Wer ist Birgit Hebein?

Birgit Hebein hat für die Grünen noch im Vorjahr das beste Wien-Wahl-Ergebnis aller Zeiten eingefahren - nun hat sie der Parteipolitik endgültig den Rücken gekehrt. Ein Rückblick auf ihre Karriere.

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Porträt - Wer ist Birgit Hebein?
  • Name: Birgit Hebein
  • Geboren am: 13. Jänner 1967 (Villach)
  • Wohnhaft in: Wien
  • Position: bis Anfang 2021 Parteivorsitzende der Wiener Grünen
  • Ausbildung: diplomierte Sozialarbeiterin
  • Kinder: zwei

Es war ein Abschied auf Raten. Denn die SPÖ entschied sich, mit den NEOS und nicht mehr mit den Grünen koalieren zu wollen. Damit endet für Hebein nicht nur ihre Zeit als Vizebürgermeisterin bzw. Stadträtin, sondern auch jene als Parteiobfrau. Die Bundespolitik sorgte für den endgültigen Bruch.

Der Grund für ihren Abschied

Den Parteiaustritt hat sie laut eigenen Angaben vollzogen, weil die Grünen der ÖVP in der Asylpolitik zu wenig entgegensetzen würden. Die grüne Politik "mit all den Argumenten und Nichthaltungen" erreiche nicht mehr ihr Herz, ließ sie in einem Posting wissen. Auslöser war die Debatte um die Aufnahme von Menschen aus Afghanistan. "Wenn wir es ehrlich betrachten, sind wir mit dem ohnehin gewagten Versuch der Strategie, mit einer Regierungsbeteiligung für eine Kurskorrektur zu sorgen, an Grenzen angelangt", konstatierte sie.

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Als Ressortchefin hatte Hebein - wie schon ihre Vorgängerin Maria Vassilakou - mit einigen Initiativen vor allem im Verkehrsbereich für Aufregung gesorgt. Schaffte es die gebürtige Kärntnerin im Sommer 2019 - kurz nach Antritt ihrer neuen Funktion - noch, mittels schnell aus dem Boden gestampfter Feel-Good-Aktionen wie den "Coolen Straßen" fast ausschließlich Pluspunkte in der Öffentlichkeit zu sammeln, erhitzten jüngere Projekte wie die Pop-up-Radwege oder die "autofreie City" die Gemüter schon deutlich mehr.

Es dauerte nicht allzu lange, bis ihr vor allem ÖVP und FPÖ - wie schon Vassilakou - regelmäßig "Autofahrerschikanen" vorwarfen. Aber auch die SPÖ bis hin zu Bürgermeister Michael Ludwig konnte mit der Tatkraft Hebeins nicht immer etwas anfangen, was im Wahlkampf auch zunehmend für persönlichen Verstimmungen zwischen der Stadtregierungsspitze führte. Jüngstes Beispiel dafür war das City-Verkehrskonzept, dem der Stadtchef einen Riegel vorschob.

Harte Verhandlerin

Birgit Hebein wurde am 13. Jänner 1967 in Villach geboren. Ihre Jugend verbrachte die Tochter eines Maurers und einer Hausfrau in einem kleinen Dorf in Kärnten. Nicht allzu verwunderlich also, dass sie auch den Traktorführerschein vorweisen kann. Hebein, die 2018 Parteichefin wurde (die Funktion gab es vorher bei den Wiener Grünen nicht, Anm.), saß von 2010 bis 2020 im Gemeinderat und war dort jahrelang Sozialsprecherin.

Bald galt sie - anders als ihre zuweilen in sehr getragener Stimmlage vorgebrachten Reden vermuten ließen - als harte Verhandlerin, wenn es etwa um das Thema Mindestsicherung ging. Wohl nicht zuletzt deshalb berief Bundeschef Werner Kogler seine Parteifreundin in das Kernverhandlungsteam, als es Ende 2019 darum ging, einen Koalitionspakt mit der ÖVP auszudealen.

Vor ihrem Einzug in das Stadtparlament war Hebein Bezirksrätin und Klubobfrau in Rudolfsheim-Fünfhaus. Außerdem engagierte sie sich von 2000 bis 2002 bei der Grünen Gewerkschaft AUGE. Vor ihrer politischen Karriere arbeitete die diplomierte Sozialarbeiterin unter anderem im Bahnhofssozialdienst der Caritas Wien und bei der Arbeitsgemeinschaft für Wehrdienstverweigerung.

Ihren beruflichen Anfängen ist Hebein inhaltlich auch in ihrem politischen Leben treu geblieben. Armutsbekämpfung und soziale Gerechtigkeit waren ihre thematischen Steckenpferde als Abgeordnete. Mit der Übernahme des Verkehrs- und Stadtplanungsressorts versuchte sie den Brückenschlag zwischen sozialer Frage und Klimaschutz.

Vom Grünen Klub abserviert

Nach der Wahl 2020 bzw. nach dem Ausscheiden der Grünen aus der Stadtregierung wurde die leidenschaftliche Tarockspielerin vom Grünen Klub abserviert. Sie wurde weder Klubchefin noch nicht amtsführende Stadträtin. Anfang 2021 zog sie sich auch von der Parteispitze zurück. Heute lebt die frühere Hausbesetzerin mit ihren beiden Kindern im 15. Bezirk.