Vucjak: Lage vor Eskalation

Polizei steckt immer mehr Flüchtlinge in Lager auf Müllhalde - dort soll aber Versorgung gestoppt werden

Eine dramatische Verschlechterung der ohnehin schon prekären Lage im bosnischen Flüchtlingslager Vucjak droht. Hunderte neue Migranten wurden in das improvisierte Lager auf einer Müllhalde gebracht, die lokalen Behörden drohten aber gleichzeitig damit, die Versorgung einstellen zu wollen.

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Bosnien - Vucjak: Lage vor Eskalation

Rund 1.500 Migranten wurden in den letzten Tagen in das Lager Vucjak gebracht, berichtete das kroatische Nachrichtenportal "dnevnik.hr" mit Bezug auf das Innenministerium des Kantons Una-Sana. Bosnische Medien zeigten Aufnahmen einer langen Kolonne von Menschen, die mit Polizeibegleitung zu Fuß in das Lager unterwegs waren. Nach Angaben der Behörden wurden jene Migranten in das Lager gebracht, die in Bihac keine Unterkunft hatten und sich auf den Straßen, in Parks oder in verlassenen Gebäuden aufhielten.

Bilder von Menschen, die nach Vucjak gebracht werden:

Lager entspricht nicht Standards von Hilfsorganisationen

Rund 2.300 Migranten und Flüchtlinge befinden sich schätzungsweise derzeit in dem Zeltlager, das auf einer ehemaligen Mülldeponie errichtet wurde und von der Stadt Bihac betreut wird. Das improvisierte Lager entspricht laut Medien nicht den Standards von internationalen Hilfsorganisationen.

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Bürgermeister will "Problem eskalieren lassen"

Der Bürgermeister von Bihac, Suhret Fazlic, kündigte an, mit kommendem Montag die Versorgung von Migranten zu stoppen und stellte die Schließung des Lagers in Aussicht. Ohne finanzielle Unterstützung der Zentralregierung in Sarajevo werde man "das Problem eskalieren lassen", so Fazlic.

Helfen wird Helfen verboten

Ein deutscher Journalist, der seit Errichtung des Lagers im Juni vor Ort war und eine ehrenamtlich eine medizinische Versorgung im Lager aufbaute, wurde vor kurzem aus dem Lager geworfen und die Hilfe verboten. Indes wurde einen Kilometer entfernt an zwei Tagen der Woche eine Sanitätsstation eröffnet, die dem Bedarf an medizinischer Hilfe nicht gerecht wird.

Stadt überfordert

Die Stadt Bihac fühlt sich mit der Migrantenkrise alleine gelassen. Die Behörden in Sarajevo versuchen laut Fazlic das Ausmaß der Krise herunterzuspielen, doch auf dem Gebiet des Kantons Una-Sana befinden sich mehr als 6.000 Migranten, die meisten davon in Bihac. Die Stadt könne das nicht mehr aushalten, mahnte der Bürgermeister laut Medien.

Keine finanzielle Hilfe aus Sarajevo

Nach seinen Angaben hat die Stadt nur für das Lager Vucjak bisher mehr als 50.000 Euro aufgewendet, ohne finanzielle Hilfe aus Sarajevo zu bekommen. Die Lokalbehörden versorgen das Lager täglich mit 20.000 Litern Trinkwasser, 3.000 Mahlzeiten und stellen auch die geringe medizinische Versorgung zur Verfügung.

Hilfsaktion aus Österreich

In Österreich wurde indes eine Spendenaktion gestartet. Ein paar ehrenamtliche Helfer sammeln derzeit vor allem Winterkleidung für die Menschen vor Ort und werden diese gesammelt nach Vucjak bringen. Hier weitere Informationen dazu.