch 2017 spielte Ganz in der Verfilmung von Robert Seethalers Erfolgsroman "Der Trafikant" den Psychoanalytiker Sigmund Freud.

Kein Auftritt mehr bei Salzburger Festspielen

Im Sommer 2018 sollte Ganz bei den Salzburger Festspielen den Erzähler in der Mozart-Oper "Die Zauberflöte" spielen. Dazu kam es nicht mehr. Die Proben musste er auf dringenden ärztlichen Rat abbrechen.

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