Blaues who's who und Schmisse: Straches schlagende Burschenschafter sind wieder da

NEWS: Wer in wichtigen Positionen das Sagen hat PLUS: Die seltsame Welt der Burschenschafter!

Öffentlichkeit lieben die heimischen Korporierten - schlagende Burschenschafter - freilich weniger. Und doch sind sie dieser Tage in aller Munde, weil ein paar Studenten von Österreichs ältester schlagender und extrem rechts stehender Verbindung, Olympia, als Einlader des mittlerweile in Wien Josefstadt einsitzenden Revisionisten und Holocaust-Leugners, David Irving, geoutet wurden. Er hätte, plauderte der englische Rechtsextremist aus, "am 11. November beim Stiftungsfest der Olympia einen Vortrag halten" sollen.

Top-Jobs für schlagende Burschenschafter
Doch wer sind diese Burschenschafter überhaupt, die wie Relikte aus längst vergangenen Tagen wirken? Sind sie nur eine unbedeutende deutschnationale Minderheit, die im Gestern lebt und heute keine Rolle mehr spielt, wie viele glauben? Eine Minderheit sind sie sicher, doch unbedeutend keineswegs. Im Gegenteil: Seit dem Wiedererstarken der FPÖ in Wien sind sie stärker denn je - und vor allem besetzen sie immer mehr Topjobs dieser Republik:

Heinz-Christian Strache, der blaue Bundesparteiobmann, gehört etwa der schlagenden Mittelschulverbindung Vandalia an, mit ihm haben die Burschenschafter ihr großes Comeback in der FPÖ feiern können. Denn der schlagende Burschenschafter Jörg Haider, Albia und Silvania, hatte seine Bundesbrüder ab Mitte der 90er Jahre immer mehr an den Rand gedrängt und sogar einen der Ihren, Harald Stefan, seines Zeichens Wiener Gemeinderat, enger Freund Straches und Mitglied der Olympia, 2004 als FPÖ-Justizminister verhindert. Seit sich Haider abgespalten hat, sind sie wieder ins Zentrum der Macht gerückt.

Der Wiener FPÖ-Gemeinderatsklub gleicht einem "Who's who" der Burschenschaftsszene: Johann Herzog ist Mitglied der Aldania Wien, Johannes Gudenus bei der Vandalia, Wolfgang Jung gehört der Mittelschulverbindung Albia Bad Ischl an, Kurt-Bodo Blind gehört zur Aldania Wien so wie auch der FP-Gemeinderat Gerald Ebinger und sein Kollege Rudolf Stark. Somit sind geschlagene neun von 13 Wiener blauen Gemeinderäten Korporierte. Und natürlich ist auch der blaue Stadtrat Eduard Schock ein Burschenschafter, ebenfalls bei der Aldania Wien.

Verbindungsbrüder im Nationalrat
Aber nicht nur in Wien sitzen die "alten Herren" auf Schlüsselpositionen - auch im Nationalrat gibt es im Zwitter-klub BZÖ/FPÖ mehrere Verbindungsbrüder - sowohl Blaue als auch Orange: Der ehemalige Vizekanzler und BZÖ-Mandatar Herbert Haupt, der beim letzten großen "Event" der Burschenschafter - beim Schillerkommers im Juni 2005 in der Wiener Hofburg - von seinen Kameraden wegen seines "Verrates" in Orange ausgebuht wurde, ist bei der Landsmannschaft Kärnten zu Wien. Der gebürtige Kärntner, der sich zu Haiders Partei bekennt, hat ganze zwölf Mensuren gefochten.

FPÖ-Mandatar Reinhard Bösch, der sich der Strache-FPÖ zugehörig fühlt, ist bei der Teutonia Wien, sein parteipolitisch noch abwartender Kollege Maximilian Hoffman gehört dem Verein Deutscher Studenten (VDSt) Berlin Leipzig zu Charlottenburg an. Der VDSt ist allerdings eine nicht pflichtschlagende Korporation - wie auch jene des glücklosen Wiener BZÖ-Chefs und Klubdirektors im Parlament, Günther Barnet, Sudetia Wien. Der oberösterreichische FPÖ-Chef Günther Steinkellner ist seinerseits Schlagender der Allemania Wien zu Linz. Sein steirischer Kollege Leopold Schöggl ist beim Corps Erz Leoben. Der Kärntner BZÖ-Landtagspräsident Jörg Freunschlag gehört dem VDSt Sudetia Wien an.

Mölzer und Stadler halten die Fahnen hoch
Ein bekennender Deutschnationaler und Burschenschafter in der vierten Generation ist freilich auch der blaue EU-Mandatar Andreas Mölzer, der demnächst in Wien ein Büro "für die internationalen Rechten" unter Teilnahme der rechtsextremen bulgarischen Ataka eröffnen will.

Aber die schmissigen Herren sitzen nicht nur auf parteipolitischen Posten. Der blaue Volksanwalt und selbst ernannte "Dobermann", Ewald Stadler, der im Unterschied zu Mölzer nicht aus "Familientradition", sondern "durch einen Freund" zu den Skalden Innsbruck gekommen war, fühlt sich noch heute erbarmungslos den burschenschaftlichen Prinzipien verpflichtet und zieht bei jeder erdenklichen öffentlichen Parteirede über "Gutmenschen", den "Zeitgeist", "Homosexuelle" und "Ausländer" her. 1992 sind seine Skalden übrigens aus ihrem Dachverband ausgetreten, weil dieser begonnen hatte, auch Ausländer aufzunehmen.

Sozialministerium sponsert Pennäler Ring
Auch in den orangen Ministerbüros tummeln sich nach wie vor noch Burschenschafter. Gorbach, selbst kein Korporierter, scheint eine besondere Vorliebe für Schmisse zu haben: Sein Kabinettschef Rüdiger Schender ist bei der Sängerschaft Kürnberg. Sein Pressesprecher Martin Standl ist bei der Suevia Innsbruck, sein Kollege Carl Ferrari-Brunnenfeld ist Burschenschafter der Frankonia Graz.

Der Pressesprecher von Justizministerin Karin Gastinger, Gerhard Pöchinger, gehört der Suevia Innsbruck an - ebenso wie der Vizekabinettschef von Sozialministerin Ursula Haubner, Roland Weinert, und ein weiterer Mitarbeiter Haubners, Gregor Bertle. Und so sponsert das Sozialministerium auch gleich die Webseite des Österreichischen Pennäler Rings.

Angesichts dieser "Karrieren" ist es wenig erstaunlich, wenn der Olympe Harald Stefan erklärt: "Die Burschenschaften sind eine Kaderschmiede für sehr ehrgeizige Menschen" - und offensichtlich auch für die FPÖ.

"Das waren einfach die wilderen Hund"
Aber auch ÖVP-Minister Martin Bartenstein hat - im Unterschied zum Großteil der Schwarzen, die aus der VP- Kaderschmiede Cartellverband kommen, nationale Wurzeln, er war im Akademischen Turnverein Graz. Ein mächtiger Roter, Bürgermeister Michael Häupl, gehörte in Jugendjahren ebenfalls einer Pennälerverbindung, Rugia Krems, an: "Das waren einfach die wilderen Hund." Dort hatte er sechsmal als Pennäler "Säbelmensuren" stumpf ausgefochten, bevor er den Kameraden den Rücken kehrte, weil ihm Liedtexte wie "Franzosenschädel spalten" übelst aufgestoßen waren.

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