Bienen- und Wespenstiche als tödliche Gefahr: Ärzte empfehlen "Allergie"-Impfung

Erfolgsrate bei Behandlung liegt bei bis zu 95 Prozent Hornissenstich wegen Stachel besonders schmerzhaft

Bienen- und/oder Wespenstiche als tödliche Gefahr: Menschen, die an diesbezüglich schweren Allergien leiden, sollten auf jeden Fall eine so genannte "Hyposensibilisierung" (Allergie-Impfung) ins Auge fassen. "Die Erfolgsrate liegt bei 90 bis 95 Prozent", sagt Gerd Wurzinger, Leiter der pulmologischen Tagesklinik am LKH Graz-West.

An sich - so der Experte beim traditionell größten Fortbildungskongress der österreichischen Ärzteschaft - sind Bienen- und Wespengiftallergien recht häufig. 0,8 bis fünf Prozent der Gestochenen zeigen eine Reaktion, die den ganzen Körper betrifft. Das kann bis zum Asthmaanfall, dem anaphylaktischen Schock und Herz-Kreislauf-Versagen führen. Wurzinger: "Aus Deutschland werden jedes Jahr zehn bis 20 Todesfälle berichtet, meistens nach Bienenstichen. Seltener sind Todesfälle nach Wespenstichen."

Je öfter Menschen Stiche abbekommen, desto eher reagiert ihr Immunsystem überschießend auf die Inhaltsstoffe des Giftes. Der steirische Lungenspezialist: "14 bis 42 Prozent der Imker zeigen eine entsprechende Sensibilisierung." Das heißt, dass ihr Immunsystem auf Kontakt mit dem Gift allergisch reagieren kann.

Ob, Biene, Hornisse, Wespe oder Hummel - es gibt Unterschiede: Wurzinger: "Hummeln sind sehr, sehr gutmütig. Wenn sie aber stechen, ist das schmerzhafter, weil die Giftmenge größer ist. Bei den Wespen gibt es aggressive Arten. Die Hornisse ist relativ gutmütig. Aber sie können auch noch in der Dämmerung und in der Nacht vorkommen." Ein Hornissenstich ist schmerzhafter, weil der Stachel länger ist, und das Gift auch die Substanz Acetylcholin enthält"

Noch ein Unterschied zwischen diesen Insektenarten, was die Stiche angeht: Weil bei den Bienen mit dem Stachel der Giftsack abreißt, geben Bienen jeweils die selbe Menge Gift ab. Hat aber eine Wespe in den voran gegangenen Wochen viel gestochen, kann die Giftmenge wesentlich geringer sein. Wespen verletzen sich ja mit ihrer Abwehrreaktion nicht tödlich. Wurzinger: "Als Sofortmaßnahme sollte man den Stachel möglichst schnell entfernen. Bei der Biene kontrahiert sich der Giftsack nämlich noch weiter und pumpt das Gift in die Einstichstelle hinein."

Übrigens, das Hin- und Hergeschwirre von Wespen ist kein Zeichen ihrer Aggressivität. Diese Insekten sehen von einem Punkt aus nicht dreidimensional. Daher müssen sie jedes Objekt von mehreren Seiten anvisieren, um einen räumlichen Eindruck zu erhalten.

Die Haupt-Allergene von Bienen und Wespen sind im Gift enthaltene Phospholipasen, das Enzym Hyaluronidase (sie lockert die Bindung zwischen den Zellen auf und fördert so allergische Reaktionen noch zusätzlich) sowie Substanzen, welche zur Freisetzung von Histamin führen.

Gegen den einfachen Bienen- oder Wespenstich, der zu einer größeren Hautreaktion führt, helfen schnell wirksame Antihistaminika (auch als Brausetabletten oder Saft), kühlende Umschläge und eventuell Cortison-Salben oder -Cremen. Wenn die Symptome gravierender sind, muss sofort der Arzt aufgesucht werden.

Echte Insektenstichallergiker sollten auf jeden Fall ein Notfallset bei sich haben. Es sollte enthalten: ein schnell wirksames Antihistaminikum, Cortison in Tabletten- oder Brausetablettenform, bei bereits eine erlittenen anaphylaktischen Reaktion in der Vergangenheit einen Adrenalin-Pen zur Selbstinjektion, Adrenalin zum Inhalieren und ein Beta-2-Mimetikum als Trockeninhalation zur schnellen Bekämpfung eines allfälligen Asthma-Anfalles. Die Handhabung des Adrenalin-Injektionssets muss beim Arzt mit einem Modell trainiert werden. Adrenalin verhindert im Notfall den lebensgefährlichen dramatischen Blutdruckabfall.

Bienenstiche holt man sich am ehesten auf Wiesen, daher als Allergiker niemals mit offenen Sandalen oder barfuß betreten! Wespen haben es auf Speisereste (Zucker, Fett) abgesehen. Besonders vorsichtig sollte auch Motorradfahrer sein, welche die Insekten bei der Fahrt "einfangen" können. (apa/red)