Wien verordnet
Alkoholverbot am Praterstern

Ab Ende dieser Woche - Ludwig: Situation derzeit "nicht zufriedenstellend"

Wien verhängt erstmals ein Alkoholverbot im öffentlichen Raum - nämlich am Wiener Praterstern. Die Verordnung soll bereits kommende Woche in Kraft treten. Das hat der neue SP-Chef und künftige Bürgermeister Wiens, Michael Ludwig, im Gespräch mit Journalisten angekündigt. Die Situation am Praterstern sei derzeit trotz intensiver Bemühungen vieler Beteiligter "nicht zufriedenstellend", befand er.

von
Brennpunkt - Wien verordnet
Alkoholverbot am Praterstern

Immer wieder stand und steht der Verkehrsknotenpunkt im Fokus der chronikalen Berichterstattung. Vor allem die Alkohol-Szene rund um die Station sorgt regelmäßig für Debatten - wobei der Ruf nach einem Alkoholverbot bereits wiederholt laut geworden ist. Dieser "deutliche Schritt" komme nun, sagte Ludwig. Ausgeführt werde er in enger Kooperation mit der Polizei, den Wiener Linien, den ÖBB und auch den dort tätigen Sozial- bzw. Betreuungsorganisationen.

Bis zur Venediger Au

Verboten wird der Konsum alkoholischer Getränke außerhalb der gastronomischen Betriebe. Die betreffende Fläche soll bis hin zur angrenzenden Venediger Au reichen. Der Verkauf wird nicht angetastet, versprach das künftige Stadtoberhaupt. Der Supermarkt im Bahnhof etwa muss sein Angebot nicht einschränken.

Strafen bis zu 700 Euro

Die Strafen für eine Übertretung werden von 70 bis 700 Euro - für Wiederholungstäter - reichen. Wobei sich Ludwig, wie er versicherte, bewusst ist, dass diese Summe etwa von Obdachlosen wohl nicht gezahlt werden kann. Das sei aber kein Grund, um auf Sanktionen für jene, die sich nicht an die "Spielregeln" in der Stadt halten wollen, zu verzichten: "Es wird immer Menschen geben, die das nicht aufbringen können." Zudem müsse nicht sofort gestraft werden. Es liege im Ermessen der Polizei, zum Beispiel zunächst einmal eine Ermahnung auszusprechen.

»"Ich hoffe, es gelingt, die Szene zu zerstreuen"«

"Ich hoffe, es gelingt, die Szene zu zerstreuen", zeigte sich Ludwig zuversichtlich. Man werde auch aufpassen, dass sich diese nicht in angrenzende Wohngebiete verlagert. Allerdings hätten etwa Erfahrungen aus München gezeigt, wo es ein ähnliches Verbot seit 2017 am Hauptbahnhof gibt, dass es nicht zu einer unmittelbaren Verdrängung in eine andere Gegend gekommen sei.

Ausweitung denkbar

Ist die Maßnahme erfolgreich, schließt Ludwig nicht aus, das Alkoholverbot auch auf andere Plätze auszudehnen - oder den Bann am Praterstern sogar wieder rückgängig zu machen, falls es dort keine Probleme mehr geben sollte. Noch-Bürgermeister Michael Häupl wurde von Ludwig über das Ansinnen informiert. Der Noch-Amtsinhaber habe der Maßnahme zugestimmt, er wird formell auch die Verordnung in die Wege leiten, berichtete Ludwig. In Kraft treten soll das Verbot Ende kommender Woche.

Der Stadtchef in spe forderte zudem die neuerliche Einrichtung einer Polizeiinspektion direkt am Bahnhof - wie es sie vor dem Umbau des Verkehrsbauwerks gegeben hat. Geplant ist außerdem, dass es in der Halle nur mehr zeitlichen beschränkten W-LAN-Zugang geben wird. Das soll verhindern, dass sich Gruppen von Jugendlichen permanent dort aufhalten. Eine ähnliche Maßnahme war von den ÖBB zuletzt bereits am Westbahnhof umgesetzt worden.

Laut Experte "durchaus sinnvoll"

Das am Freitag in Kraft tretende Alkoholverbot am Bahnhof Praterstern in Wien ist laut einem Suchtexperten "durchaus sinnvoll". Es gebe einen "direkten Zusammenhang zwischen der Verfügbarkeit des Alkohols und dem Konsum", sagte Michael Musalek, Ärztlicher Leiter am Anton-Proksch-Institut in Wien, am Montag im Ö1-"Mittagsjournal". Je schlechter Alkohol verfügbar ist, desto geringer sei der Konsum.

"Verfügbarkeit heißt nicht nur, kann ich es kaufen oder kann ich es nicht kaufen, sondern wie sehr ist es akzeptiert, dass ich auch diesen Alkohol konsumiere", betonte Musalek in Bezug auf die Geschäfte am Praterstern, die alkoholische Getränke anbieten. "Wir wissen, dass heute Alkoholkonsum bei Frauen wesentlich besser akzeptiert ist als noch vor 20, 30 Jahren, was leider dazu geführt hat, dass auch die Zahl der Alkoholkranken bei den Frauen gestiegen ist", erläuterte er.

"Ich denke, es wird am Anfang einige Schwierigkeiten machen, so wie es ja auch einige Schwierigkeiten gemacht hat wie man nicht mehr in U-Bahn-Stationen rauchen durfte", gab Musalek eine Einschätzung für die erste Phase des Alkoholverbots ab. Für die Polizei sei die neue Aufgabe "sicher nicht ganz einfach, aber ich denke, wenn man hier mit Augenmaß vorgeht, dann geht man den richtigen Weg", betonte der Experte. "Denn es ist einfach nicht das Normale, auf der Straße Alkohol zu trinken."

Kommentare