Bitcoins: Die wichtigsten Fakten

Ein virtuelles Zahlungsmittel sorgt für Furore. Das steckt dahinter

Die Digital-Währung Bitcoin ist in den letzten Wochen und Monaten in aller Munde. Zwar werden die Anhänger der neuen Währung nicht müde, deren Vorteile zu preisen. Aber das Spiel mit dem internetbasierten Bitcoin-System bleibt eines mit vielen Unbekannten und hohem Risiko. Wir haben wesentliche Fakten zusammengetragen.

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Cyber-Währung - Bitcoins: Die wichtigsten Fakten

Wurde Bitcoin von US-Geheimdiensten gegründet?
Dass Bitcoin von US-Geheimdiensten erfunden wurde, halte Max Tertinegg, Geschäftsführer und Mitbegründer des Grazer Bitcoin-Dienstleisters Coinfinity, für „eher unwahrscheinlich“. Dennoch: „Möglich ist alles. In Wirklichkeit ist es aber völlig unwichtig, wer hinter der Kryptowährung steckt. Schließlich handelt es sich um ein Open-Source-Projekt, das für alle frei zugänglich ist. Und das ohne Hintertür“, meint Tertinegg. Selbst wenn der US-Geheimdienst wirklich der ursprüngliche Erfinder von Bitcoin sei, würde er es weder schlimm finden noch würde es ihn schockieren. Das Gute an Verschwörungstheorien sei ja, dass es keine Beweise gibt. Nicht dafür und nicht dagegen.

© Video: News.at/Lucas Kasper/B. Hammerschmied

Wer hat die Bitcoins eigentlich dann erfunden?
Das bleibt nach wie vor ein Mysterium. Bis vor geraumer Zeit galt der kalifornische Pensionist und Programmierer Satoshi Nakamoto als Urheber. Dieser habe aber entsprechende Berichte selbst mehrmals dementiert. Im Netz kursierte als Name des Bitcoin-Schöpfers tatsächlich Satoshi Nakamoto - allerdings hielten dies viele für ein Pseudonym oder sogar eine Bezeichnung für eine Gruppe von Programmierern. Wer sich also tatsächlich für die Bitcoins verantwortlich zeichnet, bleibt vorerst also im Dunklen.

Was ist das besondere an der Bitcoin-Währung?
Die im Jahr 2009 geschaffene Kunst-Währung gehört zu einer neuen Generation von rein virtuellen Zahlungsmitteln, die auch als Krypto-Währungen bezeichnet werden. Im Unterschied zu weniger komplexen Varianten wie den Gutschein- und Verrechnungseinheiten von sozialen Netzwerken oder Internet-Verkaufsplattformen werden Bitcoins nicht von einer zentralen Instanz ausgegeben, sondern in einem offenen Rechner-Netzwerk automatisch erzeugt. Sie zirkulieren zwischen den Teilnehmern dann als universell einsetzbares privates Zahlungsmittel.

Was unterscheidet Bitcoins von normalen Währungen?
Normalerweise werden Währungen von Staaten und deren Zentralbanken ausgegeben und reguliert. Diese steuern die im Umlauf befindliche Geldmenge, was wiederum für das Funktionieren einer Wirtschaft von Bedeutung ist. Währungen dieser Art sind darüber hinaus gesetzliche Zahlungsmittel mit entsprechenden Garantien. Jeder kann sich darauf verlassen, dass sie akzeptiert werden.

Das vor allem unter dem Eindruck der Finanzkrise und der Anfälligkeit des internationalen Bankensystems 2009 geschaffene Bitcoin-System funktioniert anders: Geld wird in ihm von am Netzwerk beteiligten Computer nach rein mathematischen Regeln geschaffen. Diese erzeugen quasi als Belohnung neue Bitcoins, während sie Transaktionen abwickeln. Ein von den Initiatoren festgelegtes Verfahren sorgt dafür, dass es eine Obergrenze an Bitcoins gibt. Befürworter sehen in dem Prinzip einen Beleg für Stabilität und Unabhängigkeit.

Welchen praktischen Wert haben Bitcoins für Nutzer?
Das Bitcoin-Netzwerk ist offen, das heißt, jeder kann sich die entsprechenden Programme herunterladen und beitreten. Nutzer erhalten eine oder mehrere Adressen für die Versendung von Bitcoins. Dabei werden keine Informationen über ihre Person mitverschickt, die Transaktionen kosten bisher zudem nur sehr wenig. Die Bitcoins besorgen Nutzer sich entweder durch die Bereitstellung ihrer Computers für die Netzwerkdienste (was aber meist wenig einträglich ist) oder durch den Tausch von echter Währungen.

Die allermeisten Nutzer erwerben Bitcoins über solche virtuellen Wechselstuben. Sie tauschen dort Realwährungen die digitale Währung - wahlweise um damit bei Leuten einzukaufen, die sie akzeptieren, oder um damit zu spekulieren. Denn: Weil die Bitcoins keinen objektiv bestimmbaren Eigenwert haben, hängt ihr Wechselkurs von der jeweiligen Nachfrage ab.

Was sind die Gefahren von Bitcoins?
Das System ist aufgrund seiner Konstruktion hochgradig spekulativ. Darauf haben die Bundesbank oder auch die Europäische Zentralbank (EZB) zuletzt schon mehrfach hingewiesen. Die Tauschfunktion für Bitcoins & Co. ist durch keine gesetzliche Garantie abgesichert. Wegen der Anfälligkeit für Kurzstürze bei einem plötzlichen Vertrauensentzug des Marktes oder Spekulationswellen besteht außerdem das Risiko des Totalverlustes.

Zudem ist das Bitcoin-Dienstleistungsnetzwerk nicht in einem Maße reguliert, wie das etwa für Banken gilt. So gibt es auch kein Einlagensicherungssystem. Löst sich eine Tauschplattform plötzlich auf, ist eventuell auch das bei ihm hinterlegte Guthaben an Bitcoins weg. Zu guter Letzt besteht auch das Risiko, dass Bitcoins durch Hackerangriffe auf Wechselstuben, Privatrechner oder das Gesamt-Netzwerk gelöscht oder gestohlen werden.

Welche Zukunft steht den Bitcoins bevor?
Das ist zum jetztigen Zeitpunkt natürlich nicht seriös zu beantworten. Im Gegensatz zu Shops, die Bitcoins akzeptieren, geben scharfe Kritiker Bitcoin auf Dauer jedenfalls keine Chance. Wegen der starken Kursausschläge trage die Bitcoin-Währung die Zerstörung schon in sich, sagte etwa Joachim Krämer einst dem deutschen Magazin "Wirtschaftswoche". "Niemand verwendet eine Währung, die dauernd Achterbahn fährt." Und damit dürfte er langfristig gesehen auch recht haben.