Was Europa über die Wahl denkt

Pressestimmen: So sehen internationale Medien das Ergebnis

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Pressestimmen - Was Europa über die Wahl denkt

Internationale Pressestimmen im Überblick:

Die Welt

Hofer ist in der FPÖ maßgeblich für das als fremdenfeindlich geltende Programm zuständig. (...) Trotz harter fremdenfeindlicher Linie gab es im Vergleich zu seinen Parteikollegen nie Aufregung um markige Sprüche. In der Partei gilt Hofer neben Generalsekretär Herbert Kickl als wichtiger Berater von Parteichef Heinz-Christian Strache.

Zeit online

Was eine reine Persönlichkeitswahl sein sollte, entwickelte sich so zu einer wütenden Abrechnung mit den beiden politischen Lagern, die das Geschehen in Österreich stets dominiert hatten. Sozialdemokraten und die konservative Volkspartei haben, obwohl ihre Unterstützung seit Jahren immer mehr erodierte, die gesamte Macht und alle Posten, die im Einflussbereich des Staates stehen, fein säuberlich untereinander aufgeteilt. Ein Staatsoberhaupt, das nicht aus den Reihen dieses Machtkartells stammt, war bis vor Kurzem in Wien unvorstellbar. (...)

In den nächsten vier Wochen bis zur Stichwahl steht Österreich ein erbitterter Lagerwahlkampf bevor (...) Es wird eine spannende Auseinandersetzung von zwei an sich unvereinbaren und unversöhnlichen Gruppen: auf der einen Seite das grüne weltoffene Lager, auf der anderen Seite die Rechtspopulisten. Das wird die Öffentlichkeit in den Bann ziehen - aber parallel wird bei Sozialdemokraten und Volkspartei wohl bald ein Selbstzerfleischungsprozess einsetzen. Zu groß ist die Blamage, zu umstritten sind beide Parteichefs.

Reuters

Obwohl der Bundespräsident eine weitgehend repräsentative Rolle hat: Die Tatsache, dass keine der beiden Regierungsparteien weiter im Rennen um den Posten (...) ist, markiert eine bedeutende Veränderung in der österreichischen Politik - und zugleich die steigende Rolle der extremen Rechten in Europa.

Der Spiegel

Die Wahl ist eine Abrechnung mit dem Establishment, das Ergebnis auch Folge der jahrzehntelangen Herrschaft zweier Volksparteien und einer zu lange regierenden Großen Koalition, die zerstritten ist und in Wahrheit nur auf den Moment wartet, den jeweils anderen Partner loszuwerden. Diese Wahl ist für SPÖ und ÖVP ein Debakel.

New York Times

Der Law-and-Order-Kandidat der österreichischen Rechts-Partei erreichte in der ersten Runde mehr als 35 Prozent. Zu den Verlieren zählen die Kandidaten der Regierungsparteien, gleichsam Ausdruck einer massiven Unzufriedenheit der Wähler mit dem Status quo. Hofers Triumph spiegelt die Popularität der FPÖ in den jüngsten Umfragen wider.

Financial Times

Österreichs weit rechts stehende Freiheitliche Partei hat einen unerwartet kraftvollen Sieg in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl des Landes eingefahren, was das Potenzial für Europas Flüchtlingskrise aufzeigt, Schockwellen über den ganzen Kontinent zu schicken.

La Repubblica

Das Wahlergebnis des Kandidaten der populistischen Rechten, Norbert Hofer, ist ein Triumph, der die kühnsten Prognosen vor den Wahlen wegfegt. Die Regierung Faymann könnte bald ins Wanken geraten. Nach einem Wahlkampf, der vom Flüchtlingsthema dominiert war, steht die Partei der 'Enkelkinder Haiders' einen Schritt vor einem unglaublichen Ergebnis. Hofer hat in einem Monat beste Chancen, zum achten österreichischen Staatschef zu avancieren.

FAZ

Heinz-Christian Strache hat in den letzten Jahren versucht, die FPÖ als nicht-radikale rechte Kraft nach dem französischen Vorbild des Front National Marine LePens zu positionieren. Hofer trat im Wahlkampf umgänglich auf, vertrat aber in der wichtigsten Sachfrage, der Migration, ohne Abstriche die migrationsabwehrende Politik der FPÖ.

