"Bruder Erde" und "Schwester Venus"?Planeten ähnlicher als bisher angenommen

Auf Nachbarplaneten blitzt es fast so wie bei uns Entscheidender Unterschied: Venus fehlt Magnetfeld

Venus und Erde sind einander noch ähnlicher als bisher angenommen, jedenfalls was die Ausgangssituation betrifft. Das geht aus einer Reihe von Veröffentlichungen über die ersten Ergebnisse der Mission Venus-Express der Europäischen Weltraumorganisation ESA in der Wissenschaftszeitschrift "Nature" hervor. Für den heute doch augenfälligen Unterschied der Atmosphären dürfte in erster Linie das fehlende Magnetfeld unseres kosmischen Nachbars verantwortlich sein, erklärte dazu Wolfgang Baumjohann, Leiter des Instituts für Weltraumforschung .

"Bruder Erde" und "Schwester Venus"?Planeten ähnlicher als bisher angenommen

Erde und Venus haben etwa die gleiche Größe und dürften einander vor allem in der Frühphase der Planeten sehr ähnlich gewesen sein. Bis heute besitzen sie auch in etwa die gleiche Menge des Treibhausgases Kohlendioxid. Während auf der Erde jedoch ein guter Teil davon etwa in Form von Karbonaten in der Erdkruste, in Korallenriffen oder Lebewesen gebunden ist, existiert es auf der Venus weiterhin als dominierendes Gas in der Atmosphäre und erzeugt das extreme und lebensfeindliche Treibhausklima.

Damit ist die Existenz von Leben nicht nur Ergebnis, sondern auch Ursache für die Unterschiede auf Venus und Erde. Auch der Sauerstoff auf der Erde ist zum guten Teil ein Ergebnis der Tätigkeit von Lebewesen.

Magnetfeld fehlt
Einem weiteren, entscheidenden Unterschied zwischen Venus und Erde haben die Weltraumexperten im bisherigen Verlauf der Mission Venus-Express genau auf den Zahn gefühlt. Durch den inneren Aufbau der Erde und unterschiedlich rotierende Schichten in der Tiefe baut sich ein Magnetfeld auf. Dieses schützt unseren Planeten vor dem aggressiven Sonnenwind, hauptsächlich geladenen Teilchen von der Sonne.

Venus und Mars bauen kein derartiges Magnetfeld auf. Im Falle des Mars vermuten Wissenschafter durch Gesteinsanalysen, dass der Planet in einer heißeren Phase seiner Entstehung ein derartiges Magnetfeld besaß. Durch die Abkühlung ist es allerdings verloren gegangen. Für die Venus ist es mangels fester Oberflächen oder Gesteine bis heute unklar, ob sie je einen derartigen Schutzschild besessen hat.

Ohne Magnetfeld gelangt der Sonnenwind jedenfalls in voller Stärke bis zu den äußeren Schichten der Venus-Atmosphäre. Doch viel weiter geht es nicht, bestätigten jetzt die Messungen unter anderem durch das am IWF entwickelte Magnetometer "VEX-MAG" an Bord von Venus-Express. Durch die Strahlung von der Sonne bildet sich nämlich in den äußeren Schichten der Venus-Atmosphäre Plasma und damit wiederum ein Magnetfeld, das den Sonnenwind am Eindringen in tiefere Schichten hindert.

Fraglich war bisher, ob dieses sogenannte induzierte Magnetfeld auch bei relativ schwacher Sonnenaktivität funktioniert. "Unsere Messungen haben jetzt bestätigt, dass es kaum einen Unterschied zu Zeiten starker Sonnenaktivität gibt", so Baumjohann. In beiden Fällen kann der Sonnenwind nicht oder in nur sehr geringem Ausmaß bis zur Oberfläche der Venus vordringen.

Die Tatsache, dass die harte Strahlung der Sonne im Falle der Venus nicht von einem Magnetfeld, sondern erst beim Auftreffen auf die Atmosphäre abgefangen wird, hat aber auch deutliche Konsequenzen. So konnten die Grazer Wissenschafter gemeinsam mit schwedischen Kollegen mittels des Experiments "ASPERA" messen, dass die Venus beständig Wasserstoff und Sauerstoff verliert - also die Bestandteile von Wasser. Dieser Umstand erklärt nun, warum auf der Venus im Vergleich zur Erde so wenig Wasser zu finden ist.

Blitze wie auf der Erde
Die genauen Vermessungen des Magnetfeldes konnten ein weiteres Geheimnis der Venus lüften. Wie auf der Erde dürfe es auf unserem Nachbarplaneten gelegentlich blitzen. "Sehen kann man diese Entladungen wegen der dichten Atmosphäre der Venus nicht, wir konnte sie aber anhand der magnetischen Wellen messen", so Baumjohann.

(apa/red)