Böhler-Uddeholm vor Deal mit Briten: Heiße
Diskussion über ausländische Übernahmen

Androsch: Austrofonds gegen nationalen Ausverkauf<br>Verkauf an CVC ist laut Gusenbauer "Katastrophe" PLUS: Hintergrund-Infos zu Böhler-Uddeholm & CVC

Der bevorstehende Verkauf des börsenotierten Edelstahlkonzerns Böhler-Uddeholm hat Pläne in der österreichischen Kreditwirtschaft aufleben lassen, gemeinsam einen großen Private-Equity-Fonds auf die Beine zu stellen. Für Böhler dürfte es dafür allerdings schon zu spät sein. Der Kaufinteressent CVC hat ein Übernahmeangebot in Aussicht gestellt.

Wirtschaftsminister Martin Bartenstein äußerte sich grundsätzlich positiv zur anvisierten Übernahme: "Ausländische Investitionen in Österreich sind, wenn sie richtig gemacht sind, absolut willkommen". Wer sich positiv zum Einstieg des US-Finanzinvestors Cerberus bei der BAWAG geäußert habe, möge sich nicht kritisch zum Einstieg bei Böhler äußern - "das ist nicht glaubwürdig".

"Ich wünsche mir stabile Kernaktionäre"
Dem vom Industriellen Hannes Androsch und dem oberösterreichischen Raiffeisenlandesbank-Chef Ludwig Scharinger geplanten Austrofonds zur Sammlung von Kapital für die Schaffung österreichischer Kernaktionäre steht Bartenstein trotzdem positiv gegenüber. Wer immer mittun wolle, sei herzlich eingeladen das zu tun. "Ich wünsche mir für Österreichs Unternehmen stabile Kernaktionäre, wenn diese aus Österreich kommen, ist dem der Vorzug zu geben", sagte der Minister.

Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl regte ebenfalls an, künftig "Österreich-Fonds" als Kernaktionäre für heimische Unternehmen zu positionieren. Sie sollten den Verbleib von Unternehmenszentralen bzw. von Forschung und Entwicklung in Österreich absichern helfen. Grundsätzlich seien ausländische Investitionen in Österreich aber keinesfalls schlecht. Allerdings müssten ausländische Investitionen mit Zustimmung "aller Betroffenen, insbesondere der Unternehmensorgane erfolgen, um Spekulationen hintanzuhalten und eine langfristige, strategisch positive Entwicklung im Sinn des Unternehmens und damit des Wirtschaftsstandortes zu garantieren", so Leitl.

Börse: Keine Hinweise auf Insiderhandel
Die Wiener Börse hat indes nach Auskunft von Börse-Vorstand Heinrich Schaller keinerlei Hinweise darauf, dass der massive, gut 30-prozentige Kursausschlag der Böhler-Uddeholm-Aktien auf Insider-Handel zurückzuführen sein könnte. "Es war definitiv so, dass es eine sehr große Anzahl an Kauforders gegeben hat und nur sehr wenige Verkäufer, da können solche Kursausschläge durchaus vorkommen", sagte Schaller. "Insiderhandel ausschließen können Sie als Börse grundsätzlich nicht. Das heißt aber definitiv nicht, dass das, was passiert ist, Insiderhandel war".

Mit einem großen Private-Equity-Fonds oder mehreren Einzelfonds will die österreichische Kreditwirtschaft für heimische Industriebetriebe der Gefahr eines Abdriftens ans Ausland eine kapitalstarke heimische Kernaktionärsbasis entgegen stellen. Zugleich wurde die Forderung nach Subventionen für einen derartigen Fonds nachgeschossen. Zum Einsatz kommen könnte ein solcher großer, möglicherweise bankenübergreifender Investmentfonds "überall dort, wo etwas in Bewegung ist", hieß es etwa bei den Sparkassen.

Gusenbauer: Verkauf an CVC "Katastrophe"
Bundeskanzler Gusenbauer meint zum bevorstehenden Verkauf des börsenotierten Edelstahlkonzerns Böhler-Uddeholm an den britischen Fonds CVC, "es wäre eine Katastrophe, wenn diese Transaktion zustande käme." "Nicht, weil etwas gegen ausländische Beteiligungen zu sagen wäre, sondern weil das Unternehmen damit zum Spielball der Finanzmärkte werden würde", sagte der Kanzler der "Kleinen Zeitung".

"Wir haben immer gefordert, österreichische Eigentumskerne an Großunternehmen zu stabilisieren", so Gusenbauer. Bei Böhler handle es sich "um eine echte Perle der österreichischen Industrie". Jetzt komme es darauf an, "dass sich die österreichischen Aktionäre des Unternehmens verantwortungsvoll verhalten". Es sei "ein fundamentaler Unterschied", ob ein Käufer ein industrielles Interesse an einem Unternehmen habe oder ein reines Verwertungsinteresse. "Ein Finanzinvestor will Kassa machen", so Gusenbauer. (apa/red)