Der Bayern-Express fährt wieder ab

Mit schärferer Optik, Längenzuwachs und 258 PS brezelt BMW den neuen 330i gehörig auf. Reicht das, um wieder König der Landstraße zu werden?

von Fahrtest - Der Bayern-Express fährt wieder ab © Bild: BMW AG

Limousinen, und wir sprechen hier von jenen der sportlichen Mittelklasse, haben es besonders schwer. Einst Könige der Landstraßen und Autobahnen, heute im Schlagschatten der SUVs versteckt. BMW kann sich zwar über feine Absatzzahlen und fette Renditen freuen, aber ohne die X-Modelle sähe die Sache weniger lustig aus. Gerade der Dreier, Kernmodell der weiß-blauen Marke, kann ein Lied von sinkendem Interesse anstimmen.

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Wenig verwunderlich also, dass der Dreier in Neuauflage (bereits Generation sieben) alles ins Gefecht wirft, um bei der angestammten Klientel der Baureihe zu punkten. So überragt er den Vorgänger um siebeneinhalb Zentimeter (auf 4,71 Meter) in der Länge, der Radstand wuchs um 4,1 Zentimeter, das Gewicht ging um 55 Kilo runter. Der Aerodynamik tun die gestreckten Proportionen sichtbar gut; man spricht von einem CW-Wert von 0,23. Und nicht nur der. Der Neue wirkt schlanker, dynamischer und mit dem größeren Bruder Fünfer deutlich weniger leicht verwechselbar. Und das Längenwachstum schafft auch im Fond relaxtere Platzverhältnisse, wenngleich auf der Rückbank nur drei Schmalpickte nebeneinander ausreichend Bewegungsfreiheit genießen. Der Kofferraum blieb gleich groß oder klein, je nachdem. Denn das "Schmuggelfach" im Kofferraumboden wird sowieso nicht gerne genutzt.

Interieur und Cockpit wurden zeitgemäß aufgerüstet: Die Skalen für Tacho und Drehzahlmesser sind gegenläufig angeordnet; bei der Bedienung der verschiedenen Fahrzeugfunktionen lässt BMW dem Fahrer die Wahl zwischen Touchdisplay, dem iDrive-Controller, den Lenkradtasten, der Gesten-und der Sprachsteuerung. Ein saloppes "Hey, BMW" reicht bei Letzterer, um das System zu aktivieren. Voraussetzung ist allerdings, dass das Live Cockpit Professional (im Business-Paket Plus um 2.320 Euro enthalten) verbaut ist. Dann läuft die Anzeige der Instrumente und Infotainment-Inhalte über ein 12,3-Zoll-Instrumentendisplay und einen Zentralmonitor mit 10,25-Zoll Display ab. Sonst sind die Anzeigen analog und die Bildschirme kleiner.

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Unser Test-Dreier war nicht nur mit allem, was gut und fortschrittlich ist, ausgerüstet, sondern auch motorisch top bestückt. Die Bezeichnung 330i mag irritieren, denn es ist "nur" ein Zweiliter-Aggregat mit 258 PS. Aber der Vierzylinder-Turbobenziner spricht spontan an, dreht willig hoch und hat in allen Lebenslagen genug Power. Außerdem schluckt der Dreidreißiger Kurven gierig und bleibt länger neutral, als man es von Hecktrieblern gewohnt sein mochte; nur wenn man es drauf anlegt, darf man mit leichtem Gegenlenken korrigieren. Die Achtgang-Wandlerautomatik macht einen unauffälligen Job, und wäre der 330i nicht so straff abgestimmt, könnte man Langstrecken noch länger genießen.

BMW 330i

Preis: € 46.450,- (Luxury Line)
Motor: 4-Zylinder, Turbobenziner, 1.998 ccm
Leistung: 258 PS (190 kW)
Spitze: 250 km/h
0-100: 5,8 Sek.
Verbrauch: 8,1 l/100 km
Emission: 193 g CO2/km
Fazit: Gäbe es nicht schon genügend Sportwagen in der BMW-Familie, der 330i könnte diesen Part problemlos übernehmen. Dieser Umstand ist aber vielleicht gerade ein Hemmschuh für den Job als Familien-Limousine