Blutsauger im Osten Österreichs im Anflug: Saubere Flüsse locken die Kriebelmücken an

Insekten sonst eher in alpinen Gebieten zu finden Tierchen erinnern vom Aussehen an Fruchtfliegen

In den vergangenen Jahrzehnten waren Kriebelmücken (lat. Simuliidae) hauptsächlich in den alpinen Gebieten ein Problem, nun erobern die Blutsauger auch wieder zunehmend die Ebenen Ostösterreichs. Die Hauptursache für diesen Trend ist die Tatsache, dass unsere Flüsse immer sauberer werden, berichtete Stechmückenexperte Bernhard Seidel gegenüber der APA. Die im Wasser lebenden Larven der Insekten bevorzugen nämlich halbwegs klare Fließgewässer.

Die meisten Arten der Kriebelmücken werden nicht größer als zwei bis drei Millimeter. Sie erinnern vom Aussehen her eher an Fruchtfliegen als an die Blutsaugerkollegen aus der Gruppe der Stechmücken oder Gelsen. Auch die Mundwerkzeuge der Kriebelmücken sind anders gebaut als die der Gelsen. Mangels eines speziellen Stechrüssels beißen sie eine kleine Wunde in die Haut des Opfers und lecken bzw. trinken dann das sich ansammelnde Blut. Der Biss einer Kriebelmücke ist daher auch ungleich schmerzhafter als ein Gelsenstich.

Für Weidevieh nicht ungefährlich
Massenhafte Überfälle von Kriebelmücken sind vor allem für Weidevieh nicht ungefährlich. So gab und gibt es immer wieder Berichte über verendete Rinder nach extremen Attacken. 2005 berichtete die Lebensmittel- und Veterinärbehörde in Lettland über 500 verendete Nutztiere durch schwärmende Kriebelmücken. In Tirol fielen 1996 22 Rinder den Stichen zum Opfer, in Südtirol waren es im gleichen Jahr 100 Rinder.

Natürlicher Lebensraum
Die Larven der Kriebelmücken leben im Wasser. Im Gegensatz zur Stechmückenbrut können die Kriebelmückenlarven keinen Luftsauerstoff atmen. Sie sind ausschließlich auf ihre Kiemen angewiesen und brauchen halbwegs sauberes, sauerstoffreiches fließendes Wasser.

Durch die positiven Entwicklungen bezüglich der Reinhaltung der Gewässer finden die Kriebelmücken auch in großen Flüssen wie der Donau wieder einen geeigneten Lebensraum. Seidel hat bei seinen Feldforschungen bisher etwa im Wiener Prater, in der Krieau, in Wagram im Tullner Feld, am Fuß des Hundsheimer Berges und im Leithagebirge wieder nennenswerte Vorkommen von Kriebelmücken entdeckt. "Allerdings geht die Wiederbesiedlung Ostösterreichs nicht so rasch, ich rechne dennoch damit, dass die Tiere in fünf bis zehn Jahren nicht nur lokal zu einer echten Plage werden können."

(apa/red)