The Guardian

Hofer ist das freundliche Gesicht der FPÖ – obwohl er gerne seine Glock in der Öffentlichkeit mit sich herumträgt.

Der Tagesspiegel

Die Stärke der früheren Haider-Partei zwingt die Traditionsparteien SPÖ und ÖVP in eine gefühlt ewige große Koalition.
Es ist ein Teufelskreis, von dem allein die FPÖ profitiert. Sie kann sich als frische Alternative inszenieren, obwohl sie längst selbst ein Teil des politischen Systems ist. Das enorm hohe Ergebnis der FPÖ in der ersten Runde der Präsidentenwahl passt in diese Logik. Mit vereinten Kräften werden SPÖ und ÖVP einen Sieg des FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer in der Stichwahl nun zu verhindern suchen – was auch zum Gegenteil führen kann.

NZZ

Das Waterloo der ehemaligen Grossparteien kommt einer Zeitenwende in der österreichischen Politik gleich, deren Konsequenzen noch kaum abschätzbar sind und auch die Regierung betreffen könnten. Die Bevölkerung hat die Wahl für ein Amt, dessen Einfluss realpolitisch eng begrenzt ist, zum Anlass für eine klare Absage an jenes System genutzt, auf dem die Republik in den letzten Jahrzehnten gründete: konsensorientierte Kompromisslösungen, aber auch Klientelwirtschaft und Postenschacher.

Corriere della Sera

Die extreme Rechte reitet in Österreich auf der Migrantenwelle. Das Ergebnis des ersten Wahlgangs der Präsidentschaftswahlen in Österreich droht die politischen Verhältnisse im Land zu ändern.

La Stampa

Die FPÖ, die Partei des verstorbenen Jörg Haiders, feiert ihr bestes Ergebnis aller Zeiten. Ihr Erfolg bezeugt die zunehmende Verdrossenheit der Wählerschaft gegenüber den etablierten Parteien, aber auch die Sorgen wegen der Flüchtlingskrise. Nicht umsonst setzt Hofer die Regierung Faymann mit seiner Forderung nach einer restriktiveren Migrationspolitik arg unter Druck.

Information (Kopenhagen)

Die Präsidentenwahl in Österreich wurde für die Rechtspartei FPÖ zum Triumph. Deren Parteikandidat Norbert Hofer schlug seine Gegenkandidaten mit harten Attacken auf eine angeblich sentimentale Ausländerpolitik der Regierung und nicht zuletzt auch gegen den Islam. (...) Einiges deutet darauf hin, dass die antimuslimische Botschaft in Österreich populär ist, nachdem die Wähler gestern Hofer und die FPÖ an den Urnen belohnte.

Pravo (Prag)

In Österreich hat es gedonnert. Ein Anti-Einwanderungs-Populist kann Präsident werden (...) Das Ergebnis der ersten Runde deutet an, dass die FPÖ in die Situation gerät, in der sie in 90-er Jahren unter der Führung des damaligen Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider war. Die Freiheitlichen stellen sich scharf gegen die Immigration und sind auch die bedeutendste Stütze der Gegner von Atomkraftwerken, vor allem Temelin.

Dnevnik (Ljubljana)

Das Ergebnis des ersten Durchgangs, in dem Norbert Hofer von der FPÖ die Mehrheit der Stimmen gewann, ist keine Überraschung. (...) Die desillusionierten und verärgerten Wähler, die drei Viertel jener repräsentierten, die zu den Urnen gingen, wollen eine Veränderung, aber es wäre gemäß der österreichischen Kultur inkonsistent, so einen radikalen Schwung nach rechts zu wollen. In dieser Hinsicht kann Alexander Van der Bellen von den Grünen, der ruhig, vereinend und proeuropäisch ist, im zweiten Durchgang mit den Stimmen jener rechnen, die gestern verloren haben.

