BP-Wahl: Europa atmet auf

Nichts desto trotz bietet Norbert Hofers "raketenhafter Aufstieg" Grund zur Sorge

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Fakten - BP-Wahl: Europa atmet auf

Neue Zürcher Zeitung, Schweiz

Es war ein Votum gegen einen politischen Bruch ... Dass mit Van der Bellen erstmals ein Grüner in die Hofburg einzieht, ist für die 12-Prozent-Partei ein enormer Erfolg, zumal Österreich strukturell über eine konservative Mehrheit verfügt. Es wäre jedoch ein kapitaler Fehler, würde die Regierung unter dem neuen Bundeskanzler Christian Kern die gewaltige Proteststimmung ignorieren ... Fast die Hälfte der Bevölkerung sprach sich für einen Wandel der politischen Ordnung aus ... Österreich bleibt nun der umstrittenste Präsident seit Kurt Waldheim ebenso erspart wie das Experiment einer weitgehenden Einmischung des Staatsoberhaupts in die Tagespolitik, wie sie Hofer im Wahlkampf insinuiert hatte ... Van der Bellen ist keiner der Regierungsparteien verpflichtet und könnte die Kontrollfunktion des Amts gegenüber der Regierung umfassender wahrnehmen, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Für das verkrustete System Österreich ist dies mehr Chance als Risiko, kann aber mit Van der Bellen wohl in geordneteren Bahnen erfolgen, als es mit Hofer der Fall gewesen wäre ...

Das neue Staatsoberhaupt Van der Bellen ist über die Parteigrenzen populär, eckt aber auch regelmässig an. Diese Kombination erlaubte es ihm, im mehrheitlich konservativen Österreich eine Mehrheit hinter sich zu scharen ... Der 72-jährige Ökonom war nie ein typischer Grüner, er vertrat immer wieder von der Parteilinie abweichende Standpunkte und war wegen seiner professoralen Intellektualität stets auch für Bürgerliche wählbar.

Pro Sieben - Galileo

Der Grünen-Politiker Alexander Van der Bellen ging bei den österreichischen Bundespräsidentschaftswahlen als Sieger hervor. Aber was bedeutet das nun für das Land?

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Deutschland

Halb Österreich atmet auf, ein großer Teil des Berliner Regierungsviertels und vermutlich ganz viele Politiker in Brüssel: Der FPÖ-Kandidat Hofer zieht doch nicht als Bundespräsident in die Wiener Hofburg ein. Er verlor, nachdem er im ersten Wahlgang die Kandidaten der ÖVP und der SPÖ deklassiert hatte, äußerst knapp gegen den von einer großen Anti-Hofer-Koalition unterstützten Van der Bellen, der nie eine Chance auf dieses Amt gehabt hätte, wenn Hofer nicht ganz Österreich mobilisiert hätte: die eine Hälfte für sich, die andere gegen sich. Der ehemalige Grünen-Vorsitzende Van der Bellen wird nun versuchen, wie es in solchen Fällen heißt, Präsident aller Österreicher zu sein. Doch verband schon seine Unterstützer nur eines: Hofer zu verhindern.

Mlada fronta Dnes, Tschechien

Der neue österreichische Kanzler und SPÖ-Chef Christian Kern kann zurecht aufatmen. Er wird mit der treuen Volkspartei bis zu den planmäßigen Wahlen im Herbst 2018 regieren können (...) Die Grünen in Österreich bleiben seit ihrem Einzug ins Parlament 1986 in der Opposition. Der Grund ist aber nicht irgendein Extremismus der Grünen, sondern die Einzementierung der politischen Szene und traditionelle Rollenverteilung. Dagegen haben sich beide Kandidaten gestellt (...) Von ein paar Zehntelprozent abgesehen wurde die Hälfte der Stimmen für den FPÖ-Kandidaten abgegeben. Dies ermöglicht nicht mehr, diese Partei als faschistisch oder rechtsradikal etikettieren, sondern man muss mit ihr - erneut - ernst rechnen.

Il Messaggero, Italien

Hauptaufgabe des neuen Staatschefs wird es jetzt sein, die Wunden zu heilen und die gespaltenen Fronten wieder näher zu bringen. Es wird nicht einfach sein: Auf dem Spiel stehen der soziale Frieden und die Zukunft des Landes und letztendlich auch Europas. Österreich ist nämlich nicht das einzige EU-Land, das mit starken Spannungen konfrontiert ist: Populismus, Ausländerfeindlichkeit, Politik-Verdrossenheit, Allergie gegenüber Europa, Misstrauen gegen die Politiker und gegen Brüssels Bürokraten.

