Liebeskummer überwinden

Vom "Wir" zurück zum "Ich"

Nach zehn Jahren ist in Österreich jede vierte Ehe geschieden. Betrifft es einen aber erst mal selbst, tröstet es nur wenig, dass es fast jeden früher oder später erwischt: Liebeskummer.

von Beziehung - Liebeskummer überwinden © Bild: shutterstock

Gegen Liebeskummer gibt es keine Medizin. Leider. Und das, obwohl Liebeskummer tatsächlich eine anerkannte Krankheit ist. Die medizinische Bezeichnung dafür lautet "Morbus amoritalis": Der Appetit ist weg, an Schlaf ist nicht zu denken. Das Leben scheint nur mehr grau in grau zu sein. Es tut körperlich weh. Dabei ist es fast egal, dass der Kopf alles klar und logisch versteht. In dieser Ausnahmesituation ist unsere emotionale Wirklichkeit meist stärker als unsere mentale.

Herzschmerz bedeutet eine extreme Stresssituation für Körper, Geist und Seele. Verlassene machen - Süchtigen gleich - einen regelrechten Entzug durch.

Die verschiedenen Kummer-Phasen

Typischerweise verläuft Liebeskummer in fünf Phasen, bevor es zur Akzeptanz kommt – ähnlich wie beim Trauerprozess. Erst einmal will der Verlassene nicht wahrhaben, was da gerade passiert ist, und leugnet das Beziehungsende. Er versucht, den Partner zurückzugewinnen. Danach kommen die überbordenden Gefühle, die schließlich aufbrechen: Frustration, Einsamkeit, Ärger, Trauer; nicht selten alles auf einmal. Darauf folgt die Phase, in der man um die Beziehung kämpfen und neu verhandeln will. Gibt es bereits einen neuen Partner, kommt zum Liebeskummer auch noch Eifersucht. Anschließend beginnt die eigentliche Trauerphase, die sogar einer Depression gleichkommen kann. Dabei kommt es natürlich auf die Umstände der Beziehung an. Wer seinen Gefühlen freien Lauf lässt, kommt schließlich und endlich aber irgendwann zu folgendem Schluss: "Was fand ich an dieser Person eigentlich so toll?" Diese Gedanken sind wichtig, sind sich Experten einig. Es hilft, die Wut zu entladen und eine emotionale Distanz zwischen dem Leidenden und dem Ex-Partner zu schaffen.

Strategien gegen Liebeskummer

Fakt ist: Auch wenn es kein Patentrezept gibt – der Kummer geht vorbei, irgendwann. Mit gezielten Strategien lässt sich der Schmerz aber mindern. Setzen Sie sich dabei aber nicht unter Druck und versuchen Sie dennoch, diese Zeit bewusst zu erleben. Hören Sie auf Ihren Körper:

Gefühle und Schmerz zulassen
So banal es klingt: Es bringt nichts, seine Gefühle zu unterdrücken. Sprechen Sie mit Freunden und Familie über die Beziehung und Ihre Gefühle. Weinen Sie, Schreien Sie, stehen Sie zu Ihrer Verzweiflung. Irgendwann muss es ohnehin raus. Es wird Ihnen gut tun, da Verdrängen den Heilungsprozess oft nur unnötig in die Länge zieht.

Ablenkung
Das einzig wirksame Mittel gegen das Gedankenkarussell aus Vorwürfen und Selbstzweifeln ist positive Ablenkung. Finden Sie trotz des Kummers Dinge, die Ihnen gut tun: Sport, Freunde oder ein neues Hobby. Es ist fast egal; Hauptsache man hockt nicht zu lange im Liebeskummer-Loch und stärkt sein Selbstvertrauen.

Weg mit den Erinnerungen
Das heißt nicht, dass Sie in einem Anfall alle gemeinsamen Fotos zerreißen und den geschenkten Teddy köpfen müssen; wichtig ist aber, fürs erste alle Erinnerungen außer Sichtweite zu schaffen. Schnappen Sie sich Freunde, die beim Ausmisten helfen. Das gilt vor allem auch fürs Smartphone: Weg mit den Fotos und den Liebes-Nachrichten, sonst reißen die Wunden ständig neu auf. Vergangenes ist Vergangen!

Schreiben Sie einen Brief
…ohne ihn abzuschicken. Seine Gefühle ehrlich und roh niederzuschreiben kann helfen, Gedanken zu ordnen und zu klarer zu sehen. Durch regelmäßige SMS, Anrufe oder Treffen rauben Sie Ihrem Körper und Geist die Gelegenheit, das Geschehene zu verarbeiten. Mit einem Brief und etwas Abstand können Sie nüchtern überlegen, was Sie sich von der Zukunft erhoffen.

Seien Sie nicht besessen
Auch wenn es hart ist: Für den Anfang ist es besser, den Kontakt ganz und konsequent abzubrechen - auch auf Social Media. Seien Sie ehrlich zu sich selbst: Die entfernte Cousine der besten Freundin der neuen Flamme des Partners zu stalken hat am Ende noch nie glücklich gemacht. Fragen Sie auch bei gemeinsamen Freunden nicht nach dem oder der Ex. Gerade am Anfang ist es wichtig, Abstand zu gewinnen. Gegen Liebeskummer hilft am Ende nur der kalte Entzug.

Flirten
Es muss ja nicht gleich die nächste große Liebe sein: Kleine Flirts sind die beste Ablenkung. Solange Sie aber an der Vergangenheit festhalten, können Sie sich nicht auf Neues einlassen.

Denken Sie an die positiven Dinge
Der Partner war Schnarcher, hat Sie mit ewiger Nörglerei genervt, oder wollte nie mit Ihnen verreisen? Denken Sie an die positiven Dinge! Ab jetzt müssen Sie sich nicht mehr rechtfertigen und können sich ganz auf Sie selbst konzentrieren. Denken Sie wieder an die Dinge die SIE lieben. Freunde, Job, ihr Lieblingshobby - setzten Sie neue Prioritäten - ohne Rücksicht auf Verluste. Stellen Sie sich folgende Fragen: Was hat Sie in der Beziehung eingeschränkt, dass sie jetzt umsetzen können? Was wollten Sie schon immer ausprobieren, haben aber wegen Ihrem Partner darauf verzichtet?