Der bislang wohl auffälligste Präsident der USA wurde abgewählt, auf Donald Trump folgt ab Jänner Joe Biden und mit ihm zumindest was die Körpersprache betrifft, ziemlich genau das Gegenteil Trumps. „Bei Joe Bidens Körpersprache fällt auf, dass er sehr unauffällig ist“, analysiert Experte Stefan Verra. Unauffällig heißt, körpersprachlich gesehen, Bidens Gesten und Bewegungen seien nicht wirklich klein aber auch nicht wahnsinnig groß und auch die Mimik weder exaltiert wie jene Trumps noch so steinern wie Angela Merkels.
Das auffälligste Merkmal Bidens
Was bei Biden jedoch durchaus auffalle, sei die Langsamkeit bei Reaktionen, so Verra. Allerdings nicht unbedingt im besten Sinne, denn „es ist nicht diese überlegte Langsamkeit eines Helmut Schmidts, eines Barack Obamas oder eines Alexander Van der Bellens“, so Verra. Beim gewählten US-Präsidenten habe man vielmehr den Eindruck, er müsse erst nach Worten suchen. Etwas, das ihm etwa beim ersten TV-Duell mit Donald Trump viele Punkte kostete, da er deshalb ständig von seinem Konkurrenten unterbrochen werden konnte. Und noch etwas resultiert aus dieser Langsamkeit: Biden wirkt alt.
In seinem Buch "Leithammel sind auch nur Menschen: Die Körpersprache der Mächtigen" analysiert er die Körpersprache von Politikern wie Donald Trump, Angela Merkel und widmet auch Sebastian Kurz ein ganzes Kapitel.
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Das ist auch etwas, wofür Bidens Kandidatur oftmals kritisiert wurde. Also etwas, das es zu kaschieren gilt? „Auf keinen Fall“, winkt Verra ab. Es sei ein großes Missverständnis, dass man immer denke, man müsse anders werden. Müsse man nicht, auch Joe Biden nicht, denn „das ist halt er“. Und damit sei er auch Präsident geworden. Ein Sieg, der an seinem Tempo natürlich nichts geändert hat, aber, merkt Verra an, "mit einem Schlag wurde die Frage, ob Joe Biden zu alt sei, zu wenig Power habe, nicht mehr gestellt. Seit er das gewonnen hat, ist er der starke Führer in Amerika.“
Zur Seite steht Joe Biden die neu gewählte Vizepräsidentin des Landes, Kamala Harris. Gegen sie habe Biden „im Tempo, in der Spritzigkeit überhaupt keine Chance." Denn Harris sei aus Verras Sicht körpersprachlich sogar talentierter als Barack Obama. Sie habe nämlich, im Gegensatz zu Obama, viel mehr Kraft in ihren Aussagen. Sie könne die Menschen deutlich in die Schranken weisen, was sie als Staatsanwältin schon oft bewiesen habe. Obama hingegen sei „Mr. Nice Guy, der ist immer nett. Zumindest auf großen Bühnen.“ Denn abseits dieser sei der ehemalige Präsident manchmal ein bisschen überheblich, erzählt Verra. "Weil die Obamas wissen ganz einfach, dass sie beliebt sind und das lassen sie auch spüren.“
Harris spricht offen
Harris hingegen nehme sich auch auf offener Bühne kein Blatt vor den Mund, aber – und das sieht Verra als "großes Aber" – wie auch schon Obama spalte sie das Land. Der Experte begründet dies darin, dass Harris wahnsinnig freundlich sei und extrem viel lächle, doch gerade durch dieses „Weggrinsen jedes Problems“ käme etwa bei Fans des „Law and Order“ gar nicht gut an. Diese zeigen sich von dem Dauer-Lachen, das andere wiederum so sympathisch finden, schnell genervt.
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Darum ist Biden genau der Richtige
Genau deshalb sei der - in Bezug auf die Körpersprache unauffällige - Joe Biden auch jetzt genau der richtige Präsident, um das gespaltene Land wieder zu vereinen. Und Kamala Harris ergänze diesen wunderbar. „Man müsse sich vorstellen, der Vizepräsident wäre auch so farblos wie Biden. Das wäre ein Drama!“, so Verra. Als nächste Präsidentin kann sich der Körpersprache-Experte die jetzige Zweite aber durchaus vorstellen, „wenn sie keinen groben Fehler macht“.
Doch jetzt regiert erst einmal der unauffällige Joe Biden. „Mit seinem Sieg rutschten die USA-Schlagzeilen sofort nach unten während in den vergangenen vier Jahren vermutlich spätestens jede dritte Schlagzeile immer Donald Trump war. Biden muss man schon suchen“, so Verra und fügt hinzu: „und das tut Amerika einmal gut.“