Tages-Anzeiger, Schweiz

Die Ankündigung, dass er den FPÖ-Vorsitzenden Heinz-Christian Strache nicht als Bundeskanzler vereidigen würde, schwächte Van der Bellen im Laufe des Wahlkampfs zwar deutlich ab. Doch das schrille, aggressive Auftreten der Rechtspopulisten war ihm stets sichtbar zuwider. Ihre Welt ist Van der Bellen völlig fremd.

Lidove noviny, Tschechien

Im Finale haben die Wähler zwischen zwei ausgeprägten Polen, 'Substitute' für die etablierte Parteien gestimmt. (...) Die schlechteste Interpretation wäre, dass es sich um einen Sieg des Guten über das Bösen handelt, das Österreich des Lichtes über das Österreich des Dunkels. Sollte jemand das behaupten, will er eigentlich sagen, dass die Hälfte der Österreicher das Übel, das Dunkel, die Hitler-Nachgeborenen, und wer weiß was noch, repräsentieren. (...) Die Migrationskrise und der Verlust der Glaubwürdigkeit der bisherigen politischen Eliten verstärken im ganzen Europa die 'Substitute'. Österreich zeigt jetzt, wie schnell man ihnen den Weg zum Erfolg öffnen kann.

Berliner Zeitung, Deutschland

Österreich ist verunsichert, aber keineswegs so rechts, nicht einmal so konservativ, wie man es sich in Deutschland gern einredet. Schon gar nicht ist es ein Land voller Nazis. Nachbarländer sind das ideale Objekt für Projektionen. Österreich widerlegt, wie jede andere Nation auch, schon beim ersten Besuch spielend die Klischees, die man sich von ihm macht. Alexander van der Bellen ist ein Österreicher durch und durch. Mit seiner Gelassenheit, seiner Selbstironie, seiner Toleranz und seiner Widerständigkeit gegen die Zumutungen von Konformismus und Spießertum, rechtem ebenso wie linkem, verkörpert der 72-jährige eine sympathische Seite der österreichischen Identität. Es wäre kein Wunder, wenn der Grüne ein sehr populäres Staatsoberhaupt würde.

La Stampa, Italien

Österreich, grünes Licht für Europa. Der alte, grüne Professor Van der Bellen rettet Österreich vor dem Phantom seiner schwarzen Vergangenheit, die in dem 46-jährigen Norbert Hofer inkarniert ist (...) Es ist ein paradoxes Wahlergebnis. Ein Mann außerhalb des Systems rettet das System, indem er die Stimmen der beiden Traditionsparteien der Rechten und der Linken erobert, die beim ersten Wahlgang besiegt worden sind.

Magyar Nemzet, Ungarn

Van der Bellen ist ein öko-bewusster, euro-konformer, grün gefärbter Wirtschaftswissenschaftler guten Willens, der zur rechten Zeit in den Ring gestiegen ist und Glück hatte. (...) Doch was erwartet ihn? (...) Der neue sozialdemokratische Bundeskanzler Christian Kern mag eine provisorische Lösung für komplizierte organisationstechnische Lagen darstellen, wie etwa die gegenwärtige Regierungskrise, verschärft durch die Krise der SPÖ, überschattet vom Bankrott der jahrzehntelangen SPÖ-ÖVP-Koalition. Doch ist es fraglich, ob Kern mit innovativen Lösungen für jene hartnäckig nicht verschwinden wollenden Probleme aufzuwarten vermag wie etwa die Integration der Migranten, die Sorgen und Nöte des Bildungswesens oder die zunehmend beunruhigende Stagnation der Wirtschaft. Von der Unzufriedenheit der Österreicher, die in den Stimmen für Hofer zum Ausdruck kam, erst gar nicht zu reden.

Blick, Schweiz

Auch mit den Grünen wächst Österreich nicht zusammen. Für den Schweizer Politologen Klaus Arminen (...) bestätigt das Wahlergebnis, was sich in Österreich schon seit einiger Zeit abgezeichnet hat. '"ie Bürger sind misstrauisch, sie haben die Bindung zu den traditionellen Parteien verloren" ... Es sei nicht in erster Linie die Asyldebatte, die der FPÖ den Auftrieb gegeben habe. Vielmehr seien es Mauscheleien der regierenden Parteien hinter verschlossenen Türen ... Das Resultat zeigt, was wir in der Schweiz schon kennen: Man muss die Ängste der Bevölkerung wahr- und vor allem ernst nehmen.