Mlada fronta Dnes (Prag)

Die erste Runde der Präsidentschaftswahl in Österreich wurde zur Explosion, deren Opfer das etablierte politische System war (...) Die westliche Welle der Unzufriedenheit mit der Politik, die die Flüchtlingswelle beschleunigt hat, hat auch das scheinbar stabile Österreich erreicht (...) Österreich ist auch eine Bestätigung dessen, dass die traditionellen Parteien im freien Fall sind. Es ist ein weiteres Land, dessen Wähler die Politik der Mitte abgelehnt haben.

Lidove noviny (Prag)

Der Ausgang der gestrigen österreichischen Präsidentschaftswahl hat die bisherigen Gesetzmäßigkeiten auf den Kopf gestellt (...) Außer dem Misserfolg der Kandidaten der beiden Regierungsparteien zeigt das Wahlergebnis auch auf ein Versagen aller bisherigen Meinungsumfragen hin, in denen konstant Van der Bellen führte, während Hofer auf Platz drei oder zwei lag. Hofer, der Favorit der Stichwahl ist, wird wahrscheinlich bemüht sein, die Wähler nicht nur mit einer härteren Antiimmigrations-Rhetorik anzusprechen, sondern wird auch von der langzeitigen Unzufriedenheit der Österreicher mit der Regierung der Sozialdemokraten und der Volkspartei profitieren. Auch sein niedriges Alter kann ihm zum Schlusserfolg verhelfen.

Auf Twitter ließen sich zahlreiche Prominente und Politiker zu Wortmeldungen hinreißen:

Der niederländische Politiker Geert Wilders, Vorsitzender der rechtspopulistischen "Partij voor de Vrijheid":

Der österreichische Schauspieler Elyas M'Barek:

Der deutsche Buchautor und Journalist Sascha Lobo:

Kommentare

Scheissegal was Europa über die BP-Wahl denkt !!
Die kochen doch eh jeder ihr eigenes Süppchen.
Wo waren/sind die alle bei der Aufteilung der Flüchtlinge ????

Es ist schlimm dass, wenn man die Regierung welche ständig und auf allen Linien versagt, lügt, betrügt, die wichtigen Entscheidungen vertuscht und die Bevölkerung schwerstens belastet, abwählen will. Mangels anderer Auswahlmöglichkeiten muss man ja blau wählen. Deshalb ist man ein Rechter?
Diese Geldvernichtungsmaschinen im Parlament müssen weg. Selbst ohne Regierung wären wir besser dran.

Stefan Stejskal
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Falls das der Artikel im Guardian ist (http://www.theguardian.com/world/2016/apr/24/austrian-far-right-wins-first-round-presidential-election-norbert-hofer) da steht doch gar nichts von einer Glock? #Lügenpresse ?

Btw. Die Übersetzung der NYT ist auch äußerst mangelhaft (um sie etwas tendenzieller erscheinen zu lassen?)...

Oberon
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Stimmt, im Guardian steht tatsächlich nichts von einer Glock.
Anm.: Fairness sollte für alle gelten, nicht nur für die "besonderen" Schützlinge!

Stefan.T melden

http://www.theguardian.com/world/2016/apr/25/austrian-far-right-partys-triumph-presidential-poll-turmoil-norbert-hofer

Stefan.T melden

"Hofer, who claims to protect himself in the “uncertain times” of the refugee crisis by carrying a Glock gun, scored overwhelming victories in all of Austria’s states apart from Vienna."

Oberon
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Ok, danke für den link. Da hat der user offensichtlich den Falschen erwischt.

parteilos melden

Elyas M´Barek lass dich nicht aufhalten....

Oberon
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Ganz meine Meinung! Wem es schwer fällt, demokratische Entscheidungen zu akzeptieren, sollte sich über die Häuser hauen und sich dort hin begeben, wo das Volk nicht gefragt wird. Die Auswahl ist groß!

giuseppeverdi melden

Ich glaube es wäre wieder höchst an der Zeit, dass die EU Österreich wieder einmal sanktioniert. Erfahrung hat sie ja darin schon! nur der Gusenbauer steht nicht mehr zur Verfügung um im Elyseepalast mit dem französischen Präsidenten auf die Sanktionen mit Champagner anzustoßen. Macht nichts, die Ederer wird es schon richten a) dass der Faymann abpacken muss und b) dass die Sanktionen auch kommen!

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