Bischof Schwarz:
Jetzt ist der Papst am Zug

Das Oberhaupt der katholischen Kirche, Papst Franziskus, will persönlich über mögliche Konsequenzen für Bischof Alois Schwarz entscheiden. Indes sind die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft weit fortgeschritten - ein Finanzstrafverfahren ist hingegen noch offen.

von
THEMEN:
Skandal - Bischof Schwarz:
Jetzt ist der Papst am Zug

Die Affäre um den ehemaligen Kärntner und nunmehrigen St. Pöltener Bischof Alois Schwarz bekommt neue Dynamik: Papst Franziskus persönlich hat nämlich angekündigt, sich persönlich der Causa, die viele Gläubige vor den Kopf gestoßen hat, anzunehmen. In einem Brief an die Kärntner Laieninitative "Forum Mündige Christen" erklärt der Pontifex, er "verstehe die Bedeutung des Problems". Nach Rückkehr des Präfekten der Bischofskongregation aus dem Urlaub werde er mit diesem sprechen, "um die Situation zu beurteilen und nach der Lösung zu suchen", so der Papst, der das Schreiben mit "brüderlichem Gruß" handschriftlich unterzeichnete.

Lesen Sie hier: Causa Schwarz - "Die Kirche muss sich schämen"

Im Klerus und an der katholischen Basis wird nun mit Spannung auf die päpstliche Entscheidung über mögliche Konsequenzen für Alois Schwarz gewartet, werden dem Bischof doch unter anderem Machtmissbrauch, unrentable Investitionen, Untreue, fragwürdiger Umgang mit der Steuern, Bespitzelung von Kritikern sowie mögliche Zölibatsverletzung vorgeworfen. Ein externes, von der kirchlichen Interimsführung in Kärnten unter Führung des mittlerweile wegen seines konsequenten Aufklärungskurses abgelösten Engelbert Guggenberger in Auftrag gegebenes Gutachten stellte der Wirtschaftsführung von Schwarz ein vernichtendes Urteil aus und förderte Millionenverluste zu Tage. Auch ein päpstlicher Visitationsbereicht wurde zu den Vorwürfen erstellt -aber bisher noch nicht veröffentlicht. Und dazu ermitteln nach wie vor Staatsanwaltschaft und Finanz.

"Die Frage ist nun, ob der Papst das Ergebnis dieser Ermittlungen abwartet, so wie er es üblicherweise in Mißbrauchsfällen macht - oder ob er einen so anders gearteten Fall früher entscheidet", sagt ein Kircheninsider. Ein Punkt, der für Gerda Schaffelhofer, Sprecherin der Laieninitiative, aber "nicht so entscheidend" ist: "Wichtig ist, dass Franziskus jetzt sicher von der Causa Kenntnis hat", so die ehemalige Präsidentin der Katholischen Aktion Österreich, die dem Papst geschrieben hatte.

Bislang war in kirchlichen Kreisen immer wieder vermutet worden, dass der Pontifex von den vorgelagerten kirchlichen Hierarchien in Wien und Rom entsprechend dem Motto "zudecken und aussitzen" nicht darüber informiert worden sein könnte. Doch das Zudecken dürfte nunmehr nur noch schwer gelingen. Auch die Ermittlungen von Justiz und Finanz schreiten vor: "Der Ermittlungskomplex rund um die Causa Schwarz erstreckt sich auf vier Schachverhaltsbereiche, zu denen es mittlerweile auch mehrere Vorhabensberichte gibt", sagt der Sprecher der Oberstaatsanwaltschaft Wien, Michael Klackl. Zwei davon seien erledigt, einer befindet sich derzeit im Justizministerium, das entscheidet, ob Anklage erhoben wird oder nicht, und an einem werde noch gearbeitet.

Das Ermittlungsverfahren um die umstrittenen Jagdeinladungen des Bischofs, über die News exklusiv berichtete, wurde jedoch gar nicht eingeleitet. Obwohl zumindest zwei der vielen prominenten Gäste zum Zeitpunkt der Einladung Amtsträger waren -nämlich der damalige Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter und der niederösterreichische Landesrat Stephan Pernkopf. Zudem hatten die 244 Gratisabschüsse in den Bistumsrevieren einen Wert "jenseits einer halben Million Euro", wie Finanzkammerdirektor Franz Lamprecht bei der Bilanzpräsentation von Diözese und Bistum Gurk-Klagenfurt im Juli sagte.