Corriere della Sera, Italien

Österreich stoppt die extreme Rechte. Österreich und Europa am Rande eines nationalpopulistischen Abgrunds sind von einem Grünen gerettet worden. Wien vermeidet, aber nur mit wenigen Stimmen, einen rechtsextremen Präsidenten. Van der Bellens Sieg hat einen Wert, der über die österreichischen Grenzen hinausreicht. (...) Doch aus den Urnen geht das Bild eines zutiefst gespaltenen Landes hervor, wo die Rattenfänger der Intoleranz und der antieuropäischen Tendenzen nicht nur salonfähig, sondern fast die Mehrheit und Protagonisten der nationalen Debatte geworden sind.

Der Tagesspiegel, Deutschland

Das Patt zwischen den beiden Lagern, das die Präsidentenwahl so dramatisch sichtbar gemacht hat, liegt weiter drohend über dem Land. Kann sein, dass der neue Bundeskanzler die Kraft hat, es aufzulösen. Kann auch sein, dass es die österreichische Politik bis zu den nächsten landesweiten Wahlen in zwei Jahren als Menetekel begleitet. Dann läge über dem Land der Druck eines kalten Bürgerkrieges: zwei gleich große Kräftegruppierungen, die die Politik in ihren Bann schlagen. Dahinter der unverhohlene Machtwille des FPÖ-Chefs Strache, ideologisch aufgeladen mit dem Gedanken an ein anderes Österreich.

Aamulehti, Finnland

Der raketenhafte Aufstieg des EU-kritischen (Norbert) Hofer ist jedenfalls eine besorgniserregende Botschaft in Richtung Brüssel. Er ist ein Symptom für jene in Europa herrschenden Strömungen, die die Einheit der EU zermahlen. Der Bezug auf die Flüchtlinge ist ein wichtiger Maßstab. Österreich hat schon vorher seine Einwanderungspolitik verschärft. Ohne sich um die Einwände seines EU-Nachbarn zu scheren, hat Österreich an der Brenner-Grenze zu Italien, wo eine wichtige Autobahnverbindung über die Alpen verläuft, sogar den Bau eines Zauns vorbereitet. In einer Demokratie kann das Volk immer wieder auch 'falsch' abstimmen. Als die rechtsradikale Bewegung von Jörg Haider um die Jahrtausendwende in die Regierung kam, wurde Österreich von der EU boykottiert. Die politischen Probleme der EU werden diesmal aber nicht durch Sanktionen gelöst.

Kölner Stadt-Anzeiger, Deutschland

Österreich ist verunsichert, seit langem chronisch schlecht gelaunt. Aber Österreich ist nicht so rechts, nicht einmal so konservativ, wie man es sich in Deutschland gern einredet. Schon gar nicht ist es ein Land voller Nazis. Alexander van der Bellen ist ein Österreicher durch und durch. Mit seiner Gelassenheit, seiner Selbstironie, seiner Toleranz und seiner Widerständigkeit gegen die Zumutungen von Konformismus und Spießertum, rechtem ebenso wie linkem, verkörpert der 72-Jährige eine sympathische Seite Österreichs. Man müsste sich nicht wundern, wenn der Grüne ein sehr populäres Staatsoberhaupt würde.

Bild, Deutschland

Die Hälfte des Landes hat für einen Mann gestimmt, dessen Politik sich auf den Satz reimt: 'Österreich zuerst!' Um zu ermessen, was das für einen westeuropäischen Staat heißt, muss man es einmal einem deutschen Präsidentschafts-Kandidaten in den Mund legen: 'Deutschland zuerst!' Nicht nur hier im Land wäre der Teufel los, zu Recht. (...) Die rechtspopulistische FPÖ hat die Maßstäbe im Land längst verschoben, sie regiert längst mit bei unseren Nachbarn. (...) Der Sieg Van der Bellens erinnert an ein letztes Aufgebot, den Aufstieg der Rechtspopulisten stoppt das nicht.

