Bewertung von Aktien: Prognosen und Analysen

Bewertung von Aktien: Prognosen und Analysen © Bild: iStock

Praktisch seit an Börsen mit Aktien gehandelt wird gibt es auch Versuche, die zukünftige Entwicklung der Wertpapiere zu prognostizieren und zu berechnen und Banken beschäftigen hochbezahlte Analysten, die Bilanzen und Geschäftsberichte von Unternehmen untersuchen, die allgemeine Branchen- und Marktlage evaluieren und schließlich Kursziele und Empfehlungen für einzelne Aktien abgeben. Grundsätzlich gibt es dabei ein dreistufiges Empfehlungssystem: „Buy“, also kaufen; „Hold“, also halten und „Sell“, also verkaufen.

Faktoren der Analyse

Analysten berücksichtigen bei ihrem Scorings verschiedene Einzelfaktoren, bei Raiffeisen Research sind das etwa Bewertung (Value), Momentum (Momentum), Qualität (Quality) sowie Wachstum (Growth).

Typische Faktoren, die bei der Bewertung Berücksichtigung finden sind das Kurs/Gewinn-Verhältnis, das Preis/ Buchwert-Verhältnis, das Preis/Cashflow-Verhältnis oder die Dividendenrendite. Wobei die Analysten aber etwa bei der Evaluierung des Kurs/Gewinn-Verhältnis auch den Mittelwert des in den letzten fünf Jahren geschätzten Gewinns in Relation setzen, um Ausschläge, die sich aus der konjunkturellen Dynamik ergeben zu glätten.

Der Faktor Momentum geht auf Narasimhan Jegadeesh und Sheridan Titman zurück, die 1993 anhand des US-Aktienmarkts feststellten, dass die jüngsten Gewinner die jüngsten Verlierer übertreffen (http://www.business.unr.edu/faculty/liuc/files/BADM742/Jegadeesh_Titman_1993.pdf).

Bei der Qualität wird schließlich typischerweise berücksichtigt, ob ein Mehrwert für Aktieninhaber (Shareholder) erzielt werden kann und ob es dem Management gelingt Kapital effizient einzusetzen.

© RBI/Raiffeisen RESEARCH

Bewertung der Analyse

Wie ist es nun zu bewerten, wenn Analysten Kursziele abgeben oder Empfehlungen zum Kauf oder Verkauf bestimmter Wertpapiere abgeben?

Der Realitäts-Check zeigt, dass Einschätzungen der Analysten – so sorgfältig und fundiert sie auch erarbeitet wurden – in der Folge oft deutlich von der weiteren Entwicklung der Wertpapiere abweichen. Denn – wie im Artikel „Bullen und Bären: Wie Aktienkurse entstehen“ erklärt – , hängt die Entwicklung von Aktienkursen eben von der Nachfrage nach einer Aktie und dem entsprechenden Angebot ab. Und diese beiden Faktoren können wiederum von der tatsächlichen Performance eines Unternehmens völlig losgelöst sein. Auch kurzfristige Ereignisse, die der Entwicklung einer Aktie einen Dämpfer verpassen lassen sich beim besten Willen nicht vorhersehen.

Längerfristig denkenden Investoren, die weniger an schnellen Gewinnen, sondern an einem langfristigen Vermögensaufbau mit einem soliden Ertrag interessiert sind, geben die Analysen und Prognosen jedoch wertvolle Anhaltspunkte, um die weitere Entwicklung von Wertpapieren einschätzen zu können. Und schließlich sollten Investoren ohnehin immer die alte Börsenweisheit befolgen, niemals alle Eier in einen Korb zu legen und ihr Aktienportfolio breit zu diversifizieren, um Kursschwankungen nach Möglichkeit ausgleichen zu können.