Zwei Vorhabensberichte betreffen Untreue und Betrug. Letzterer steht im Zusammenhang mit dem Verkauf von Schloss Rosenbichl in Kärnten und blieb bislang eher unbeachtet. Die Anzeige wurde von einem 2012 nicht zum Zug gekommenen Käufer, der bereits einen Vertrag zum Erwerb der Immobilie unterschrieben hatte und sich übervorteilt sieht, eingebracht.

Auch interessant: Das Jagd-Netzwerk des Bischofs

Untreue-Vorwürfe

Wesentlich umfangreicher ist hingegen der Komplex zur Untreue, bei dem Bischof Schwarz bei einer Reihe von Fällen im Fokus steht. Dazu wurden noch im April von der Diözese Klagenfurt-Gurk zur Sachverhaltsdarstellung mehr als 200 Seiten Unterlagen eingebracht. Darin geht es um die im Eigentum des Bistums stehende Wohnung in der Wiener City, die Bischof Schwarz zuerst auf Kosten des Bistums renovieren ließ und sich danach langfristig unter Marktpreis sozusagen selbst vermietete -und, nachdem dies bekannt wurde, vom Vertrag zurücktrat. Neben fragwürdigen und teuren Investitionen im zum Bistum gehörenden Stift St. Georgen sind auch unüblich hoch datierte und lang laufende Dienstverträge im Einflussbereich von Bischof Schwarz ein Thema. So musste etwa jener von Andrea E., der engen Vertrauten des Bischofs, ebenso in einem Vergleich abgelöst werden wie jener von Ex-Finanzkammerdirektor Walter W.

Das Finanzstrafverfahren wurde im Sommer auch auf einen ehemaligen Forstdirektor und Geschäftsführer des Bistums ausgeweitet. Im Fokus steht da der günstige Verkauf von drei Wohnungen am Wörthersee an einen Unternehmer, der zeitnah 600.000 Euro für die Renovierung des Diözesanmuseums Gurk spendete. Hierzu sind die Ermittlungen seitens der Finanz und der Staatsanwaltschaft, ob es sich dabei um Abgabenverkürzung handelt, noch am Laufen. Bis wann diese endgültig abgeschlossen sein werden, ist derzeit noch nicht absehbar.

In Kärnten hält indes die Laien-Initiative (www.muendige-christen.at) die Causa weiter am Kochen: Co-Sprecher Gabriel Stabentheiner brachte eine von 5.590 Gläubigen unterzeichnete Petition für Engelbert Guggenberger als neuen Kärntner Bischof per Fahrrad nach Rom -und jeden Mittwoch findet im Klagenfurter Dom ein Gebet für die Diözese statt, bei dem kritische Geister wie Pfarrer-Initiative-Sprecher Helmut Schüller oder der Theologe Arnold Mettnitzer auftreten. Letzter kritisierte Schwarz scharf und bezichtigte ihn des Zynismus, Despotismus und der Lüge.

Rückhalt von der Politik

Bischof Alois Schwarz selbst, der die Vorwürfe bislang stets zurückgewiesen bzw. dazu geschwiegen hat, scheint sich ungeachtet dessen in St. Pölten seiner neuen Tätigkeit und des Rückhalts seitens der Landespolitik zu erfreuen. So war er auch Gast beim Empfang des Landes beim heurigen Forum Alpbach, wo er mehrere Tage verbrachte und in gelöster Stimmung beim angeregten Small Talk zu sehen war.

Gegenüber News erklärt Schwarz, er fühle sich "in St. Pölten vertrauensvoll und herzlich aufgenommen". Das Papst-Schreiben möchte er nicht kommentieren, da er es nicht kenne. Er selbst habe aber "bereits 2018 den Vatikan in einem Schreiben um eine Klärung ersucht". Bleibt somit abzuwarten, was Papst Franziskus zu sagen hat -und ob die Laune von Alois Schwarz auch danach noch so gelöst sein wird.

Dieser Artikel erschien ursprünglich in der News Printausgabe Nr. 38/19

News berichtet seit Juni 2018 laufend über die Affäre Schwarz, immer wieder auch mit Cover-Storys und trug führend dazu bei, die umstrittenen Vorgänge in Kärntens Kirche publik zu machen