Wie viel Eifersucht
ist noch normal?

Kontrollanrufe, Unsicherheit und die ewig nagende Frage, ob man dem Partner genug ist: Wie viel Eifersucht ist normal? Ab wann wird es krankhaft? Und wie geht man mit diesen Gefühlen am Besten um?

von Beziehung - Wie viel Eifersucht
ist noch normal? © Bild: shutterstock

Eifersucht kreist um die Angst, etwas Geliebtes, die oder den Geliebte/n zu verlieren. Nicht selten wird sie deshalb romantisiert oder gar als Zeichen der Liebe gesehen. Und tatsächlich, Eifersucht ist grundsätzlich ein legitimes Gefühl und selbst in der Tierwelt bekannt. Somit ist sie vielleicht ja wirklich ein Teil der Liebe. Aber ab wann wird es krankhaft?

Fast jeder weiß, wie sich Eifersucht anfühlt, denn fast keine Beziehung kommt gänzlich ohne sie aus. Misstrauen, Verlustangst, Unsicherheit, Traurigkeit und Wut sind nur ein paar der Emotionen, die wir dabei empfinden. Die Fragen, die sich im Zuge dessen immer wieder stellen: Ist die Reaktion berechtigt oder überzogen und wie weit darf Eifersucht gehen?

Eifersucht als Beziehungskiller

Fakt ist: Bekommt man die Eifersucht nicht in den Griff, kann sie früher oder später zum Ende der Beziehung führen. Dabei verabscheuen wir sie an uns selbst oft am meisten. Richtet sie sich an uns selbst, fühlen wir schnell unverstanden und in unserer Autonomie eingeschränkt.

Dabei gibt es laut Studien viel seltener Grund zur Eifersucht als gedacht. Wie oft haben Sie selbst schon Ihren Partner beschwichtigen müssen, nachdem bei diesem eine eigentlich unverfängliche Situation einen Eifersuchtsanfall ausgelöst hat? Es sind oft Bilder und Situationen, die wir uns selbst ausmalen. Reflektiert man nicht ab und an, läuft man Gefahr, diese Bilder zur eigenen Realität zu machen – ganz egal, wie irrational die Gedanken wirklich sind. Ein altes Sprichwort bringt es auf den Punkt: Liebe macht blind, aber Eifersucht sieht zu viel!

»Liebe macht blind, aber Eifersucht sieht zu viel!«

Der Wiener Psychotherapeut Daniel Hitschmann sieht es ähnlich: "Jede Alarmanlage verliert ihre Nützlichkeit, wenn die Wahrscheinlichkeit, eine tatsächliche Bedrohung zu signalisieren, nachlässt, es also mehr Falschmeldungen als richtige Treffer gibt." In anderen Worten: Obwohl Paare hier durchaus auch unterschiedliche Toleranzschwellen haben können – je überempfindlicher das Alarmsystem der Eifersucht reagiert, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass die Beziehung darunter leidet.

Ursachen

Die Ursachen sind vielfältig, vor allem aber hängt Eifersucht nicht selten mit geringem Selbstbewusstsein zusammen. Der Betroffene fühlt sich vom Partner nicht ausreichend geschätzt und begehrt. Das kann aus der eigenen Lebensgeschichte resultieren und muss gar nicht per se mit dem aktuellen Partner oder der Qualität der Beziehung zusammenhängen, wie Hitschmann sagt.

Allzu oft besteht aber eine Wechselwirkung, führt Hitschmann weiter aus: "Menschen mit geringem Selbstwert finden sich oft in Beziehungen wieder, in denen der Partner Schwierigkeiten hat, eine sichere Bindung aufzubauen oder aber als vermeintlicher Retter und Helfer eine starke Überlegenheit vermittelt, was wiederum eine unvorteilhafte Abhängigkeit begünstigt!" Natürlich können auch vormals nicht eifersüchtige Menschen in diesen Angstzustand schlittern, sollten sie betrogen oder in hintergangen worden sein.

»Dauernde Feindseligkeit und Kontrollausübung dem Partner gegenüber hat just das zur Folge, was die Eifersucht eigentlich zu vermeiden versucht.«

Wann wird es krankhaft?

Die Grenze zwischen gesunder und krankhafter Eifersucht ist dabei recht subjektiv; in manchen Beziehungen sei Eifersucht sogar erwünscht: "Sobald aber ein Leidensdruck für beide Partner besteht oder Einschränkungen vom Partner eingefordert werden, geht es auf jeden Fall in die krankhafte Richtung", weiß der Paartherapeut. Auch mit Liebe hat Eifersucht für ihn nur wenig zu tun: "Liebt man jemanden, gönnt man demjenigen doch eigentlich seine Freiheit!"

Eifersucht als Dauerzustand

Während Phasen der Eifersucht im Normalfall nach einiger Zeit wieder abebben und durchaus normal sind, entwickelt sich in einigen Fällen ein Teufelskreis, aus dem es nur noch schwer auszubrechen ist. "Die andauernde Feindseligkeit und die Kontrollausübung dem Partner gegenüber hat just das zur Folge, was die Eifersucht eigentlich zu vermeiden versucht: Selbst treue und einfühlsame Partner wenden sich langsam ab, mit zunehmender Störung der Beziehung nimmt auch die Wahrscheinlichkeit zu, dass diese beendet wird oder es zum Fremdgehen kommt", weiß Hitschmann. Es tritt das Prophezeite ein - so leiden am Ende oft beide Partner über lange Zeiträume massiv unter diesem Zustand.

Was tun?

Eine mögliche Lösung bei überbordender Eifersucht kann sein, sich Hilfe von außen zu suchen. Die objektive Meinung eines Paartherapeuten kann durchaus vor Augen führen, dass man sich in einem Gefühl verrannt hat: "Es gibt beziehungstrennende und beziehungsfördernde Kommunikation. Das kann man trainieren und so den Eifersüchtigen auch auf gewisse Art steuern", erklärt Hitschmann. Mit ewigen Vorwürfen und Kritik kommt man jedenfalls nicht weiter.

Bis zu therapeutischen Maßnahmen muss es aber gar nicht kommen: In der Regel bahnt sich das Gefühl nämlich schleichend an. Der Schlüssel, um die Eifersucht zu überwinden, ist sich aktiv mit ihr auseinanderzusetzen. Merkt man, dass sie aufkommt, sollte man so gut es geht versuchen, gegenzusteuern: die Augen schließen und ein paar Mal tief in den Bauch einatmen.

Man wird die Eifersucht nicht los, indem man dem Partner keine Freiheiten mehr zugesteht, sondern indem man an sich selbst arbeitet und vielmehr die eigenen Gedanken und Gefühle kontrolliert. Es hilft, die eigene Haltung und negativen Gedanken immer wieder zu hinterfragen. Dann haben diese oft gar keine Chance mehr. Wichtig ist, dass die Eifersucht nicht überhandnimmt – im richtigen Maß kann sie nämlich durchaus als kleine Liebeserklärung verstanden werden.