La Repubblica, Italien

Das grüne Österreich wählt Europa. In Wien hat die Vernunft die Leidenschaft besiegt. Die demokratische Vernunft hat in letzter Minute die populistische Wut in Schranken gehalten (...). Das, was in Österreich geschehen ist, widerspiegelt der Lage Europas. Ein Europa, das wie noch nie zuvor in der Geschichte in einer Union vereint ist, auf die man stolz sein sollte.

Der Tagesspiegel, Deutschland

Das Patt zwischen den beiden Lagern, das die Präsidentenwahl so dramatisch sichtbar gemacht hat, liegt weiter drohend über dem Land. Kann sein, dass der neue Bundeskanzler die Kraft hat, es aufzulösen. Kann auch sein, dass es die österreichische Politik bis zu den nächsten landesweiten Wahlen in zwei Jahren als Menetekel begleitet. Dann läge über dem Land der Druck eines kalten Bürgerkrieges: zwei gleich große Kräftegruppierungen, die die Politik in ihren Bann schlagen. Dahinter der unverhohlene Machtwille des FPÖ-Chefs Strache, ideologisch aufgeladen mit dem Gedanken an ein anderes Österreich.

Kommentare

Oberon
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Unter Federführung der Grünen wird unsere Meinungsfreiheit scheibchenweise eingeschränkt werden - Anzeichen durch Foren-Sperren sind bereits zu erkennen - bis wir sodann nur mehr vorgegebene(!) Meinungen verkünden dürfen.
Zum Glück speichere ich meine postings, denn hier muss man auf alles gefasst sein.

Daher noch einmal:
News hat sich mit seiner nach OBEN offenen Biegsamkeit .....

Oberon
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.... und seinem stets vorauseilenden Gehorsam dazu entschlossen, den Artikel über V.d.Bellen und seiner Frau Gemahlin zum posten zu sperren. Ebenso den über "Kein Regierungsbildungs-Auftrag für FPÖ" Wäre ich boshaft oder misstrauisch, könnte ich jetzt davon ableiten, dass die Grünen unter ihrer Herrschaft nicht für freie Meinungsäußerung sind?! Dazu fällt mir nur die (ehemalige) DDR ein....!!

Na klar atmet Europa auf, damit der Komapatient noch etwas Zeit hat künstlich beatmet zu werden. Das Geld geht sowieso nicht aus der Dragi wird die Maschine schon anwerfen und dann warten wir noch bis die Moslems einmarschieren wie die Schmeißfliegen.

Cherie60 melden

Fein, dass Europa aufatmet! Ob bei uns ein BP gewählt worden wäre, der den anderen nicht passt, regt alle auf. Ich bin zur Zeit in Griechenland, hier wird sichtbar unser aller (EU-)Geld verprasst - kleine Ausgrabungen werden mit Wegen, Schautafeln und hohen Zäunen rundum versehen und bleiben jetzt für alle geschlossen - früher frei zugängig. Oder works in progress ohne dass jemand worked!

Wind80 melden

Na ja... kein Wunder - so wie die FPÖ im Ausland immer noch dargestellt wird (als eine Mischung zwischen Nordkoreanische Volkspartei und Skinheadsverein) - da wären die ersten EU Sanktionen bereits gekommen :-(

Das Ergebnis wird den Bürgermeister Häüpl sehr freuen! Und nun bringe man den Spritzwein!!!

Hatten die Angst? Solange kein Deutscher einem Österreicher Adminrechte gibt passiert schon nichts*g* - sollen alle vor der eigenen Tür kehren - bei uns brennen keine Asylheime

Allein die Schlagzeile "EUROPA ATMET AUF" ist mehr als pietätlos. Dank unserer landeseigenen Medien werden solche geistig umnachteten Schlagzeilen losgetreten und eine Partei für etwas verurteilt, was so nicht stimmt.

Genau so ist es. Dass ein Erdogan in der Türkei Kurdendörfer auslöscht, russische Kampfjets vom Himmel holt, das ganze Land in eine Diktatur führt, ist scheinbar nicht so schlimm... mit dem Herrn wird noch fein verhandelt und Milliarden in den Allerwertesten geschoben!! SO DUMM IST ÖSTERREICH, danke liebe Medien.

Gehts noch dümmer?
Als ob der Leibhaftige persönlich kandidiert hätte. Europa kann aufatmen, wenn Medien nicht immer hetzerisch gezielt Gerüchte und Verleumdungen fördern würden. Ein Herr Hofer hätte genauso viel oder wenig wie ein VDB " anstellen " können. Diese ewig gestrigen sind zum Kotzen

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