Fußball-WM 2014:
König Spanien dankte ab

Erfolgsära des "Tiqui-taka" nach Gruppen-Out vorbei - Spieler vor möglichem Abgang

Nur wenige Stunden nach König Juan Carlos hat auch Spaniens Fußball-Nationalmannschaft abgedankt. Die Auswahl von Vicente del Bosque verlor am Mittwoch im Maracana von Rio de Janeiro gegen Chile 0:2, kassierte damit nach dem 1:5 gegen die Niederlande die nächste Niederlage und ist schon vor dem letzten WM-Gruppenspiel gegen Australien ohne Chance auf eine Achtelfinal-Teilnahme.

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Brasilien - Fußball-WM 2014:
König Spanien dankte ab

Zum insgesamt fünften Mal - davor hatte es Italien (1950, 2010), Brasilien (1966) und Frankreich (2002) erwischt - musste sich der Titelverteidiger in der darauffolgenden WM-Gruppenphase verabschieden. Es war Spaniens erstes WM-Vorrunden-Aus seit 1998 und gleichzeitig das Ende einer Epoche.

Ab 2008 hatten die Iberer den Nationalteam-Fußball wie seit Jahrzehnten kein Team dominiert. Die Triumphe bei den Europameisterschaften 2008 und 2012 sowie bei der Weltmeisterschaft 2010 markierten die Erfolgs-Ära des "Tiqui-taca", Spaniens Auswahl galt in dieser Zeit als praktisch unantastbar.

"La Roja" hat ihren Schrecken verloren

Damit ist jetzt Schluss. "La Roja" hat ihren Schrecken verloren und steht vor einem Umbau. Xavi (34 Jahre) wurde gegen Chile gar nicht mehr eingesetzt, Xabi Alonso (32) leistete sich einen Totalausfall und Goalie Iker Casillas (33) patzte wie schon gegen die Niederlande. Dieses Trio wird dem Nationalteam nach der WM wohl Adieu sagen - David Villa (32) hatte seinen Rücktritt schon vor der WM bekanntgegeben.

An Personal-Spekulationen wollte sich Del Bosque kurz nach der schmerzhaften Niederlage aber nicht beteiligen. "Wir müssen uns Zeit nehmen, um über alles genau nachzudenken. Jetzt über Konsequenzen zu reden, wäre nicht fair", sagte Del Bosque und sprach von einem "traurigen Tag für uns und unsere Fans".

Der Ex-Trainer von Real Madrid übernahm "La Roja" nach dem EM-Triumph 2008 und führte sie in der Folge zum WM- und EM-Titel. Erst im vergangenen November wurde sein Vertrag bis 2016 verlängert. Ob Del Bosque diesen Kontrakt erfüllen wird, ist allerdings fraglich. "Wir müssen uns überlegen, was am besten für den spanischen Fußball ist. Da geht es auch um meine Person", sagte der 63-Jährige.

Schwer gezeichnet vom desaströsen Abschneiden

Del Bosque wirkte auf der Pressekonferenz schwer gezeichnet vom desaströsen Abschneiden der Spanier, das ihn nach eigenen Angaben völlig unerwartet traf. "Ich hätte niemals gedacht, dass wir so früh ausscheiden. Nichts hat darauf hingedeutet, alle waren fit und hatten eine Top-Einstellung", beteuerte der Nationaltrainer.

Seinen Kickern machte Del Bosque keine Vorwürfe. "Wir waren zwar in der ersten Hälfte zu zurückhaltend, dann aber in der zweiten Hälfte besser, hatten auch Chancen, doch es hat nicht gereicht. Die Spieler haben bis zum Schluss gekämpft und alles gegeben, um die Partie noch umzudrehen." Das WM-Resümee des Trainers lautete: "Wir müssen keine Ausreden suchen. Wir waren gegen die Niederlande und Chile die schlechtere Mannschaft, deswegen sind wir ausgeschieden."

Teamspieler zerknirscht

Die spanischen Teamspieler zeigten sich nach dem K.o. im Maracana mindestens genauso zerknirscht wie ihr Coach. "Es ist schwer zu erklären, was passiert ist. Wir möchten uns bei den Menschen entschuldigen. Es hat nicht sollen sein, wir sind dafür verantwortlich. Uns tut es am meisten weh, wir sind sehr unglücklich", stammelte Kapitän Casillas.

Alonso erlebte gegen Chile nach eigenen Angaben die schlimmste Niederlage seiner Karriere. "Das Gefühl wie bei den anderen Turnieren war diesmal nicht da, irgendwie haben wir unseren Lauf verloren. Früher wussten wir, wie wir Spiel kontrollieren konnten, dieses Mal waren wir einfach nirgends", kritisierte der Baske.

Fernando Torres hingegen richtete den Blick schon nach vorne. "Man kann nicht die ganze Zeit alles gewinnen. Es kommt eine gute Generation nach, und wir werden wieder Großartiges erreichen", versprach der Stürmer.

Trost für die Verlierer gab es vom chilenischen Teamchef Jorge Sampaoli. "Sie haben jahrelang wundervolle Leistungen gebracht, doch jetzt ist diese Generation nicht mehr dazu in der Lage. Das ist normal im Fußball, der Erfolg kommt und geht", erklärte der Argentinier.

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