So schwierig
ist die Jobsuche

AK-Befragung: Welche Erfahrungen Arbeitssuchende gemacht haben

Die Suche nach einem Arbeitsplatz kann zum Spießroutenlauf werden. Das hat eine Online-Befragung der Arbeiterkammer aufgezeigt. "Für die Betroffenen ist das mehr als bitter, sind sie doch oft in einer wirtschaftlich und menschlich schwierigen Lage“, sagt AK-Präsident Rudolf Kaske in einer Aussendung. Er fordert mehr Respekt von den Arbeitgebern.

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Bewerbung - So schwierig
ist die Jobsuche

Über 40 Prozent der Bewerbungen von Arbeitsuchenden werden laut AK von den Unternehmen "net amoi ignoriert". Für die Betroffenen sei es blanker Hohn, wenn manche Personalchefs sie herablassend behandeln oder Vertreter der Wirtschaft von Arbeitsunwilligkeit sprechen und härtere Strafen und die Verschärfung der Zumutbarkeitsbestimmungen fordern würden. "Es gibt so viele Arbeitslose, weil es zu wenige offene Stellen gibt, nicht etwa weil Menschen nicht arbeiten wollen. Die Arbeitsuchenden nehmen vieles in Kauf, um Arbeit zu finden", sagt Kaske. Immerhin 60 von 100 aller Arbeitsuchenden schaffen es im Schnitt nach drei Monaten wieder in eine Beschäftigung.

Insgesamt hat die Arbeiterkammer über 530 Frauen und Männer im Oktober und November 2016 online und anonym zu ihren Erfahrungen bei der Stellensuche befragt. Das ist dabei herausgekommen:

Rund 20 Prozent sagten "oft oder immer" hätten sie den Eindruck, dass sie als Frau oder Mann bei der Bewerbung diskriminiert wurden.

41 Prozent erhielten "nie oder selten" Antwort auf eine schriftliche Bewerbung.

48 Prozent sagten, "oft oder immer" sei nach ihrem Eindruck das Alter ein Problem bei der Arbeitssuche gewesen.

56 Prozent konnten "nie oder selten" im Bewerbungsgespräch persönliche Wünsche zu Arbeitszeit, Einschulung, Weiterbildung oder zu familiären Verpflichtungen ansprechen.

60 Prozent konnten "nie oder selten" über die Höhe der Bezahlung verhandeln.

63 Prozent bekamen "nie oder selten" aufgrund bisheriger beruflicher Erfahrung eine bessere Bezahlung angeboten.

Die Erfahrung hat laut AK gezeigt, dass in Zeiten, in denen das Arbeitskräfteangebot kein wirklich knappes Gut ist, sich manche Unternehmer so gar nicht an bestimmte, anerkannte Benimmregeln halten wollen.

Was Arbeitssuchende schildern

Im Zuge der Befragung haben einige Arbeitnehmer ihre teils haarsträubenden Bewerbungserlebnisse preisgegeben. Unter anderem waren folgende Schilderungen dabei:

Als 50+ bekommt man mit wirklich ausgezeichneter Ausbildung im kaufmännischen, Banken- und IT-Bereich keine Stelle.

Ordinäre Aussagen: "Dass man alleine lebt, ist scheiße."

Unbezahlte Schnuppertage, mindestens fünf bis sechs Stunden. Das Geld holt man sich sicher nicht zurück, denn das macht keinen guten Eindruck – auch wenn die AK da noch so viel Hilfe anbietet.

In jeder Gesprächsrunde wurde das Aufgabengebiet ausgedehnt, bei gleichzeitiger Reduktion des möglichen Gehalts.

Auf die Frage nach der Behandlung von eventuellen Überstunden wurde das Gespräch ohne Antwort beendet, mit der Begründung, dass man nach solchen Fragen nicht zueinander passen würde.

Der Geschäftsführer hat mich auf die Arbeitslosigkeit angesprochen und wie ich dazu stehe, dass ich den Staat ausnutze.

Ich wurde am Telefon nach meinem Gewicht gefragt. Die Frau meinte: "Wenn Sie übergewichtig sind, dann sind Sie der Falsche."

Wurde gefragt, ob ich auf Stöckelschuhen und im kurzen Kleid arbeiten kann, für Bürojob in einer Personalabteilung!

Von zehn Berufsjahren wurden nur zwei angerechnet.

Es wurde mit mir geschrien, weil ich eine viertel Stunde zu früh gekommen bin.

Fragen zu einer etwaigen Schwangerschaft wurden gestellt. Dann war die Dame enttäuscht, weil ich keine Kinder wollte.

Expertentipps

Wer wissen will, was Experten bei Bewerbungen raten, der kann sich unter anderem in der AK-Broschüre "Bewerbungstipps - einfach überzeugend" informieren. Einige der Tipps lauten:

  • Der Erfolg einer Bewerbung hängt in hohem Maße davon ab, dass der Bewerber weiß, was er eigentlich will und warum man sich für eine bestimmte ausgeschriebene Position bewirbt.
  • Der Text ist das Ergebnis der genauen Wer – Was – Warum-Analyse der Anzeige und muss das Unternehmen neugierig machen.
  • Die schwierigste Hürde ist, überhaupt zu einem Gespräch eingeladen zu werden. Daher ist ein gutes Bewerbungsschreiben (max. 1-2 Seiten umso wichtiger.
  • Viele Experten empfehlen ein Deckblatt mit Foto und persönlichen Daten zur Hervorhebung, andere raten davon ab, weil ein Deckblatt die Bewerbungsunterlagen unnötig verlängert. Die Entscheidung liegt letztlich beim Bewerber.
  • Grundvoraussetzung ist: Das Bewerbungsschreiben - das betrifft auch E-Mails - sollte keinen Grammatik- oder Rechtschreibfehler enthalten und ein einheitliches Layout aufweisen. Ebenso sollten Firmenanschrift und Name des Ansprechpartners richtig geschrieben werden.
  • Für Online-Bewerbungen gilt: Formuliere knapp und präzise, aber höflich. Manche Firmen weisen extra darauf hin, dass sie eine Online-Bewerbung bevorzugen.
  • "Sie" anstatt "Ich": Der potentielle Arbeitgeber ist einzig daran interessiert, welchen Nutzen er aus dem neuen Mitarbeiter ziehen kann: Daher lieber "Sehr gute Rechnungswesenkenntnisse können SIE bei einem/er HAK-Absolventen/in voraussetzen ..." und nicht: "ICH habe in der HAK sehr gute Rechnungswesenkenntnisse erworben ..."

Kurios: Arbeitslos aber nicht auf Arbeitssuche

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